Sulzbach-Rosenberg
28.06.2019 - 20:09 Uhr

Ein Brennen, das immer schlimmer wird

Simone Dehling, die eine Diskussion über den Eichenprozessionsspinner im Waldbad in Gang gebracht hat, berichtet, wie sich der Kontakt mit den Brennhärchen anfühlt. Die Stadt erläutert auf der Homepage ihr Vorgehen im Waldbad.

Raupen des Eichenprozessionsspinners kriechen auf einem Eichenstamm entlang. Ihre feinen Brennhaare können beim Menschen allergische Reaktionen auslösen. Bild: Patrick Pleul/dpa
Raupen des Eichenprozessionsspinners kriechen auf einem Eichenstamm entlang. Ihre feinen Brennhaare können beim Menschen allergische Reaktionen auslösen.

"Das wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht." Simone Dehling kann beschreiben, wie es ist, wenn die Härchen des Eichenprozessionsspinners auf der Haut so wehtun, dass man es kaum mehr aushält.

Die 28-Jährige war am Mittwoch gegen 16 Uhr im Waldbad, neben dem Volleyballfeld, in der Nähe einer Eiche. "Da ist es dann gleich losgegangen." Und das Brennen des rötlichen Ausschlags sei immer schlimmer geworden. "Der kam überall da, wo kein Stoff auf der Haut gewesen war. So etwas habe ich noch nie erlebt." Um 4 Uhr am Donnerstagmorgen sei sie aufgewacht und habe es nicht mehr ausgehalten. Sie fuhr in die Notaufnahme des Krankenhauses. Diagnose dort: Eichenprozessionsspinner. Hier erfuhr Simone Dehling auch: Man soll nicht an den betroffenen Stellen kratzen, sonst reibt man die Härchen immer weiter in die Haut. Cortison brachte schließlich Linderung. Damit anderen nicht auch so etwas passiere, habe sie in der Sulzbach-Rosenberger Stadtverwaltung angerufen und vor der Gefahr gewarnt. Dort sei sie aber auf wenig Gegenliebe gestoßen.

"Wollte nur warnen"

Als sie anschließend auf der Facebook-Gruppe "Du bist ein echter Sulzbach-Rosenberger, wenn ..." ihre Erfahrungen weitergab, erhielt sie dort zwar viel Zuspruch, doch die Diskussion entwickelte sich auch in eine ungewollte Richtung: Ihr wurde vorgeworfen, sie wolle das Waldbad zusperren lassen. Die hörbar enttäuschte 28-Jährige wehrt sich: "Ich wollte nur, dass die Leute informiert sind und sich vorsichtig verhalten. Ich wollte dem Waldbad nicht schaden, sondern nur warnen." Auf der anderen Seite ist sie sich aber auch sicher: "Ich gehe heuer nicht mehr ins Waldbad." Mittlerweile habe sie von drei weiteren Betroffenen erfahren, die nach einem Besuch dort über ähnliche Symptome klagten wie sie selbst. Zum Teil seien diese mit zeitlicher Verzögerung aufgetreten.

Die Stadt Sulzbach-Rosenberg hat am Freitag auf ihrer Homepage eine Erklärung veröffentlicht. Demnach wird im Waldbad heuer "wieder regelmäßig und nachhaltig durch die Stadtgärtnerei auf Eichenprozessionsspinnerbefall kontrolliert". Diese Kontrollen erfolgten täglich. Befall werde "unverzüglich vor Betriebsbeginn beseitigt, indem Raupen abgesaugt werden. Bei Mäharbeiten wird ebenfalls abgesaugt, so dass die möglicherweise dort befindlichen Brennhaare und Häutungsreste flächendeckend beseitigt werden." Eine 100-prozentige Beseitigung sei jedoch "schon aufgrund der mikroskopisch kleinen Dimension nicht möglich". Zudem würden durch die Hitze und Trockenheit sehr leicht Brennhaare durch Wind aufgewirbelt und über weite Strecken auch von anderen Grundstücken weiterverbreitet. "Diese Brennhaare bzw. Häutungsreste können somit von überall, auch vom weiteren Umgriff herrühren. Personen, die besonders allergisch reagieren, sind daher ... besonders im Bereich von Eichenbeständen zu Vorsichtsmaßnahmen aufgerufen."

Keine Absperrung

In dem Text heißt es auch: "Trotz der starken Frequentierung des Waldbads in den letzten vier Tagen wurde dem Aufsichtspersonal des Waldbades in dieser Zeit kein einziger Fall einer betroffenen Person gemeldet." Eine Sperrung des Bads, auch in Teilbereichen, sei "aufgrund der laufenden intensiven Pflege- und Beseitigungsmaßnahmen seitens der Stadtgärtnerei derzeit nicht angezeigt. Die Stadt ergreift von sich aus ... bereits im Vorfeld adäquate Maßnahmen und geht selbstverständlich ... Hinweisen aus der Bevölkerung nach."

Video
Sulzbach-Rosenberg27.06.2019
Wo man Rat und Hilfe bekommt:

Simone Dehling hat am Donnerstag nach ihren unangenehmen Erfahrungen mit den Hinterlassenschaften des Eichenprozessionsspinners auch das Gesundheitsamt in Amberg informiert. Dort berät man gerne in solchen Angelegenheiten, sagte am Freitag dessen Leiter Dr. Roland Brey auf Nachfrage der SRZ. Eine Anzeige- oder Meldepflicht für das Auftreten des Eichenprozessionsspinners gebe es aber nicht.

Bei fachlichen Fragen, wie das Auftreten der Raupe zu bekämpfen sei, ist das Amt laut Brey nicht der richtige Ansprechpartner. Da verweise man auf die zuständigen Stellen. „Aber wir geben Auskunft bei gesundheitlichen Problemen.“ In den ersten Jahren des Auftretens der kleinen Tiere sei auch oft gefragt worden, wer für sie zuständig sei. Die Antwort, die sich herauskristallisierte: auf Privatgrundstücken der Eigentümer selbst, auf öffentlichen Flächen die jeweilige Kommune.

Das Gesundheitsamt werde in erster Linie einbezogen, wenn Kindergärten oder Schulen betroffen seien. Dann müsse man die Gefahrensituation einschätzen und aufklären, etwa über Merkblätter. Das große Problem sei beim Auftreten des Eichenprozessionsspinners: „Die Härchen bleiben sehr lange da.“

Die Stadt Sulzbach-Rosenberg weist auf ihrer Homepage auf mögliche Ansprechpartner in Sachen Eichenprozessionsspinner hin. Neben dem Gesundheitsamt Amberg-Sulzbach zu gesundheitlichen Fragestellungen sind das: zu Fragen zum privaten Forstbereich das Amt für Landwirtschaft und Forsten, Forstdienststelle Sulzbach-Rosenberg (Bernhard Raschka, 0175/5740855), zu Fragen zum Staatswald die Bayerische Staatsforstverwaltung (Julian Sauter, 09661/3712), zu Fragen zu sonstigen Privatgrundstücken der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landschaftspflege am Landratsamt (09621/39-239). Ansprechpartner bei der Stadt Sulzbach-Rosenberg ist Ordnungsamtsleiterin Rosalia Wendl (09661/510-125).

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.