Das Schulmuseum in Sulzbach-Rosenberg hat sich in einen Drehort verwandelt: Für eine halbstündige Dokumentation des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) über die 200-jährige Geschichte des Berufs des Volksschullehrers wurden dort die drei zentralen Szenen gedreht. Die historischen Klassenzimmer aus den Jahren 1870, 1920 und 1960 waren die perfekte Location für die Doku, schreibt Dr. Dieter Reithmeier, der langjähriger Landesgeschäftsführer des BLLV war.
Drei renommierte Schauspieler stellten zwei historische Lehrerpersönlichkeiten und eine moderne Lehrerin dar. Christian Baumann ("Polizeiruf 110", "Der Pass") spielte Johann Grießhammer, den ersten Gründer eines Lehrervereins im Jahr 1825 aus Mittelfranken. Einen bedeutenden und einflussreichen BLLV-Lehrer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts namens Friedrich Nüchter mimte Konstantin Moreth ("Rosenheim Cops", "Forsthaus Falkenau"). In die Rolle der Lehrerin aus der Jetztzeit schlüpfte Judith Toth ("Daheim in den Bergen"), die auch bekannt ist als Darstellerin der Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im Singspiel beim Starkbieranstich am Nockherberg.
Schule von früher
Am Drehtag wurde das Schulmuseum zu neuem Leben erweckt. In den mit alten Schulmöbeln, Tafeln und Lehrmitteln ausgestatteten Klassenzimmern wurde die Schule von früher wieder lebendig. Die historischen Lehrerführer Johann Grießhammer und Friedrich Nüchter berichten in dem Ambiente des Schulmuseums von dem Jahrhunderte alten Kampf der bayerischen Volksschullehrerschaft um soziale Sicherheit und um eine kindgerechte Schule. Dabei stießen sie oft auf heftigen Widerstand von Politik und Kirche. Jungfilmer Julian Monatzeder beleuchtete laut Pressemitteilung in seiner Doku auch die Schattenseiten der Lehrerbewegung in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Das Schulmuseum bezeichnete Monatzeder als Glücksfall für seinen Film: „Das Ambiente hätte nicht authentischer sein können.“ Premiere hatte die Doku, die auch auf Youtube unter dem Schlagwort "Mut zur Pädagogik" öffentlich zugänglich ist, in den voll besetzten Münchner Kammerspielen. Auf Einladung des BLLV waren laut Mitteilung 400 Gäste gekommen, um "200 Jahre Lehrerbewegung" zu feiern, darunter auch Kultusministerin Anna Stolz und Landtagsvizepräsident Tobias Reiß.
Getrennt nach Konfessionen
Der Film zeichne "die Erfolge und Rückschritte des Kampfes der Volksschullehrer um Anerkennung eindrucksvoll" nach, heißt es in der Pressemitteilung. "Waren sie im 19. Jahrhundert noch schlecht angesehene und verspottete Hungerleider, die unter der rigiden Kontrolle des Ortspfarrers standen, so wurden sie 1919 schließlich Beamte mit einer sicheren Anstellung". Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts hatten die Kirchen trotzdem das Sagen, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Schulen und Lehrerbildung seien bis 1967 nach Konfessionen getrennt gewesen.
Die finanzielle Gleichwertigkeit der Volksschullehrer mit den Lehrern von Realschule und Gymnasium habe erst 2023 der bayerische Landtag mit den Stimmen aller Parteien (außer der AFD) beschlossen. "Grund- und Mittelschullehrer erhalten nun das gleiche Gehalt wie die anderen Lehrergruppen". Für den BLLV sei dies ein historischer Erfolg.
Der Film wurde in Zusammenhang mit dem neuen Standardwerk zur Geschichte der bayerischen Volksschullehrerschaft von dem langjährigen Landesgeschäftsführer des BLLV, Dr. Dieter Reithmeier, mit dem Titel „Mut zur Pädagogik – Lehrerbewegung in Bayern seit 1825“ produziert. Das Buch ist im Buchhandel zu 24,90 Euro erhältlich.
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