Notkommandanten für Wehren

Speichersdorf
22.01.2021 - 11:25 Uhr
OnetzPlus

Wenn es brennt, braucht es die Feuerwehr, und bei den Floriansjüngern jemanden, der beim Einsatz die Anweisungen gibt. Wegen Corona stünden drei Wehren aus der Gemeinde Speichersdorf aber nun eigentlich ohne Kommandanten da.

Auch wenn bei den Aktiven der Feuerwehren jeder Handgriff sitzt, bei einem Einsatz benötigen sie trotzdem jemanden, der die Kommandos gibt. Da bei drei Wehren in der Gemeinde Speichersdorf wegen Corona keine neuen Kommandanten gewählt werden können, sollen vorerst die bisherigen Amtsinhaber als sogenannte Notkommandanten weitermachen.

In der Regel stehen die Jahreshauptversammlungen der Feuerwehren in den Wochen nach Heiligdreikönig an. Bei den Brandschützern in Kirchenlaibach, Haidenaab-Göppmannsbühl und Ramlesreuth wäre auch jeweils die Wahl des Kommandanten auf der Tagesordnung gestanden, weil die im bayerischen Feuerwehrgesetz vorgeschriebene Amtszeit von sechs Jahren abgelaufen ist. Die Brandschützer müssten daher den bisherigen Amtsinhaber für eine weitere Periode bestätigen oder den Posten neu besetzen.

"Schnell wählen und dann wieder weg."


Bürgermeister Christian Porsch über den ursprünglichen "Schlachtplan" für die Jahreshauptversammlungen

Letzteres wäre zumindest in Kirchenlaibach der Fall gewesen. Dort hatte sich Kommandant Thomas Hartmann schon länger mit Rückzugsgedanken getragen und diese in der Jahreshauptversammlung vor einem Jahr nochmals bekräftigt.

Doch wegen der Corona-Pandemie sind auch die Zusammenkünfte der Floriansjünger untersagt. Der Bayreuther Kreisbrandrat Hermann Schreck habe die Wehren angewiesen, keine Jahreshauptversammlungen abzuhalten, berichtet Bürgermeister Christian Porsch gegenüber Oberpfalz-Medien. Ursprünglich sei noch im vergangenen Jahr geplant gewesen, die Treffen unter dem Motto "schnell wählen und dann wieder weg" durchzuziehen.

Briefwahl eine Variante

Um die vakanten Stellen jetzt doch besetzen zu können, seien im Landkreis Bayreuth zwei Regelungen vorgesehen: Die eine sei eine Briefwahl, doch diese sei nicht bei allen Feuerwehren in deren Satzung enthalten, erklärt der Rathauschef. Die andere Möglichkeit sei, dass die Gemeinde vorübergehend einen Notkommandanten bestellt, der bis zu den Neuwahlen als Chef der Aktiven fungiert. Diese Variante kommt in der Kommune zum Tragen, die damit laut Porsch "Neuland" betritt.

Kirchenlaibach bei Speichersdorf15.01.2020

Die Bestellung der drei Notkommandanten hätte in der Januar-Sitzung des Gemeinderates am vergangenen Montag erfolgen sollen. Doch die Zusammenkunft des Gremiums wurde Ende vergangener Woche aufgrund der Coronazahlen in der Kommune auf Montag, 1. Februar, verlegt. Porsch wollte zwar nicht dem Veto der Räte vorgreifen, es sei jedoch vorgesehen, dass die bisherigen Kommandanten, Christoph Emmerig (Haidenaab-Göppmannsbühl), Jochen Klant (Ramlesreuth) und auch Thomas Hartmann (Kirchenlaibach), weitermachen. Das sei mit diesen, den betroffenen Kameraden und Kreisbrandrat Schreck so abgesprochen, und Porsch lieber, als dass ein Gruppenführer einspringe, was das Feuerwehrgesetz ebenfalls zulässt. "Dadurch sind die Feuerwehren nicht führerlos im Einsatz", freut sich das Gemeindeoberhaupt über die zeitnahe Lösung, für die die Kommune laut den Paragrafen auch bis zu drei Monate nach dem Ausscheiden hätte verstreichen lassen dürfen.

Notfalls in der Sportarena

Porsch setzt seine Hoffnungen auf den Frühsommer, um dann ganz formal zu den Versammlungen mit Neuwahlen einladen zu können. Dafür würde er den Feuerwehren auch die Sportarena zur Verfügung stellen, sollten wegen des oft begrenzten Platzangebotes in deren Schulungsräumen dann noch geltende Abstandregeln nicht einzuhalten sein.

Hintergrund:

Kein Novum

Für die Feuerwehr Fortschau-Kuchenreuth ist im Kemnather Land schon einmal ein Notkommandant bestellt worden. Dieser Schritt war nötig geworden, nachdem 2018 sowohl der damalige Kommandant als auch sein Stellvertreter nicht mehr zur Wahl gestanden waren. Letztlich führte der Mangel an Brandschützern vor gut zwei Jahren zur Auflösung der aktiven Truppe.

  • Verwaltungsgemeinschaft Kemnath: Lediglich bei der Feuerwehr in Unterbruck müsste ein Chef für die Aktiven gewählt werden. Auch hier wird laut dem Feuerwehrsachbearbeiter Martin Graser der bisherige Aktivenchef Gerhard Veigl als Notkommandant bestellt. Dieses Vorgehen sei auch deshalb der einfachere Weg, da – ganz abgesehen vom Aufwand – für eine Briefwahl die Satzung der Wehr geändert werden müsste. Dafür wäre ein Gemeinderatsbeschluss nötig. In Abstimmung mit den Dienstgraden des Kreisfeuerwehrverbandes Tirschenreuth sollen Veigls Berufung und die seines Stellvertreters in der Sitzung des Gemeinderates Kastl am 9. Februar erfolgen.
  • Gemeinde Immenreuth: Laut Michael Röger von der Verwaltung steht bei den drei Wehren Immenreuth, Ahornberg und Punreuth "nichts Außergewöhnliches an". Es gebe bei diesen heuer keine Kommandantenwahlen, somit "läuft alles ganz normal weiter".
  • Gemeinde Kulmain: Im Gebiet der Gemeinde stünden bei der Feuerwehr Oberwappenöst Neuwahlen an. Kathrin König von der Verwaltung teilt auf Nachfrage mit, dass der Gemeinderat in seiner Februarsitzung einen Notkommandanten bestellen wird.
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.