Schwarzach
30.11.2023 - 08:47 Uhr

Tierwohl-Seminar zeigt Landwirten neue Fütterungsmethode

Hinter dem Begriff "Obsalim" verbirgt sich eine Fütterungsmethode für Landwirte. Was genau es damit auf sich hat, wird bei einem Seminar in Schwarzach deutlich.

Dr. Andreas Striezel wertet zusammen mit den Landwirten die Ergebnisse anhand der Karten aus. Bild: Hofbauer/exb
Dr. Andreas Striezel wertet zusammen mit den Landwirten die Ergebnisse anhand der Karten aus.

"Obsalim": Das klingt wie eine Zauberformel. Es steht aber für „Observations alimentaires“, zu Deutsch: „Fütterungsbeobachtung“. Doch die Landwirte, die in Schwarzach bei Nabburg auf Einladung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf und des Netzwerks „Fokus Tierwohl“ zusammengekommen waren, versprechen sich von dieser Beobachtungsmethode tatsächlich ein bisschen Zauber.

Denn bisher sind laut einer Pressemitteilung des AELF aufwändige und kostspielige Laboranalysen das Mittel der Wahl, wenn sie ihre Tiere bedarfsgerecht füttern möchten. Mit der neuen Methode sollen die Landwirte ihre Herde genauer beobachten und besser erkennen können, wo der Schuh drückt. Dr. Andreas Striezel, Tierarzt und Lehrbeauftragter an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, stellte ihnen die Methode vor. Das wichtigste Hilfsmittel dabei: Spielkarten.

Nachdem Striezel am Vormittag den Landwirten eine theoretische Einführung in „Obsalim“ gegeben hatte, ließ er sie im Stall erst einmal eigene Erfahrungen machen, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Tierhalter wurden in Gruppen eingeteilt und erhielten pro Gruppe ein Kartendeck. „Obsalim ist so etwas wie ein Kartenspiel, ein Quartett für Landwirte“, brachte es Herbert Wendl vom AELF Regensburg-Schwandorf auf den Punkt. Nur sind es insgesamt 60 statt 32 Karten. Jede beschreibt ein bestimmtes Symptom.

Die Kursteilnehmer hatten nun die Aufgabe, die Kühe zu beobachten und bei Symptomen die entsprechende Karte herauszusuchen. Zu beachten gibt es nur eins: Mindestens zwei Drittel der Tiere müssen die Symptome aufweisen, damit sie gewertet werden können. Bei Obsalim geht es nämlich ausschließlich darum, die Fütterung der gesamten Herde zu steuern. Auf jeder Karte steht unten eine Zahlenreihe mit Plus und Minus. Sie stehen für Energie, Eiweiß, Fasern des Futters sowie die Pansenstabilität, teilt das AELF weiter mit.

Währenddessen ging Striezel unter die Kühe. Mit dabei hatte er sein Geschirr: einen Löffel, ein feines Sieb und das, was sie in Schwaben liebevoll "Spätzlipresse" nennen. Die Schwandorfer Landwirte erinnerte es hingegen eher an eine Presse für Burgerpatties. Das Produkt, das dabei herauskam, war allerdings wenig appetitlich: Es bestand aus Kotproben. Mithilfe des Siebes wusch er diese aus, sodass nur noch die festen Bestandteile übrigbleiben. Diese kamen in die Presse. Striezel begutachtete das Ergebnis gemeinsam mit den Landwirten: Der Presskuchen ist etwa 24 Millimeter dick. Das zeige, dass die Kühe das meiste Futter gut verdauen. Allerdings fanden sich noch etliche Maiskörner in der Probe. Ein Hinweis, dass die Kühe noch nicht alles aus dem Futter herausholen, was möglich wäre. Auch dazu gibt es eine eigene Karte.

Gemeinsam mit den Kursteilnehmern wertete Striezel die Symptome aus. Dass das einige Übung erfordert, wurde schnell klar. „Es ist einfach schwierig zu unterscheiden, was ist ein Einzelsymptom und was betrifft die ganze Herde“, erklärte Wendl vom AELF, der selbst zum ersten Mal an einem Obsalim-Kurs teilgenommen hat. Er möchte dieses Thema mit den Landwirten in weiteren Veranstaltungen vertiefen. Denn, so Wendl, „mit ein bisschen Übung braucht ein Beobachter für das ganze Verfahren nur eine Viertelstunde“.

 
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