Er kennt den Fred Tischler seit 37 Jahren, erzählt Christian Springer, war also schon ganz am Anfang seiner Karriere in Sulzbach-Rosenberg, und seitdem immer wieder. Diesmal ist er mit seinem neuen Programm "Nicht egal" gekommen, freut sich über einhundert erwartungsvolle Gäste im Seidel-Saal. Die meisten kennen ihn als den vielseitigen Kabarettisten aus dem "Schlachthof", als den Nockherberg-Redner, den Autor und nicht zuletzt als engagierten Unterstützer der zivilen Opfer des syrischen Bürgerkrieges.
Natürlich macht er wieder Kabarett vom Feinsten, erzählt Geschichten, wahre und erfundene, mit vollem Körpereinsatz, mit Gestik und Stimme, plaudert ohne Punkt und Komma und fragt sich selber immer wieder: „Wia bin i etz da draufkemma?“ Er kann sein Publikum so zum Lachen bringen, dass er dann mahnen muss: "Seids ned so albern", bettet seine Witze aber immer wieder ein in seine Botschaft für Toleranz und Mitmenschlichkeit.
Von Adam und Eva bis zu Gerhard Schröder
Springer fängt an bei Adam und Eva, kommt zu den Römern, den Päpsten und zu Ex-Kanzler Schröder und erkennt: "Der Mensch ist einfach blöd." Mit dem Gendern tut er sich schwer, bittet um Nachsicht und verkündet: "Alle san gmoant heit." Er mokiert sich über deutsches Hamstern: Erst Klopapier, jetzt Öl, demnächst Nägel und Paletten, befürchtet er, "denn Paletten für die Lounge braucht heute jeder Depp".
Zum Thema seines Programms "Nicht egal"“ erzählt er Geschichten. Zum Beispiel von Rolling Stone Mick Jagger, der sich von der Nazi-Fotografin Leni Riefenstahl ablichten oder Hugo Boss, der Braunhemden für die SA schneidern ließ. "Ist lang her, aber Geschichte, die nicht vergessen werden soll", sagt er dazu. Heute gelte es bei diesen Dingen wie beim Überkochen der Milch: Daneben stehen bleiben und aufpassen.
"Und etz hamma den Putin"
Christian Springer kreiert den Satz des Jahres: "Es blickt doch koana mehr durch." Schon bei Corona war das so und: "Was is etz mitm Russn?" Die russische Seele, der bärtige Iwan Rebroff, Doktor Schiwago, sie alle, so Springer, verkörpern doch nicht das böse Russland. "Und etz hamma den Putin – wer is des Zweschgnmanderl?" Er sei nicht verrückt, sagt der Kabarettist, er könne sogar zum Klimaretter werden: "Schmeißt er a (kloane) Atombombe, verfinstert sich der Himmel, die Erde kühlt ab."
Bei aller Ironie zeigt sich aber, wie ernst er das Kriegsgeschehen in der Ukraine sieht. "Ich weiß nicht, was zu tun ist", sagt er, empfindet Hilflosigkeit und ein schlechtes Gefühl. Wenn die Waffen schweigen und sich niemand mehr verteidigen könne, sei das kein Frieden. Aber hier wie auch bei der Corona-Diskussion dürfe kein Zwiespalt entstehen, müsse Meinung geäußert werden dürfen und respektiert werden.
Ganz ins Philosophische geht Springer zum Ende seines Programms mit dem Beispiel vom frühen Vogel, der den Wurm fängt. Er, so sagt er, wäre lieber der Wurm, ja das Schicksal der ganzen Menschheit sei es, der Wurm zu sein. Wortreich und witzig stellt er auch das jüngste seiner Bücher vor. „Bitte sagen Sie die Klimakatastrophe morgen ab! Ich habe wichtige Termine“ lautet der Titel.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.