Matthias Egersdörfer überraschte das Publikum, das in Teilen wohl einen Abend mit bärbeißigem Kabarett und einem Schuss Musik erwartet hatte, mit schlimmer Comedy und lustiger Musik. Zu Beginn meinte Egersdörfer, seine Kapelle und er seien ganz „fix und fertig“, als er verriet, demnächst beim evangelischen Kirchentag bis zu 90 Minuten predigen zu sollen. Das sei Grund dafür, dass sich die Kapelle jetzt anstrengen werde. Dem tonlosen „Schnarch-Lied“ folgte der Hit „Black Cloud“ von Mike Roger, alias Hermann Glöckler aus Heroldsberg, der an einem Leberleiden starb. Ob es daran lag, dass er Rock-Musik gespielt hatte, erfuhr das Publikum nicht. Warum auch. Egersdörfer tanzte dazu jedenfalls „ganz außerordentlich“.
Niemand rief „Hurz!“
Gags am laufenden Band wie die verunfallten Liebeserklärungen („Wenn du nicht da bist, höre ich meinen Tinnitus viel besser“) verbanden die einzelnen Darbietungen zu einem dadaistischen Gesamtkunstwerk aus Musik, Texten und Tanzeinlagen im unverwechselbaren Egersdörfer-Stil. Wem fiel der Text tatsächlich ein zu „La mer, Kuckuck, oh du lieber Augustin“? War es Ernst Jandl, Loriot oder Egersdörfer selbst? Der Meister wäre um eine Antwort bestimmt nicht verlegen gewesen, hätte ein Zuschauer tatsächlich „Hurz!“ gerufen. Wie einem das Leben so spielt, so Egersdörfer weiter, wenn man in der Schule Latein statt Französisch gewählt hat: Man gerät in peinliche Situationen, wenn dann einem beim Schulausflug nach Frankreich nur die Wörter „Baguette“ und „Trottoir“ einfallen. Wie sehr das fränkische Gemüt die Kapelle Fast Fürth auch zu philosophischem Grundgang verführt oder fer-Fürth, zeigte die Einlassung, man brauche im Watt gar nicht wandern, weil es dort eh überall gleich aussieht.
Sonntags früh eine Semmel
Die Kapelle "Fast Fürth" stand den Texten des fränkischen Komikers und Tatort-Schauspielers in nichts nach. Schlagermelodien, das Pumuckl-Thema oder große Opernarien waren für die Musiker Basis für eine Fülle an Humoresken und Moritaten. Der vielseitige Robert Stefan an den Tasten und am Baritonsaxophon zauberte zuweilen Meeresrauschenmusik mit Anleihen aus dem Klezmer-Stil. Und eine Stimme hatte der! Der listig, einsilbige Lothar Gröschel, beherrschte das Spiel auf der Quetschen unaufdringlich und prägte den Grundsound maßgeblich. Und Tilo Heider sorgte mit seinem Trommelspiel dafür, dass jedes Melodieinstrument im Vordergrund stehen konnte. Beim nächsten Rock 'n Roll zeigte er dann aber, dass er sein Handwerk in Rockbands gelernt hatte.
Was war Schwerpunkt des Abends? Skurrile Einfälle aus dem Alltag oder die packende Musik aus Schlager, Rock and Roll oder Bossa Nova? Gleichgültig. Das Publikum genoss das Potpourri aus banalen Miniaturen „Sonntags früh eine Semmel, die gibt`s bei Willy Memmel“ und bösen Moritaten, eine davon mit dem eingängigen Refrain „Mutter sagt zum Gunther, die Welt geht unter, doch wir sind munter“. Absurd und deftig, wie Egersdörfer den Urlaub mit seiner Frau im Hunsrück bedauert, würzig und wahrhaft, wenn nach mehreren Zugaben der Chef ins Publikum ruft: „Oh, du Oberpfalz, ihr seid das bessere Bayern.“ Das Publikum wurde durch die skurrilen und humorvollen Darbietungen bestens unterhalten. Ja, kommt bald wieder, zu einem launigen Kleinkunstabend mit Anarcho-Flair.
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