Lobo ist ein Motorradclub (oder: Motorcycle-Club), der Wert legt auf Transparenz. Sowohl im Internet wie auch auf Social-Media-Plattformen wie Facebook geben die Biker bereitwillig über sich und ihre Aktivitäten Auskunft. Auch der Präsident des Chapters (Ortsvereins) Amberg, Daniel Veil, ist ein offener und kontaktfreudiger Mensch. Der 34-Jährige betreibt das Tattoo-Studio "Harbour Tattoos" in Nabburg und berichtet im Gespräch mit Oberpfalz-Medien vom geplanten Umzug des Clubheims nach Schwarzenfeld und welche Knüppel dem Verein derzeit zwischen die Beine geworfen werden.
Als Motorradclub ist Lobo schon 45 Jahre alt - und er ist damit einer der ältesten, wenn nicht der älteste MC in Deutschland. Er wurde 1973 in Pforzheim gegründet und hat dort im vergangenen September sein halbrundes Jubiläum mit einem Festival für Jung und Alt gefeiert. Nicht ganz so alt, nämlich nur zehn Jahre, ist das Chapter Amberg, das sich auch nicht umbenennen wird, wenn das Clubhaus künftig in Schwarzenfeld ist.
Bisheriges Heim zu teuer
"Unser Clubhaus war bislang vor Amberg am Haidweiher", erzählt Veil, "aber unser Chapter hat weniger Mitglieder und so wurde uns Haidweiher zu teuer." Trotzdem wollen die verbliebenen acht Freunde "einen Treffpunkt, wo man sich zusammensetzten und auch mal Freunde einladen kann". Es gibt im Jahreslauf überdies einige Feste, die gefeiert werden - ein Sommerfest, die "Frostnacht" und "unser legendäres Weißwurstfrühstück am 24. Dezember", zählt der Präsident auf und schmunzelt. Abgesehen davon ist der MC viel unterwegs, die Ausfahrten führen durch ganz Deutschland, auch zu den Festivitäten anderer Chapter.
Auf dem alten Allkofer-Gelände haben die "Wölfe" (so übersetzt sich "Lobo") ein kleines Gebäude angemietet, das sie seit zwei Monaten an Feierabenden in Eigenregie herrichten - eine Holzbar wird eingebaut, auch zwei Toiletten. "Wir müssen das in unserer Freizeit nebenher machen, weil wir alle berufstätig sind", sagt Veil, der selbst in Schwarzenfeld wohnt. Umso mehr wurmt ihn, dass das Landratsamt jetzt vor einigen Tagen einen Weiterbau-Stopp verfügt hat. "Dabei bauen wir doch gar nicht um, sondern aus."
Daniel Veil weiß, dass es Leute gibt, die den MC nicht in Schwarzenfeld haben wollen. Dass im Landratsamt ein entsprechendes Schreiben eingegangen ist, kann er sich als einen der Gründe für den Baustopp vorstellen. Eine Nachfrage von Oberpfalz-Medien ergab, dass auch in der Marktverwaltung ein anonymer Brief landete, in dem Front gemacht wird gegen die Biker. Oberpfalz-Medien selbst liegt ebenfalls ein entsprechendes Statement vor.
"Ein Familienclub"
"Die Leute glauben, ein MC muss kriminell sein", bedauert Veil, der das aber weit von sich weist. "Wir wollen keine Probleme bekommen", versichert er, "und Drogen sind bei uns sowieso verboten". Steckt also hinter der rauen Schale ein ganz normaler Verein? Für Veil ist klar: "Wir sind ein Familienclub, Frauen und Kinder machen bei unseren Aktivitäten mit."
Und dass am Clubhaus das "1 Prozent"- Schild prangt, das als Code auf eine handfeste Außenseiter-Gesinnung der Mitglieder schließen lässt? Das sei, wenn man den Präsidenten richtig versteht, eher der Club-Nostalgie geschuldet: "Im Grunde wollen wir keinen Ärger."
Alt und unauffällig
Lobo MC (Abkürzung für Lobo Motorcycle Club) ist einer der ältesten deutschen MCs. Er wurde 1973 in Pforzheim gegründet und besteht laut Wikipedia derzeit aus 22 deutschen Chaptern (Ortsvereinen). Dazu kommen je ein Chapter in Kroatien (Zagreb) und Spanien (Mallorca) sowie drei Chapter in Thailand (Nong Khai, Chiang Mai und ein Nomads-Chapter). Wegen des Clubnamens Lobo, der auf Spanisch "Wolf" bedeutet, wählten die Gründer des MCs als Clublogo einen stilisierten Wolfskopf. Auffällig geworden ist Lobo MC hier in der Region noch nicht, versichert die Polizei auf Nachfrage. (td)
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