Funkmast verhindern: Offener Brief an Schwarzenfelder Bürgermeister und Markträte

Schwarzenfeld
27.06.2022 - 16:08 Uhr

Sie lassen nicht locker. Die Gegner des geplanten Funkmasts auf dem Kulchberg über Traunricht haben eine Art Bürgerinitiative ins Leben gerufen und einen offenen Brief verfasst. Der ist gepfeffert.

Seitdem bekannt wurde, dass der Markt Schwarzenfeld auf dem Kulchberg bei Traunricht einen BOS-Behördenfunkmasten errichten will, sind Bürgermeister Peter Neumeier (links) und der Traunrichter Franz Prey (Mitte) wegen des Themas Funkmast in eine leidenschaftliche Debatte eingetreten. Das Bild zeigt einen Moment der Demo gegen den Mast am 23. Mai 2022 vor dem Rathaus.

Unterschrieben wurde der Offene Brief der „Bürgerinitiative Schwarzenfeld“ von Dr. Frederike Schenke, Thomas Haas und Franz Prey. Die Kinderzahnärztin, der Wirtschaftsberater und der pensionierte Finanzbeamte aus der Waldstraße in Traunricht bilden die Spitze der neuen Initiative, die sich selbst als „losen Zusammenschluss von Gleichinteressierten“ bezeichnet. Sie will zwar keinen Behördenfunk-, aber sehr wohl einen zusätzlichen Mobilnetzmast verhindern.

Am Montag, 27. Juni, wurde der Brief dem Rathaus und den Räten zugestellt. Er kann auch im Internet auf der Homepage der BI nachgelesen werden und beginnt zunächst verständnisvoll. „Die Verbesserung der Versorgungslücken des BOS-Digitalfunks im Gemeindegebiet Schwarzenfeld ist unumstritten eine nötige Maßnahme zum Wohle aller. Dafür haben wir größtes Verständnis und unterstützen Ihre Bemühungen die Versorgungslücken des Digitalfunks zu schließen.“

„Große Ungerechtigkeit“

Dann aber kommt das erste Aber: „Keinerlei Verständnis haben wir für die Vermischung mit dem Mobilfunk und die Art und Weise, wie dies nun umgesetzt werden soll.“ Dass ein über 50 Meter hoher, kombinierter BOS- und Mobilfunkmast neben dem Traunrichter Wohngebiet sei nicht die „perfekte Lösung“, heißt es in dem Schreiben. Den Adressaten ins Stammbuch geschrieben wurde folgender Satz: „Wir empfinden das als große Ungerechtigkeit und fühlen uns übergangen und alleine gelassen mit unseren berechtigten Sorgen.“

Ein Blick auf die bestehende Versorgung mit Mobilfunk ergebe, dass „seit 2019 drei Mobilfunkbasisstationen errichtet wurden und die Netzabdeckung mit Highspeed-LTE sehr gut ist“. Der letzte Standort sei erst im Januar dieses Jahres von Telefonica im Schwarzenfelder Industriegebiet in Betrieb genommen worden, zusammen mit der Telekom. Wenn Telefonica partout die Abdeckung auf der Autobahn A 93 erhöhen wollte, gebe es „passenderweise“ seit 2019 bereits eine Basisstation der Telekom auf dem alten Alkofergelände.

Da von Telefonica niemand bei der kürzlichen Infoveranstaltung zum geplanten Funkmast anwesend war (sie fand am 8. Juni statt), müsse man sich „einseitig auf nicht unabhängig geprüfte Aussagen von Netzbetreibern und Projektleitern“ verlassen. Diese würden „ihre ureigenen Interessen verfolgen, die nicht den Interessen der eigenen Bevölkerung entsprechen“.

Blick auf neues Baugebiet

Die Gegner der Anlage auf dem Kulchberg fühlen sich „Anfeindungen“ ausgesetzt: „Und man droht uns, wenn dieser Mast nicht gebaut werde, würde einer unserer Nachbarn einen solchen auf seinem Dach errichten lassen. Diese Androhung ist nicht wahr und würde nur Realität werden, wenn die Verwaltung dieses wichtige Thema weiterhin ignoriert und den Mobilfunk nicht in die Bauleitplanung aufnimmt.“

Als Bitte vorgetragen fordern die Anwohner von den Mandatsträgern: „Lehnen Sie den weiteren Mobilfunkstandort unmittelbar neben einem reinen Wohngebiet ab.“ Denn auch das neue Baugebiet „Traunricht Südhang“, das am Fuße des Kulchbergs geplant ist, fließt in die Argumentation ein. Der große Funkmast werde offensichtlich geplant „trotz des nahe gelegenen neuen Baugebiets, von dem man hofft junge Familien mit Kindern zum Zuzug nach Schwarzenfeld zu motivieren“.

Am 18. Juli entscheiden

Für die Initiative ist wichtig, das der Marktrat die Probleme des BOS-Funks löst. „Aber tragen Sie Sorge, dass der Mobilfunkausbau nachhaltig, effizient und so schonend wie möglich geschieht. Die Gesundheitsrisiken durch gepulste hochfrequente Mobilfunkstrahlung sind keine Verschwörungstheorie und inzwischen vielfach durch anerkannte Studien belegt.“

In einem letzten Appell des Offenen Briefs heißt es in Richtung Bürgermeister und Räte: „Wir haben Sie gewählt, damit Sie unsere Interessen vertreten. Bitte schaffen Sie keine Tatsachen, die uns über Jahrzehnte begleiten werden.“ So solle sich der Marktrat in seiner nächsten Sitzung am 18. Juli „für die Gesundheit seiner Mitbürger und gegen kommerzielle gewinnorientierte Mobilfunkkonzerne“ entscheiden. „Wir würden uns zudem sehr freuen“, so endet das Schreiben, „wenn Sie mit uns in den Dialog treten“.

Schwarzenfeld09.06.2022
 
 

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