12.01.2020 - 19:08 Uhr

SPD-Kandidat will in Erbendorf mehr Bürgernähe und Transparenz

Jochen Neumann will ein "Bürgermeister zum Anfassen" sein und im politischen und gesellschaftlichen Leben von Erbendorf neue Wege beschreiten. Im proppenvollen kleinen Saal der Stadthalle stellt der SPD-Kandidat sein Wahlprogramm vor.

Der doppelte Jochen Neumann: Der eine lächelt locker vom Wahlplakat herunter, der andere trägt mit ernster Mine das Wahlprogramm vor, das er zusammen mit der SPD Erbendorf/Wildenreuth entwickelt hat. Bild: man
Der doppelte Jochen Neumann: Der eine lächelt locker vom Wahlplakat herunter, der andere trägt mit ernster Mine das Wahlprogramm vor, das er zusammen mit der SPD Erbendorf/Wildenreuth entwickelt hat.

Es hat ambitionierte Ziele. Heiße Eisen werden nicht ausgelassen.Rund 100 Erbendorfer waren am Freitagabend gekommen. Stadtratskandidaten, Zuhörer ohne Parteibuch und eine starke Delegation der Freien Wähler um Mitbewerber Bernhard Schmidt. Sie alle hörten schmissige Zwischentöne der Falkenberger Karpfenmusik und eine inhaltlich beherzte Rede des Bewerbers um den Chefsessel im Rathaus. Seine Kandidatur bezeichnet der 52-jährige als Herzensangelegenheit: "Erbendorf ist für mich seit meiner Kindheit ein wunderbarer Ort." Neumann kündigt an, die Bürger besser mit einzubinden, jederzeit ansprechbar zu sein und regelmäßige Bürgersprechstunden abzuhalten - auch ohne Voranmeldung. Respekt, Wertschätzung, Toleranz und Offenheit müssten ebenso wieder einen höheren Stellenwert genießen wie Transparenz in den politischen Entscheidungsprozessen. Der Kandidat will auch mehr Teamwork in der Verwaltung: "Das heißt, Aufgaben auf mehr Schultern verteilen und Führungskräfte sich mehr entfalten lassen." "Neues" Rathaus

Gerade in Zeiten der Digitalisierung sei es notwendig, eine bürgernahe Verwaltung aufzubauen, die den Menschen vor Ort hilfreich zur Seite stehe. Angedacht ist eine Art Bürgerbüro, in dem auch spezielle Kontakte vermittelt werden, sollen, falls die Verwaltung einmal nicht zuständig ist. Bürgervorschläge sollen schneller nach oben durchdringen - auf herkömmliche oder digitale Weise. Jugend, Familien, Senioren

Jochen Neumann lobt ausdrücklich die ausgezeichnete Arbeit in den Kindergärten und der städtischen Krippe. Aber im Hinblick auf die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei es nötig, Betreuungszeiten zu erweitern und zu optimieren. Ob ein Jugendzentrum geschaffen wird, sollen die Betroffenen selbst entscheiden. Ob Jugendforum, -parlament oder -bürgermeister: Der Nachwuchs soll eine Plattform mit Einflussmöglichkeiten erhalten. Junge Familien sollen Wohnraum und finanzielle Unterstützung erhalten, Senioren über das Generationen-Netzwerk hinaus unterstützt werden. Neumann will einen Einkaufsbus auf den Weg bringen, der von der Haustür zum Supermarkt fährt. Ehrenamt und Vereine

Neumann steht für eine direkte Anlaufstelle im Rathaus. Darüber hinaus müssten die fünf Ortsfeuerwehren weiterhin unterstützt werden. Und an dieser Stelle sprach Redner seinen Mitbewerber Bernhard Schmidt, seines Zeichens Feuerwehrkommandant in der Steinwaldstadt, direkt an: "Es wurden ja bereits Gespräche zwischen Feuerwehr und BRK wegen eines Neubaus einer gemeinsamen Rettungswache beziehungsweise Feuerwehrhauses geführt. Wenn ich Bürgermeister werde, stehe ich voll hinter dem Projekt. Lieber Bernhard, da werfen wir gemeinsam unser Gewicht in die Waagschale. Da kommen ein paar Zentner zusammen." Wohnen und Infrastruktur

Auf der Agenda von Jochen Neumann stehen auch bezahlbares Wohnen und die Ausweisung neuer Baugebiete, die Beseitigung von Leerständen und die Gestaltung von Dorfmittelpunkten. Ein Dorn im Auge ist ihm die Grüngutdeponie in Schadenreuth. "Mit mir als Bürgermeister wird es die Fahrten mit dem Auto durch löchrige, staubige und schlammige Wege nicht mehr geben." Die Alternative sei ein Wertstoffhof mit Grüngutdeponie im Bereich des Bauhofs. Ab 2026 dürfen voraussichtlich keine neuen Ölheizungen installiert werden. Hier wirbt Neumann mit dem Fernwärmenetz der Stadtwerke. "Je mehr angeschlossen sind, desto günstiger wird's".

In die Jahre gekommen seien Gehwege, Straßen, die Kläranlage und Wasserleitungen. Hier herrsche überall erheblicher Sanierungsbedarf, insbesondere bei den "Stolperfallen" für Fußgänger und den Schlaglöchern für Autofahrer auch in den Ortsteilen. In Sachen Erweiterung Gewerbegebiet liegt Neumann eine interkommunale Zusammenarbeit am Herzen. Ein Thema, mit dem sich viele Mandatsträger in der Region offenbar schwer tun.

Der SPD-Kandidat steht zur Fortführung des Städtebauförderungsprogramms, "aber mit Augenmaß", die barrierefreie Neugestaltung des Friedhofs, die Sanierung des Leichenhauses inklusive Toilettenanlagen. Kultur und Tourismus ...

... sind nach Meinung der SPD in den vergangenen Jahres sträflich vernachlässigt worden. "Alleine mit Stadtball, Bürgerfest oder Adventskonzerten kommt man nicht weiter. Ich stehe für einen sanften Tourismus. Wir haben Natur pur und müssen damit auch werben." Ein aktives Kulturmanagement der Stadt sei deshalb unabdingbar. Stadtratsarbeit

Mit ihm an der Spitze soll ein neuer Umgangston in der Stadtratsarbeit Einzug halten, verspricht Jochen Neumann. "Bei Entscheidungen des Bürgermeisters sind im Vorfeld die Fraktionen mit einzubeziehen. Die Zeiten sind vorbei, den Stadtrat vor vollendete Tatsachen zu stellen."

Info:

Wo ist "Charly"?

Am Freitag um 21.15 Uhr war alles vorbei. Nein, nicht die Kundgebung der SPD, sondern die Geburt des zweiten Enkelkindes von „Charly“ Rottmann. Es ist ein Mädchen und heißt Jamila. Bei der Präsentation der einzelnen Stadtratskandidaten fehlte deshalb das „rote Urgestein“. Während Rottmanns Gattin Andrea im Krankenhaus Tirschenreuth weilte, musste der Bewerber auf Platz 11 den eigenen vierköpfigen Nachwuchs und das erste Enkelkind hüten.

Info:

Freibad vor dem Aus?

Offenbar mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht Jochen Neumann das geplante Schulhallenbad der Steinwald-Gastro-GmbH. Bei einer Realisierung sieht er aus finanziellen Gründen dunkle Wolken über dem Freibad aufziehen.. „Ich glaube, ich spreche aus dem herzen vieler, wenn ich sage: Das Freibad muss erhalten bleiben.“

 
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