Gewalt gegen Frauen ist auch im Jahr 2025 bitterer Alltag. Jede dritte Frau in Europa erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexualisierte Gewalt – Zahlen, die wachrütteln und zum Handeln drängen. Um darauf aufmerksam zu machen, findet jährlich am 25. November der internationale Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen!“ statt. In der Schwandorfer Spitalkirche versammelten sich dazu zahlreiche Gäste, Organisationen und Initiativen, aufgerufen von Helga Forster, der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises.
Schweigen durchbrechen
Forster erinnerte daran, dass Gewalt oft im Stillen beginne, aber verheerende Spuren hinterlasse. Sie rief dazu auf, nicht wegzuschauen, Betroffene zu unterstützen und offen über Gewalt zu sprechen: „Schweigen und Scham müssen endlich durchbrochen werden.“ Ihren Dank richtete sie an die Regensburger Schriftstellerin Beate Teresa Hanika, die junge Harfenistin Pia Pfeiffer aus Schönau-Tiefenbach, die für die Musik sorgte, und besonders an Margit Berwing-Wittl (Burglengenfeld) vom Verein „Frauen helfen Frauen“, Trägerin des Schwandorfer Frauenhauses.
Der stellvertretende Landrat Richard Tischler (Pfreimd) betonte, „am heutigen Gedenktag setzen wir gemeinsam ein deutliches Zeichen: Gewalt gegen Frauen darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben“. Auch im Landkreis Schwandorf seien Frauen von häuslicher und sexueller Gewalt betroffen. „Umso wichtiger ist es, dass Betroffene wissen: Sie sind nicht allein. Hilfe ist da“, versicherte Tischler. Sein Dank galt allen, die in Beratungsstellen, Frauenhäusern oder bei der Polizei mit großem Engagement Unterstützung leisten.
Arbeit des Frauenhauses
Berwing-Wittl gewährte einen Einblick in die Arbeit des Frauenhauses, das seit fast 40 Jahren Schutz für Frauen und Kinder bietet. Seit der Gründung 1988 sei der Weg steinig gewesen: Von anfänglicher Skepsis im ländlichen Raum bis hin zu finanziellen Unsicherheiten. Dennoch habe man sich behauptet – heute arbeiten sechs Fachfrauen im Haus, das jährlich zu 75 bis 80 Prozent ausgelastet ist. Die Geschichte des Frauenhauses sei geprägt von Solidarität und Mut. Berwing-Wittl erinnerte an frühe Schicksale wie das einer 17-Jährigen, die vor massiver familiärer Gewalt floh und im noch leeren Haus Schutz fand. „Hilfe zur Selbsthilfe“ sei bis heute das zentrale Prinzip. Viele Frauen fänden mit fachlicher Unterstützung den Weg in ein selbstbestimmtes Leben – auch wenn Rückschläge nicht ausblieben.
Trotz aller Herausforderungen funktioniere die Zusammenarbeit mit Schulen, Polizei und Behörden im Landkreis inzwischen gut. Entscheidend aber bleibe die Solidarität unter Frauen – und der gesellschaftliche Wille, Gewalt nicht länger als Einzelfall zu betrachten. „Die Augen zu verschließen ist keine Lösung“, so Berwing-Wittl. Der Aktionstag am 25. November sei daher weit mehr als ein Symbol: ein Auftrag an alle, täglich hinzusehen.
"Rotkäppchen muss weinen"
Ein weiterer Höhepunkt war die Lesung der Regensburger Autorin Beate Teresa Hanika aus ihrem Buch "Rotkäppchen muss weinen". Es erzählt die Geschichte der 13-jährigen Malvina, die von ihrem Großvater seit langer Zeit sexuell missbraucht wird. Beate Teresa Hanika zeichnet das Psychogramm einer Familie, die Malvinas Hinweise auf den Missbrauch nicht wahrhaben will und das Thema totschweigt. Sie erzählt vom Ringen des Mädchens, den Missbrauch öffentlich zu machen. Durch eine intensive Figurenzeichnung und durch sprachliche Dichte schaffte sie eine beklemmende Atmosphäre, der sich die Zuhörer nicht entziehen konnten.














Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.