Andrei S. Markovits zählt zu rar gesäten Menschen, die ohne jeden Funken Zorn oder Reue zurückblicken. Grund dazu hätte er allerdings durchaus: Der frühe Tod der Mutter setzte eine Odyssee in Gang, die ihn von Rumänien nach Österreich und schließlich in die USA führte. Eine folgenschwere Konsequenz der Ausreise aus Rumänien war der Verlust der Staatsbürgerschaft, die gleichzeitig den Grundstein für Markovits´bis heute anhaltende Wurzellosigkeit legte.
"Aufgefangen in Wurzellosigkeit", der Untertitel seiner Autobiografie, die er auf Einladung der Buchhandlung Volkert in Kooperation mit dem Verein für Politik und Kunst eV. und Verdi in Sulzbach-Rosenberg vorstellt, offenbart in ihrer Paradoxie zugleich das, was den Menschen Markovits ausmacht: Er akzeptiert als gegeben, was nicht zu ändern oder beeinflussen ist, und macht dann das Beste daraus.
Ein umso bemerkenswerterer Wesenszug, bedenkt man seine jüdische Herkunft, die den Schatten der Schoah ebenso kennt wie Antisemitismus. Ja, er habe Rückschläge und Enttäuschungen erlebt, schreibt Markovits im Nachwort. Als noch nicht einmal Zehnjähriger die Mutter zu verlieren, ist und bleibt für ihn die größte Tragödie. Der Weg von Timişoara (Temeswar) bis New York sei ebenfalls kein „Zuckerschlecken“ gewesen. „Aber im Großen und Ganzen habe ich ein gesegnetes und wunderbares Leben geführt.“
Und weil er eben dieses mitunter auch vermeintlich kleinen Freundlichkeiten zu verdanken habe, vergisst er beim anschließenden Dank den Grenzsoldaten an der rumänisch-ungarischen Grenze ebenso wenig wie den Einreisebeamten am Flughafen Idlewild in New York City oder den Angestellten im Immatrikulationsbüro des Columbia College.
Den Ausschlag für das Festhalten dieser bewegenden Lebensgeschichte gab übrigens der Historiker und Journalist Erich Später, der die Lesung in der ehemaligen Synagoge moderieren wird.
Zu Person, Buch, Lesung
- *Andrei S. Markovits*, Politikwissenschaftler, Soziologe, Karl W. Deutsch Collegiate Professor of Comparativ Politics and German Studies an der University of Michigan, geboren 1948 in Timişoara/Rumänien
- *Der Pass mein Zuhause - Aufgefangen in Wurzellosigkeit*, aus dem amerikanischen Englisch von Robert Zwarg, 326 Seiten, Softcover, Neofelis Verlag, 18 Euro
- *Lesung*, Mittwoch, 3. Mai, 19.30 Uhr, ehemalige Synagoge Sulzbach-Rosenberg, Eintritt frei














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