Speichersdorf
07.05.2019 - 17:12 Uhr

Mehr Leistung, aber auch Kosten

Der überarbeitete Bauentwurf für den Umbau und die Sanierung der kommunalen Kläranlage ist fertig. Die Gemeinde Speichersdorf wartet auf grünes Licht der Behörden.

7,585 Millionen Euro wird die Sanierung und Modernisierung der Kläranlage voraussichtlich nun kosten. Mit mindestens 1,3 Millionen Euro soll das Vorhaben bezuschusst werden. Bild: ak
7,585 Millionen Euro wird die Sanierung und Modernisierung der Kläranlage voraussichtlich nun kosten. Mit mindestens 1,3 Millionen Euro soll das Vorhaben bezuschusst werden.

Die in die Jahre gekommene Kläranlage der Gemeinde wird umfassend saniert und sowohl reinigungstechnisch als auch energetisch modernisiert. Den geänderten Bauentwurf mit vorgeschriebener Phosphat-Elimination stellte Diplomingenieur Stefan Wolf vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Kemnath dem Gemeinderat am Montag vor. Bürgermeister Manfred Porsch erklärte dazu eingangs, dass die alte Abwasserreinigungsanlage überlastet und deren Wasserrecht abgelaufen sei. Zu viel Klärschlamm erreiche den Vorfluter. "Unser Ziel ist es, unsere Kläranlage auf den technischen Stand von heute zu bringen, Energie aus gewonnenem Methangas für Strom und Wärme zu erzeugen und unsere Abwasseranlage zukunftssicher zu machen."

Der Bauentwurf soll nun dem Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt zur Prüfung und Zuschussbewilligung vorgelegt werden. Wolf berichtete, dass die Tekturplanung wegen neuer Mindestvoraussetzungen bei der Phosphat-Elimination und Klärschlammentsorgung notwendig war. Der Klärschlamm muss nach vorheriger Trocknung anstelle einer landwirtschaftlichen oder landschaftlichen Nutzung künftig verbrannt werden.

"Alle vorhandenen baulichen Anlagen werden weiter verwendet und durch neue zur Erhöhung der Reinigungsleistung ergänzt", betonte der Planer. Neu entstehen ein Sandfang mit Rechenanlage, zweites Denitrifikationsbecken, Vorklär- und Nachklärbecken, Gasbehälter mit 270 Kubikmeter, Faulturm mit 400 Kubikmeter und Betriebsgebäude (siehe Kasten).

Wolf bezifferte die Baukosten auf 3,107, die Kosten des verfahrenstechnischen Teils auf 1,665 und des elektrischen Teils auf 0,63 Millionen Euro netto. Eine EU-weite Ausschreibung ist nicht erforderlich, da der Schwellenwert unterschritten wird. Mit Baunebenkosten und Mehrwertsteuer belaufen sich die Gesamtkosten auf 7,585 Millionen Euro. Die Bauzeit beträgt zwei Jahre. Als Baubeginn wird 2019 angestrebt. Der Anlagenumbau wird mit einer Projektförderung aus Jülich mit 300 000 Euro und einem Zuschuss in Höhe von 250 Euro je angeschlossenem Einwohner (etwa 5200) zuzüglich Gewerbeeinheiten bezuschusst. Insgesamt rechnet die Gemeinde mit einer staatlichen Förderung von mindestens 1,3 Millionen Euro. Die Baukosten werden zudem mit einem Verbesserungsbeitrag, Gebührenanteil und Eigenmitteln finanziert. Der Prognosewert der zukünftigen Reinigungsleistung beträgt 8000 Einwohnergleichwerte.

In der Aussprache erkundigte sich Franc Dierl (CSU) nach der Kostenerhöhung gegenüber dem Erstentwurf. Sie liegt bei 840 000 Euro. Die Leistung des Blockheizkraftwerkes beträgt 25 Kilowattstunden elektrisch und 43 Kilowattstunden thermisch, hieß es auf Anfrage des Bürgermeisters. Porsch ergänzte, dass nur mehr ein Sechstel des bisher anfallenden Klärschlammes entsorgt werden muss. Hermann Eisenhut (SPD) hinterfragte des Gasspeichermenge. Sie beträgt 125 Kubikmeter pro Tag. Anstelle der Gastherme könnte ein zweites Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Wärme- und Stromerzeugung eingebaut werden. Die Mehrkosten betragen rund 15 000 Euro.

