Speinshart
03.03.2023 - 15:04 Uhr

Schule der Menschwerdung: Kloster Speinshart feiert Jubiläum der Wiederanerkennung

Papst Franziskus nennt die Prämonstratenserklöster Orte herzlicher Gemeinschaft, in denen sich viele wärmen können. Auch Speinshart ist ein solcher Ort. Am 12. März feiert die Abtei ein besonderes Jubiläum.

Wenn Menschen mit ihren vielfältigen Fähigkeiten zusammen einen Weg gehen und es schaffen, die Fähigkeiten des jeweils anderen zu sehen und zu schätzen, sind große Dinge möglich. Dieses glanzvolle Zeugnis stellt sich auch mit Blick auf das Kloster Speinshart ein. Die Prämonstratenser-Abtei umhüllt ein Licht des Lebens.

Diese Leuchtkraft kam in der langen Klostergeschichte seit der Gründung im Jahr 1145 allerdings wiederholt zum Erliegen. Die Abtei erlebte viele turbulente Zeiten. Besonders die Reformation und einige Jahrhunderte später die Säkularisation im Jahr 1803 setzte zeitweise dem Klosterleben ein Ende. Die Klosteraufhebung vor 220 Jahren entbehrte nicht eines makabren Effekts, als die Chorherren am 25. April 1803 nach der Markus-Prozession von den staatlichen Kommissären unter der Kirchentür die Aufhebung des Klosters eröffnet bekamen. Sämtliche Güter, Kapitalien und Rechte wurden vom Staat in Besitz genommen, ist in einer Festschrift von Pater Johannes Bosco nachzulesen. Doch den Geist des Glaubens, der Kultur und der Begegnung konnte die Einziehung der klösterlichen Besitztümer nicht zerstören.

Neues Leben durch Stift in Tepl

Bis zur erneuten Wiederbesiedlung dauerte es allerdings über 100 Jahre. Was keiner mehr zu hoffen wagte, wurde durch eine Initiative des Münchner Domkapitulars Prälat Michael Hartig am 2. Oktober 1921 wahr. Mit der Rückkehr der Prämonstratenser konnte erneut klösterliches Leben beginnen.

"Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne." Vielleicht war es dieser Satz von Hermann Hesse, der Anfang des 20. Jahrhunderts Menschen bewegte, ihr Herz für Speinshart zu öffnen. Eine Geschichte, die über lokale Bezüge hinausweist. Das Kloster ist dicht verwoben mit der Geschichte der nördlichen Oberpfalz und darüber hinaus mit den böhmischen Landen.

Über die Wiedereröffnung des Klosters berichtet die Klosterchronik ausführlich. Chronist Pater Augustin Hilburger schrieb von einem spektakulärem viertägigen Fest vom 30. September bis 3. Oktober 1921 mit vielen tausend Besuchern und der Berufung der Tepler Chorherren Richard Totzauer zum Prior und von Pater Augustin Hilburger zum Sakristan. Aus dem Stift Tepl bei Marienbad verstärkte ab Dezember 1922 Pater Justin Möhler die kleine Gemeinschaft. Im August 1923 entsandte Tepl zusätzlich Pater Gereon Motyka nach Speinshart.

Diese vier Prämonstratenser-Chorherren bildeten in den Anfangsjahren der Wiederbesiedlung einen bescheidenen Konvent mit großer Wirkung. Sie wurden in Speinshart zu Gründerpionieren. Nun galt es, die Wiedergründung rechtlich abzusichern. Ein erster wichtiger Schritt war die Anerkennung des Klosters als Körperschaft des öffentlichen Rechts am 12. Dezember 1922 durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Damit konnte das Kloster als Rechtsperson auftreten.

Rückblickend war für Abt Hermann Josef Kugler, dem Administrator von Speinshart, die Unterzeichnung der Urkunde zur Wiedererrichtung der Abtei durch Papst Pius XI. am 24. März 1923 von großer Bedeutung. Damit wurde die Wiederbesiedlung offiziell vollendet. Die Verkündigung der päpstlichen Bestätigungsurkunde feierte die Abtei und mit ihr die Bevölkerung am 15. April 1923.

