„Wir haben mit dem Waldumbau schon begonnen, als der Klimawandel noch kein Thema war“, sagt Michael Graf. Der diplomierte Forstwirt betreut seit fast drei Jahrzehnten ehrenamtlich den 55 Hektar großen Wald der Kirchenstiftung St. Martin Neukirchen bei Schwandorf-Kapflhof und begleitet die Aufforstung mit klimatoleranten Nadel- und Laubbäumen.
„Der Klimawandel macht dem Wald zu schaffen“, ist sich Regina Härtl bewusst. Die Abteilungsleiterin am Neunburger Forstamt fügt aber gleich hinzu: „Es gibt Lösungen für die Probleme“. Sie nimmt die „Woche des Waldes“ zum Anlass, um aktuelle Maßnahmen zum Waldumbau vorzustellen. Die Forstoberrätin begleitet Revierleiter Reinhold Weigert und den vereidigten Forstsachverständigen Michael Graf auf dem Waldumbau- Lehrpfad durch den „Kirchenwald“. Die Kirchenstiftung hat für ihre „vorbildliche Waldbewirtschaftung“ 2019 den Staatspreis des bayerischen Landwirtschaftsministeriums erhalten.
Weniger Nadelbäume
Im „Zukunftswald Neukirchen“ stehen zu 90 Prozent Nadelbäume. „Unser Ziel ist eine Reduzierung dieses Anteils auf 70 Prozent“, erklärt Reinhold Weigert. Die windwurfgefährdeten Kiefern- und Fichtenbestände sollen ersetzt werden durch verschiedene Arten von osteuropäischen Nordmanntannen, die mit dem verdichteten Boden des Oberpfälzer Jura und den klimatischen Bedingungen besser zurechtkämen. Ein Drittel des Stiftungswaldes soll einmal aus Laubgehölzen bestehen. Stellvertretend zeigt Michael Graf auf eine Esskastanie, die sich auf der eingezäunten Anbaufläche „prächtig“ entwickle.
Dem Spaziergänger am Lehrpfad fällt eine 0,3 Hektar große eingezäunte Fläche auf, die weitgehend abgeholzt ist. Nur ein paar Kiefern stehen noch zum Schutz der heranwachsenden Triebe. Unter wissenschaftlicher Begleitung entstehe hier in den nächsten 15 Jahren ein beispielhafter Mischwald, erklärt Revierleiter Reinhold Weigert.
Orkan „Wiebke“ richtete 1990 im Wald der Kirchenstiftung Neukirchen große Schäden an und entwurzelte zahlreiche Kiefern und Fichten. Nach diesem Ereignis begannen die Verantwortlichen mit dem Waldumbau. Neben Buche, Tanne und Lärche wurden Douglasie, Elsbeere, Esskastanie und Schwarznuss gepflanzt. Außer den Bewirtschaftungsmaßnahmen hat die Kirchenstiftung auch den Waldnaturschutz im Auge und belässt das Totholz als Lebensraum für Tiere im Wald.
Nachhaltigkeit wichtig
Auch das Thema „Nachhaltigkeit“ spielt eine Rolle. "Wir nutzen nicht mehr Holz als die 5,3 Festmeter pro Hektar, die momentan nachwachsen", erklärt Waldbetreuer Michael Graf. Er ist auf dem Kapflhof in unmittelbarer Nähe zum Stiftungswald aufgewachsen. Schon sein Schulweg führte ihn „durch den Forst“. Später war er zum Schwammerlsuchen oder Waldarbeiten im „Kirchenholz“.
Dadurch hat sich Michael Graf eine gute Ortskenntnis erworben und eine Beziehung zum Wald aufgebaut. Er freut sich, wenn die Spaziergänger das Naherholungsgebiet nutzen und die Maßnahmen zum Waldumbau beobachten. Tafeln am Weg des zwei Kilometer langen Lehrpfades informieren über waldbauliche Zusammenhänge und die Maßnahmen zum Waldumbau.
Waldumbau-Lehrpfad
- Mit der "Initiative Zukunftswald" fördert das bayerische Landwirtschaftsministerium den Lehrpfad im Wald der Kirchenstiftung Neukirchen.
- Auf dem zwei Kilometer langen Rundweg informieren Schautafeln über den Waldumbau, die Waldpflege und die Baumarten.
- Bei Dieterskirchen besteht ein weiterer Lehrpfad zur Veranschaulichung der Waldumbaumaßnahmen.
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