Wasserstoffpionier Sepp Zeitler: Zweirad-Prototyp aus Speinshart

Speinshart
21.01.2021 - 15:52 Uhr
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Wasserstoff gilt als hoffnungsvolle Alternative zu klassischen Verbrennungsmotoren oder E-Autos. Was kaum einer weiß: Das erste damit betriebene Zweitaktmofa der Welt hat ein Speinsharter erfunden – Kraftfahrzeugmeister Sepp Zeitler.

Kraftstoff in Form von Wasserstoff als Brennstoffzellensystem für Antriebe von bisherigen Verbrennern mit Benzin und Diesel kann die individuelle Mobilität der nächsten Jahrzehnte werden. Dies gilt auch für längere Fahrstrecken. Dies ist keine Neueinschätzung der Autoindustrie. Dass dem so ist, das wusste bereits vor mehr als 20 Jahren der Speinsharter Kraftfahrzeugmeister Sepp Zeitler, der das erste mit Wasserstoff betriebene Zweitaktmofa der Welt erfunden hat.

Mit diesem Gefährt tourte der Sepp unter anderem bei der Hannovermesse über das Ausstellungsgelände. Die dortige Zeitung schrieb damals; "Ein Tüftler aus einem Klosterdorf lernt den Erdölraffinerien das Fürchten." Viel zu früh verstarb das Multitalent am 20. Juli 2003 bei einem Verkehrsunfall. Doch Zeitlers Ideen sind immer noch lebendig, sehr aktuell und unvergessen.

Wasserstoff auf dem Vormarsch

Seit Jahren forscht die Autoindustrie auf dem Gebiet von Wasserstoffmotoren, sie setzt aber zugleich auch noch auf Elektrizität. Dass Wasserstoff die Zukunft gehört, ist auch der Bundesregierung bewusst. Sie hat die Zügel in die Hand genommen und die Industrieinitiative "H2-Mobility" gestartet. Das Ziel: Bis 2023 soll es im Bundesgebiet 400 Wasserstofftankstellen geben.

Dem "Sepp aus Speinshart" ging viel durch den Kopf unter anderem, dass die brennbaren Fossilien nicht auf ewig schöpfbar sind. Jedes Kind weiß, dass Energie nicht nur aus der Steckdose kommt. Alternative Energien und "Verbrennungsfutter" sind in Zukunft gefragt. Was ist, wenn Auto und Motorrad in der Garage stehen, die Fahrzeuge aber mangels Sprit nicht mehr betankt werden können, fragte sich damals Zeitler.

Für ihn hieß schon vor mehr als 20 Jahren die Antwort Wasserstoff und er war damit auf dem richtigen Weg. In zweijähriger mühseliger Kleinarbeit am Computer und an der Werkbank hat er einen Wasserstoffmotor entwickelt. Er wusste sehr wohl, die damals vorliegenden Erfahrungen mit Pilotprojekten und mit Wasserstoffanwendung in der Industrie würden erwarten lassen, dass für einen breiten Einsatz von Wasserstoff als Energieträger ein vergleichbarer Sicherheitsstandard zu erreichen ist, so wie bei anderen Brenngasen, wie etwa Erdgas und Flüssiggas.

Angepasst für ein Kreidler

Für Sepp Zeitler stand außer Frage, dass Wasserstoff die Zukunft ist. Seine These: Wenn man in Nutzfahrzeuge, wie Busse, wasserstoffbetriebene Motoren unterbringen will, muss das auch bei Mofas gehen und er legte sich ins Zeug. Grundgerüst seiner Entwicklung war ein Kreidler "Flory". So hat er einen konventionellen 50-Kubikzentimeter-Zweitaktmotor so umgebaut, dass dieser mit einer elektrisch gesteuerten Wasserstoffdirekteinspritzung betrieben werden konnte.

Die Besonderheit: Es war keine Frischölversorgung zur Schmierung des Motors mehr nötig. An Vorteilen nannte Sepp Zeitler ein geringeres Motorengewicht, wartungslose Füllung des Motors mit Frischgasen, keine Ein- und Auslassventile, keine Nockenwelle, kein Zahnriemen und somit weniger bewegte Massen. Hinzu kommen geringere Einbaumasse bei gleicher Motorleistung. Durch die abgespeckten Bauteile entstanden auch geringere Herstellungskosten.

Genaue Details ließ der Tüftler damals nicht aus dem Sack. Nur so viel: Am Anfang der Entwicklung stand der Gedanke, aufgrund der vielen Vorteile des Zweitaktmotors gegenüber dem Viertaktmotor ein neues Konzept zu entwickeln, mit dem es möglich sein muss, die Nachteile eines Zweitaktmotors, wie zu hoher Kraftstoffverbrauch durch Strömungsverluste und zu hohe Emissionswerte zu beseitigen. Für den Erfinder aus dem Klosterdorf kam als umweltfreundlicher und zugleich selbst erzeugbarer Brennstoff nur Wasserstoff in Betracht. "Das ist der einzige Brennstoff, der uns quasi vom Himmel fällt". Die bessere Zündfähigkeit war ein weiterer Faktor, der für den Wasserstoff sprach.

Der damalige Bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie Otto Wiesheu nahm zur Wasserstofftechnologie Stellung: Eine neue Technik brauche Akzeptanz, Bekanntheit und Wirtschaftlichkeit. Der Freistaat werbe deshalb für Wasserstoff und investiere in eine zukunftsorientierte Energiegewinnung.

Unfalltod von Erfinder Sepp Zeitler wirft Fragen auf

800 Liter Wasserstoff unter Druck

Ausgestattet war die Welterfindung aus Speinshart, das wasserstoffbetriebene Mofa mit zwei Wasserstoffbehältern mit je 800 Litern gasförmigem Wasserstoff, die unter 200 bar Druck standen. Der Einspritzdruck in den Motor wurde auf drei bar herabgemindert.

Sepp Zeitler war sich sicher, dass der Wasserstoff künftig zu Hause hergestellt werden kann. Zeitler jedoch hat ein Zeichen gesetzt und er war auf dem richtigen Weg. Als Realist wusste er allerdings auch, dass bis zur Marktreife noch eine weite Strecke zurückgelegt werden muss.

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