Der Defiliermarsch läuft in der Passauer Dreiländerhalle in Dauerschleife, als die Moderatorinnen Dorothee Bär (Staatsministerin für Digitalisierung) und Angelika Niebler, stellvertretende Parteivorsitzende, Ministerpräsident Markus Söder ankündigen. Er bahnt sich mit seiner Frau Karin und Generalsekretär Markus Blume den Weg durch die klatschende Menge. Dann muss er warten.
Blume, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und der Passauer Landratskandidat Raimund Keidinger sind vor ihm dran. Jeder darf ein paar Minuten ans Rednerpult. Scheuer etwa singt ein Loblied auf das prächtig entwickelte Niederbayern, das Beispiel für ganz Deutschland sein soll. Für seinen Auftritt buhen ihn einige Parteianhänger jedoch aus.
Ein Video vom politischen Aschermittwoch der CSU in Passau
Publikum feiert Manfred Weber
Manfred Weber, Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europa-Parlament, spricht von der Enttäuschung nach der Europa-Wahl 2019. "Eine Niederlage ist erst dann eine Niederlage, wenn man nicht wieder aufsteht." Er sei wieder aufgestanden. Lauter Jubel. Das Publikum lässt ihn nicht weiterreden, erhebt sich von den Plätzen, schwenkt Fähnchen, pfeift. Weber wird gefeiert.
Nach einer Dreiviertelstunde ist Söder als Hauptact dran. Er wettert sofort in alle politischen Richtungen. Der Ministerpräsident stichelt gegen SPD, AfD und FDP. Der Großteil seiner Rede behandelt eine andere Partei: "Mit Überzeugung dagegen, aber keine Ahnung wofür - das ist das Motto der Grünen", schimpft der Franke und erinnert an Katharina Schulzes Auftritt in Markus Lanz' Talkshow. Ahnung von Lösungen habe dagegen die CSU. Nur ein Zugeständnis gibt es: "Bäume umarme ich gern - aber das ist das einzig Grüne, was ich umarmen will." Dabei gibt es eine Gemeinsamkeit mit den Grünen. Auch der 53-Jährige hat Ahnung von Recycling, denn einen kleinen Teil seiner Rede hat er tags zuvor schon gehalten, als er den Schlappmaulorden in Kitzingen bekommen hatte.
Söder malt in Passau sein persönliches Horrorszenario an die Wand: Ein grüner Bundeskanzler würde nur mit Verboten und Belehrungen regieren. Doch die Zeit erfordere Neues, nicht die "grüne, alte Mottenkiste". Applaus. "Nicht von Schwarz-Grün träumen und am Ende mit Grün-Rot-Rot aufwachen", mahnt er. Seinen Fans, die ihn als Kanzler sehen wollen, erteilt er abermals eine Absage: "Mein Platz ist hier." "Markus, bleib in Bayern. In Berlin, da gibt es nichts zu feiern", steht auf einem Schild, das ein Anhänger durch die Reihen trägt.
Söder vergleicht Rechtsradikale mit RAF
Etliche Gags hat er in seine Rede eingebaut: "Manche glauben, Bayern ist ein eigenes Land und ich widerspreche dem nicht." Das Publikum findet's lustig. Besonders gut kommt auch das Thema Landwirtschaft an: "Die ganze Welt trinkt und frisst bayerisch." Auch über den Anschlag in Hanau redet Söder und vergleicht die heutigen Rechtsradikalen mit der RAF. Er spricht sich deutlich gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD aus - Applaus - und gegen eine mit der Linken - Jubel und Getrampel.
Viel Bier getrunken wird wohl nicht. Kein "Prosit" erklingt. Trotzdem: "Der Besuch und die Stimmung waren wieder ausgezeichnet", meint Schwandorfs Landrat Thomas Ebeling. Söder habe bewiesen, dass er den Freistaat in die Zukunft führen könne, meint der JU-Landesvorsitzende Christian Doleschal aus Brand (Kreis Tirschenreuth).
Söders Auftritt dauert eine Stunde fünf Minuten. Es folgen vier Minuten Applaus und ein Gruppenfoto. Blume lobt, bevor die Blaskapelle Bayern- und Deutschland-Hymne spielt: "Das war ein politischer Aschermittwoch der Extraklasse."
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