Rudi Kirchberger (UBV) wollte die BHKW-Wärmenutzung im Sommer wissen. Sie wird mangels Bedarf mittels Kühler in die Umgebung abgegeben. Zweiter Bürgermeister Rudi Heier (SPD) erinnerte an die Anpassung der Finanzplanung der Folgejahre 2020 bis 2021. Porsch schloss mit dem Hinweis, dass der Bauentwurf dem Landrats- und Wasserwirtschaftsamt samt Antrag zur Erteilung einer neuen wasserrechtlichen Erlaubnis zur Prüfung, Baugenehmigung und Bewilligung der Zuwendung vorgelegt wird.

Diplomingenieur Stefan Wolf erläutert dem Gemeinderat die Maßnahme und Gründe für die Mehrkosten. Bild: ak
Diplomingenieur Stefan Wolf erläutert dem Gemeinderat die Maßnahme und Gründe für die Mehrkosten.
Hintergrund:

Der Weg des Abwassers

Das Abwasser kommt über zwei Kanalleitungen zum 16,2 mal 6,9 Meter großen Betriebsgebäude. Mittels Rechen werden Sand und Grobteile entfernt. In der Teilunterkellerung sind die Schlammpumpen untergebracht. Im baulich angeschlossenen 21,3 mal 4,60 Meter großen Vorklärbecken mit einer mittleren Wassertiefe von 1,6 Meter setzt sich der Großteils des Schlammes an. Dieser wird mechanisch in eine Schlammtasche geschoben und drei bis fünf Mal pro Tag in den Faulturm gepumpt. Das vorgereinigte Abwasser erreicht das bisherige und neue zweite Denitrifikationsbecken. Dort wird mit Hilfe von Mikroorganismen der Stickstoff ausgegast. Per 20 Kubikmeter fassendem Zylinder wird eine Eisen-Aluminium-Verbindung als Fällmittel zur Phosphatbindung eingebracht und im Nachklärbecken abgeschöpft. Im Belebungsbecken wird pro Stunde 575 Kubikmeter Luft ins Abwasser eingeblasen, um den Mikroorganismen den Abbau der Ammonium- und Nitratverbindungen zu ermöglichen. Dabei entstehender Klärschlamm wird in die Vorklärung zurückgepumpt.

Im neuen Nachklärbecken mit 22 Metern Innendurchmesser und bis zu 7,3 Meter Tiefe verteilt sich das Abwasser radial und fließt über eine Außenrinne zum Messschacht und von dort in den Vorfluter. Der sich absetzende Klärschlamm wird in die vorgeschalteten Reinigungsstufen zurückgedrückt. Der in den 6,5 Meter hohen und im Durchmesser 10 Meter großen Faulturm gepumpte Klärschlamm wird auf 37 Grad aufgeheizt und gerührt. Der Primär- und Überschussschlamm gärt Methangas tritt aus, das im 270 Kubikmeter großen Gasbehälter gesammelt wird. Es wird mit 14 Kubikmeter Schlammanfall pro Tag gerechnet.

Der ausgefaulte Schlamm wird entwässert und in einem 10 Kubikmeter fassenden Entsorgungscontainer zur wöchentlichen Abholung befördert. Das mit Methangas betriebene Blockheizkraftwerk beheizt den Faulturm sowie das Betriebsgebäude und erzeugt Betriebsstrom. Im Betriebsgebäude sind die Schlammabteilung samt -presse, Büro mit Schaltraum, Labor, Aufenthalts- und Umkleideraum, Toilette, Dusche mit Waschmaschine und Trockner untergebracht. Das alte Betriebsgebäude wird gedämmt. Dort finden Gebläseeinheit, Werkstatt, WC und Brauchwasserkessel Platz. Das Abwasser durchläuft innerhalb eines Tages die neue Kläranlage.

 
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