Das Publikum war überschaubar. Trotzdem freute sich der Erfinder der "Vong"-Sprache, Willy Nachdenklich, wieder in "Salzberg-Rosenbach" zu sein. Knapp ein Jahr nach seinem letzten Auftritt las der Amberger in der Hängematte aus seinem zweiten Buch, "Shakespeare oder Willy, das ist hier 1 Frage - 1 litterarisches Feuerwerk in 24 Akten".
Die Frage, ob Schinkenspicker Wurst in Dartpfeilform ist, machte dabei nur den Anfang eines zweistündigen Feuerwerks aus verdrehter Satzstellung und Wortumformungen der besonderen Art. Willy Nachdenklich hatte für das begeisterte Publikum neue Geschichten und alte Klassiker sowie weltverändernde "Fun Facts" im Gepäck. Auch bekannte Figuren seiner Internetseite waren dabei. Den Anfang machte AfD-Anhängerin Gisela Stöcklmeier, die sich in den Flüchtling Carlos verliebt. Die AfD nennt er dabei liebevoll eine "neoliberale Wixerpartei". Gisela schafft sich schließlich einen Hund, einen "Golden Receiver" an, den sie, aus offensichtlichen Gründen, "Bello" nennt.
Internet-Hype aus Amberg: Willy Nachdenklich glänzt mit abstruser Rechtschreibung
Weitere Geschichten handeln von aggressiven Jesolo-Urlaubern oder seinem sogenannten Versicherungsbaby. "Bergbach-Rosensulz" ist dabei stets auf Willys Seite und lacht sich auch bei den "Fun Facts über Tiere" schlapp. Wer weiß denn schon, dass der Mensch im Schlaf fünf Spinnen pro Woche verschluckt? Oder dass Bernhardiner keinen Führerschein haben, weil sie Alkoholiker sind? Nach dem Schwall an Wissen, gabs für das Publikum erstmal eine Pause inklusive Plausch mit Willy.. Danach bekamen seine Fans einen echten Klassiker zu hören, den Nachdenklich sonst nicht vorliest. Dieses Mal haben es sich die Anwesenden aber verdient und er gab "Jems in der Sexfalle" aus seinem ersten Buch, "1 gutes Buch vong Humor her", zum Besten. Um auch als Telefonjoker bei Günther Jauch gerüstet zu sein, versorgte Willy sein Publikum noch mit "Weltwissens-Facts".
In seiner Abschlussgeschichte gab er noch zu: Männer sind Schweine. Die Moral von dieser Geschicht: Ein Affen-Emoji, der sich die Augen zuhält, gilt als volles Schuldeingeständnis, wenn man den Partner frägt, ob dieser einen betrogen hat. Hinter der lauten, lustigen Fassade der andersklingenden Wörter steckt in den Geschichten von Willy Nachdenklich auch irgendwie ein Hauch Gesellschaftskritik: Zivilcourage, Smartphone-Sucht oder klares politisches Statement. Willy Nachdenklich ist wie der Hofnarr des 21. Jahrhunderts. Dass er nicht nur, im wahrsten Sinne des Wortes, die Sprache der jungen Generation spricht, sondern auch ein Publikum jenseits der Millennials begeistern kann, stellte er an diesem Abend in der Hängematte eindeutig unter Beweis.
Bekannt geworden war Willy Nachdenklich mit seiner Facebookseite "Nachdenkliche Sprüche mit Bilder", auf der er Sinnsprüche, die vor Rechtschreibfehlern nur so strotzen, parodiert. Von dort katapultierte er die "Vong"-Sprache zu bundesweiter Bekanntheit. Spätestens seit der Ernennung seines Begriffs "I bims" zum Jugendwort des Jahres 2017 prägte er sprachlich eine ganze Generation. Hinter der Kult - und Kunstfigur steckt Sebastian Zawrel aus Amberg.
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