„Sie werden es nicht bereuen“, versprach Sebastian Sonntag. Rund fünfzig Interessierte waren der Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung gefolgt, um Alfred Gerhards Ansichten über das Tabuthema Sterben im Capitol unter dem Titel "Lächeln am Fuße der Bahre“ zu hören. „Das Lächeln am Fuße der Bahre“ nennt der Kommunikationstrainer und Humorberater sein ungewöhnliches Programm. Er besucht damit Hospize, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die Institutionen also, die mit dem Tod zu tun haben. Mit seinen Kurzgeschichten, persönlichen Erinnerungen, Witzen und gesammelten skurrilen Texten bringt er Menschen am Ende ihres Lebens zum Lachen und Schmunzeln und er zeigt, dass es neben der Trauer auch andere Gefühle gibt.
Er mache sich nicht lustig über den Tod, versichert Gerhards, der „Globo“, der als Komiker und Clown gearbeitet und gute Laune verbreitet hat. Im Gegenteil: Auch er fragte sich früher: „Darf man bei diesem Thema lachen?“ Man darf, weiß er heute. Man solle Trauer, Verzweiflung und Schmerz zulassen, aber auch Gefühle erlauben wie Erleichterung und Erlösung. Zitate wie „Sterben ist das Allerletzte, was ich im Leben tun würde“ oder der Spruch „Wer zuletzt lacht, lacht am besten“ zeugen laut Gerhards vom humorvollen Umgang mit der Vergänglichkeit. Durch Kurzgeschichten verschiedener Autoren zeigte er auf, dass es beim Sterben keinen Unterschied macht, ob arm oder reich, dass aber einer, der nichts hat, oftmals ruhiger in den Tod geht.
Mehr Individualität
Todesanzeigen, so der 71-jährige Rheinländer, studiere er ebenso wie die meisten seiner Altersgenossen. Wenn aber der Tod eines Hochbetagten darin als „plötzlich, unerwartet und viel zu früh“ beschrieben werde, sei das eher ein Fall zum Schmunzeln. Hier plädierte er für mehr Individualität, wie zum Beispiel bei der Traueranzeige für Loriot mit dem lapidaren Text: “Lieber Gott, viel Spaß!“
Skurriles Behördendeutsch, Texte auf Grabsteinen und Marterln, „erträglichere“ Worte wie „sanft entschlafen“ oder „zur ewigen Ruhe“ und ein umfangreiches Repertoire an „berufsspezifischem Sterben“ sprachen von den vielen Gedanken, die der Referent sich zu diesem Thema gemacht hat. „Der Landwirt geht über den Acker“, „dem Uhrmacher schlägt die Stunde“ oder „der Pfarrer segnet das Zeitliche“ sind nur ein paar Beispiele, die „Globos“ Publikum zum Lachen brachten.
Falls Gerhards Zuhörer anfangs vielleicht das Thema mit Skepsis betrachtret haben, am Ende hatte das Lachen im Angesicht des Todes an diesem Abend offenbar eine befreiende Wirkung. Ein Lächeln am Fuß der Bahre ist durch Alfred Gerhards Offenheit und Ehrlichkeit vorstellbar geworden.
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