Festgottesdienst und Festschrift

In einem bescheidenen Rahmen feierten die Prämonstratenser von Speinshart vor zwei Jahren im Rahmen des Rosenkranzfestes die Wiedereröffnung des Klosters vor 100 Jahren mit einer Ausstellung und der Präsentation einer Festschrift über die Abtei mit Autor Pater Johannes Bosco Ernstberger. Dabei handelte es sich um eine Abschlussarbeit im Fach Kirchengeschichte. Nun folgt ein weiterer besonderer Festtag. Für die Chorherren des Klosters ein besonderer Anlass, am Sonntag, 12. März, in einem kleinen Rahmen an die offizielle Anerkennung durch den Vatikan vor 100 Jahren zu erinnern. Im Mittelpunkt steht um 9.30 Uhr ein Festgottesdienst in der Pfarr- und Klosterkirche mit Abt Hermann Josef Kugler.

Nach dem Sonntagsgottesdienst wird im Musiksaal der Internationalen Begegnungsstätte die Festschrift "Kloster Speinshart und sein musikalisches Erbe" vorgestellt. Einem Beitrag von Pater Dr. Benedikt Röder, der darin die Musik- und Bildungsgeschichte der Abtei Speinshart in der Barockzeit beleuchtet. Eingeladen sind alle Interessierten. Die Festschrift wird im Anschluss vom Verleger Eckhard Bodner vor Ort zum Verkauf angeboten.

Das Jubiläum trifft auf ein Speinsharter Stimmungshoch. In Fortsetzung der Pionierarbeit der Begegnungsstätte gibt es vielversprechende Ansätze, unter dem Motto "Heimat & Hightech" Kloster und Klosterdorf zu einem Wissenschaftszentrum für Künstliche Intelligenz weiterzuentwickeln.

Kühne Hoffnungen

Ab 2024 sollen sich in Speinshart führende Wissenschaftler aus aller Welt über wichtige Zukunftsfragen austauschen. Das Zentrum soll Teil einer neuen Speinsharter Geschichte werden, so die Wünsche der Abtei, der Klostergemeinde, des Fördervereins und der Politik.

In der Urkunde hieß es unter anderem: "Deshalb stellen wir, nach Anhörung des Rates Unserer geliebten Söhne, der Kardinäle der Heiligen Römischen Kirche, der Vorsitzenden der Kongregation für die Anliegen der Orden, kraft Unserer Apostolischen Autorität für gegenwärtige und immerwährende Zeiten die Prämonstratenserabtei der seligen Jungfrau Maria zu Speinshart in Bayern gelegen, innerhalb der Diözese Regensburg, die alles besitzt, mit eigenem Noviziat und allen Rechten und Privilegien, die ihr einst gewährt wurden, in Gänze wieder her".

 
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Karl-Werner Schramm

Privater Prämonstratenserorden verschlingt öffentliche Gelder

Allein eine halbe Millionen Euro, wenn‘s überhaupt reicht, soll die Gemeinde Speinshart zusteuern, um über ein städtebauliches Konzept an noch mehr Steuergeld für die Prämonstratenser zu kommen.
Und das für einen privaten Orden, der nach eigenen Angaben etwa 1600 Mitglieder in 81 Niederlassungen hat und auf allen Kontinenten präsent ist. Wohl keine arme Kirchenmaus!

Bewohnt von Kanonikern, sogenannte weltgeistliche Chorherren, die kein Ordensgelübde abgelegt haben. Sie behalten im Unterschied zu Ordensgeistlichen ihr Privatvermögen und können so ein Stift jederzeit verlassen.
So waren auch die Speinsharter Bürger am Anfang der COVID-Pandemie verlassen, als der Abt Hermann Josef Kugler sich von den Bürgern verabschiedete mit der Empfehlung sich bei Seelsorgebedarf an die Telefonseelsorge zu wenden.
Bleibt zu hoffen, dass wenn die aktuellen Pläne eines Zentrums für KI - so wie in den letzten 20 Jahren die anderen Pläne - schiefgehen, bleibt wenigstens als Plan B in den Neubauten ausreichend Platz für Bedürftige und Asylanten.
Um die wird sich dann wohl vorwiegend auch die Kommune und die Klostergemeinde kümmern, oder?

03.03.2023
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