Die Begeisterung für das Wetter ist David Frahnow in die Wiege gelegt. Ein Grund: "Meine Oma Edeltraud hat sich fürs Wetter interessiert und sich täglich Notizen gemacht." Die erste professionelle und für ihn bezahlbare Wetterstation kaufte sich der Hamburger, der einige Jahre in Schwarzenbach und Störnstein wohnte, vor über 20 Jahren. "Teuer war es. Sie kostete rund 600 Mark." Inflationsbereinigt entspricht das heute etwa 430 Euro.
2001 ging es mit der Familie von Schwarzenbach, wo Frahnow seit 1996 wohnte, bei Pressath ins bergige Störnstein. "Damals sind meine Schwester und ich aus der Schule raus und der Ernst des Arbeitslebens begann." 2005 stellte Frahnow seine meteorologische Station auf vollautomatischen Betrieb um. Kurz danach zog es den Wetterbeobachter in die weite Welt. "Mein erster beruflicher Stopp für rund 5 Jahre war Halle an der Saale, wo ich bei der Straßenbahn arbeitete."
Anfang 2010 wurde die Hansestadt Hamburg zu Frahnows Wahlheimat. Er ist bei der Hochbahn AG angestellt und hat täglich mit hunderten Fahrgästen zu tun. "Gerade im Sommer kommen auch Touristen aus der Oberpfalz, die nach dem Weg fragen oder kleine Insidertipps wollen."
Privates Stationsnetz
„Ursprünglich komme ich aus Preilack.“ Das liegt in der Nähe der Stadt Peitz im Landkreis Spree-Neiße, im südlichen Brandenburg, 30 Kilometer nordöstlich von Cottbus. „Im Laufe der Zeit habe ich auch bei meinen Tanten drei automatische Wetterstationen aufgestellt.“ Davon ist eine vollausgestattet und misst ein paar Parameter mehr wie die im Garten der Eltern in Störnstein. „Desweiteren habe ich hier in Hamburg noch drei weitere Stationen aufstellen können, um das Stadtklima selbst zu beobachten.“
Hamburg-Störnstein und zurück
Da die Erfassung der wichtigsten Wetterparameter automatisch läuft und fast alle Geräte doppelt vor Ort stehen, gibt es kaum Datenlücken. "Wenn doch etwas nicht klappt, frage ich übers Telefon meine Tanten oder Eltern, ob sie das Problem für mich lösen können oder das ein oder andere Wetterereignis für mich beobachten." Da geht es darum, mal den Stecker rauszuziehen und wieder einzustecken oder ein Blatt aus dem Regenmesser zu entfernen. Meist lassen sich kleine Störungen so beheben. "Bisher kam es dreimal vor, dass ich mich spontan früh in den Zug setzte und für wenige Stunden nach Störnstein runtergefahren bin, um nicht so viele Daten zu verlieren." Am gleichen Tag ging es dann zurück nach Hamburg. Planmäßig dauert eine Fahrt fünf bis sechs Stunden.
Überraschung aus Tonga
Frahnow ist ein Fan von Diagrammen und Statistiken. Die gewonnen Daten speichert er auf dem Rechner und einem Server. Auf seiner Website Link sind sie für jeden abrufbar. Wichtig nennt der 38-Jährige die tägliche Beobachtung der Aufzeichnungen auf dem Computer, damit keine Messfehler drin sind. So entdeckt er auch ungewöhnliche Phänomene wie die beiden Luftdruckwellen nach dem Vulkanausbruch auf Tonga. Damit alles klappt, sind die Stationen mit doppelter Messtechnik ausgestattet. Außerdem hält der Wetterbeobachter zu Hause viele Ersatzteile vor. "Denn nichts ist nerviger als Datenlücken."
Anfragen über Schnee und Regen
Die ärgern ihn auch, wenn er Anfragen bekommt und – was nur ganz selten geschieht –keine vollständige Antwort geben kann. „Es kommt regelmäßig vor, das mich per E-Mail Leute anschreiben und fragen wie das Wetter war, zum Beispiel ‚wie war es im April 2007?‘“ Immer wieder gibt er Auskunft über die Regenmengen an einem bestimmten Tag oder Zeitraum. „Wie kalt oder warm war es wirklich? Lag vor zehn Jahren tatsächlich so viel Schnee?“ Die Auswertungen von Extremereignissen faszinieren Frahnow. Er ist erstaunt, wie unterschiedlich sich das Wetter präsentiert, festzustellen, ob Ereignisse tatsächlich, häufiger oder seltener, extremer oder milder vorkommen. Nicht immer stimme die Erinnerung der Leute mit den registrierten Werten überein.
Neben den Bilanzen und Berichten über besondere Ereignisse und Phänomene vom Sturm bis zum mangelnden Schneefall im onetz und im Neuen Tag teilt der Wetterstatistiker sie im Wetterforum mit anderen begeisterten Wetterbeobachtern. Ab und zu gibt es von ihm auch etwas in der OTV-Wetterschau bei Thomas Bärthlein zu sehen. Ab und zu interessiert sich die Uni Hamburg für Frahnows Aufzeichnungen.
Temperatur in der Erde
Im Kleingartenverein Horner Marsch, einem der größten Europas, hängt er Daten in einem Schaukasten aus. Seine dortige Wetterstation misst auch die Bodentemperatur. Interessant: Obwohl nur drei Kilometer vom Zentrum der Hansestadt entfernt, kann er dort den Stadt-Land-Unterschied beim Wetter feststellen. Im heimischen Brandenburg, wo er 1983 geboren wurde, liefert er der Gemeinde Preilack und der Stadt Peitz einige Daten.
„Dieses Hobby kostet viel Zeit“, sagt Frahnow. Aber ihm bleibt genug Freiraum auch für andere Dinge im Leben. Reisen mit dem Zug durch Europa, Familie und Freunde besuchen, die von Antwerpen über Dänemark bis Bayern wohnen.
"Bisher kam es dreimal vor, dass ich mich spontan früh in den Zug setzte und für wenige Stunden nach Störnstein runtergefahren bin, um nicht so viele Daten zu verlieren, denn nichts ist nerviger als Datenlücken."
Die Wetterstationen
- Störnstein/Gigl seit 2001
- Turnow-Preilack (Spree-Neiße-Kreis) Dorf von 2001 bis 2020
- Turnow-Preilack Wald seit März 2013
- Hamburg-Horn seit 2012
- Hamburg-Billstedt seit 2018
- Hamburg-Horner Marsch seit 2019
- Peitz (Spree-Neiße-Kreis) seit 2016
- Drewitz (Spree-Neiße-Kreis) seit 2019
- Dazu kommen Partnerschaften mit anderen privaten Wetterstationen
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