Der Lions-Club Sulzbach-Rosenberg und die Kulturwerkstatt holten den Journalisten Michael G. Möhnle für einen Vortrag über den Klimawandel und den Green Deal ins Capitol. Der ehemalige Leiter der Online-Kommunikation im bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit belegte faktenreich die Gefahren der weltweiten Klimakatastrophe. "Das Zeitfenster zum Stopp der Erderwärmung schließt sich schnell", betonte Möhnle.
Rechne man die beim Klimagipfel in Glasgow angegebenen Ziele der Teilnehmerstaaten bis 2030 mit ein, "dann stehen wir bei einer Erwärmung von 2,4 Grad Celsius". Es müsse also deutlich mehr als bisher getan werden. Dabei seien "Klima-Kippeffekte"“ wie das Auftauen des Permafrosts noch gar nicht einkalkuliert. Wenn aber diese Kipppunkte erreicht werden, könne die Erhitzung der Erde nicht mehr aufgehalten werden.
Die EU als globaler Vorreiter
Möhnle, der früher auch Pressesprecher im Europäischen Parlament war, betonte die internationale Vorreiterrolle der EU durch den sogenannten Green Deal. Damit wolle die EU die Treibhausgasemissionen in einem ersten Schritt bis 2030 um 55 Prozent reduzieren, den Anteil der erneuerbaren Energien von jetzt 23 auf 40 Prozent fast verdoppeln und bis 2050 klimaneutral sein. Diese Ziele wurden in ein Klimaschutzgesetz gegossen und seien damit für alle 27 EU-Staaten verpflichtend. Wirtschaft und Industrie im EU-Binnenmarkt haben damit Planungssicherheit wie in keiner anderen Weltregion.
Schon heute sei es der EU gelungen, das Wirtschaftswachstum vom Zuwachs der Treibhausgasemissionen zu entkoppeln. Dies sei der erste wichtige Schritt. Jetzt gehe es darum, unser Energiesystem auf erneuerbare Energien und Wasserstoff umzustellen. Schließlich entfielen 75 Prozent der Treibhausgasemissionen auf den Energiesektor. Gleichzeitig müsse der Verkehrssektor auf Zero-Emission gebracht werden; eine historisch einmalige Herausforderung.
Akkus mit 1000 Kilometer Reichweite
In seinen Recherchen habe er feststellen können, dass die Entwicklung in der Industrie offensichtlich weiter sei als der Politik bekannt. Möhnle sprach die Entwicklung „virtueller Kraftwerke“ an, die eine dezentrale Energieversorgung ermöglichen. Er zeigte Neuerungen in der Photovoltaik auf, die eine Verdreifachung der Wirkungsgrade im Gegensatz zu den heute verbauten Modulen ermöglichen. Insbesondere verwies der Referent auf die neue Akkutechnologie SALD, die ein Auto mehr als 1000 Kilometer weit bringe und in kürzester Zeit aufgeladen sei. Stundenlanges Aufladen der Batterie sei bald Vergangenheit.
Hoffnungsträger Wasserstoff
Auch der Einsatz von Wasserstoff werde bald auf breiter Grundlage möglich sein, vor allem für Großfahrzeuge. Es gebe bereits Lkw, die mit Brennstoffzellen und einer Tankfüllung 1400 Kilometer weit fahren und in wenigen Minuten vollgetankt sind. Auch Züge, große Frachtschiffe und Flugzeuge könnten mit Wasserstoff angetrieben werden. Airbus wolle 2035 das Wasserstoffzeitalter im Flugverkehr eröffnen. Darüber hinaus stelle eine Firma in Chemnitz einen Kraftstoff aus grünem Strom, Wasser und CO2 herstellen, mit dem auch die bisherigen Verbrennungsmotoren klimaneutral fahren könnten. Damit seien wichtige Weichen gestellt, betonte Möhnle. Jetzt gehe es an die Umsetzung und breite Anwendung. Dabei entstünden neue Arbeitsplätze und langfristig eine bessere Lebensqualität.
"Das Zeitfenster zum Stopp der Erderwärmung schließt sich schnell."
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