Sulzbach-Rosenberg
11.04.2022 - 18:32 Uhr

"Grünes Rohrwerk" soll dringend benötigte Investoren anlocken

Im Rohrwerk Maxhütte hat noch immer der Insolvenzverwalter das Sagen, aber es gibt Hoffnung für den Sulzbach-Rosenberger Röhrenhersteller.

Es kommt fast einem Spagat gleich, den im Rohrwerk Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg Geschäftsführung, Generalbevollmächtigter und Betriebsrat zurzeit leisten müssen. Einerseits muss die Suche nach potenziellen Investoren auf Hochtouren laufen, andererseits muss die Motivation bei den rund 450 Beschäftigten auch unter dem Eindruck einer noch immer prekären Produktions-Situation hochgehalten werden, um die Belegschaft weitestgehend bei der Stange zu halten. Geschäftsführer Thomas Forster sah bei der Betriebsversammlung am Montag, 11. April, aber durchaus ein Licht am Ende des Tunnels und erste positive Signale. Den künftigen Schlüssel zur Kostenreduktion und Steigerung der Flexibilität stellte unter dem Überbegriff „Grünes Rohrwerk“ Thomas Hauser vor, der im Betrieb an der Franz-Kunze-Straße die Produktentwicklung leitet.

Zunächst aber freute sich Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz König über die stattliche Anzahl der Belegschaftsmitglieder, die am Montag die Informationen zum Umbau der technischen Seite, aber auch die Ausführungen von Geschäftsführer Thomas Forster, Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz von der Münchener Anwaltskanzlei Grub Brugger und Sachwalter Rechtsanwalt Harald Schwartz gespannt verfolgten. Ihre Solidarität und mögliche Hilfestellungen sicherten für die Kommunalpolitik Landrat Richard Reisinger und Bürgermeister Michael Göth zu. Udo Fechtner, Zweiter Bevollmächtigter der IG-Metall Amberg, berichtete zudem von positiven Signalen aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium, das aber Finanzhilfen vom Einstieg eines neuen Investors abhängig mache. Deshalb genieße die Suche nach einem neuen Besitzer oberste Priorität, was auch mit der künftigen Ausrichtung als CO2-neutrales „Grünes Rohrwerk“ gelingen solle.

Finanzhilfen in Aussicht

Ideen dazu gibt es laut Auskunft von Werner Wolf, Karl-Heinz Götz und Thomas Hausner schon seit mehreren Jahren in einem Prozess fortdauernder Überlegungen. Zugrunde liege – und daran habe auch die neue Situation durch die Insolvenz nichts geändert – stets die Reduzierung der hohen Energiekosten und eine Effizienzsteigerung bei der Röhrenherstellung. Alles zusammen wirke sich am Ende auf eine wirtschaftlichere Produktion aus, die das Werk schließlich auch für die gesuchten Investoren attraktiv machen soll. Laut Hausner betrifft die Neuausrichtung sämtliche Bereiche der Röhrenfertigung. Beim Umbau des Warmbetriebes solle künftig komplett auf Gas verzichtet und dafür Induktionsstrom eingesetzt werden. Einen großen Vorteil versprechen sich die Techniker auch von der Umstellung auf ein Schrägwalzwerk und vom ausschließlichen Einsatz von Rund-Vormaterial mit nur einem Querschnitt. Dies bringe Vorteile für die Flexibilität, einen schnelleren Transport und einen größeren Kreis von Vormaterial-Lieferanten.

Die Spezialisten, die sämtliche Überlegungen einer nachhaltigen Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des Rohrwerks unterordneten, nannten außerdem den Ausbau der Fließrohr-Adjustage, die Modernisierung der Kaltrohr-Seite hin zu mehr Automation, die Öffnung von neuen Marktsegmenten, höhere Liefertermin-Treue und eine generelle Erweiterung der Kapazitäten. Auch die Fertigungslinie für Präzisionsrohre solle auf 10 000 Tonnen erweitert werden. „Beim Umbau des Warmrohrbereiches sprechen wir von einer Investition in Höhe etwa 25 bis 30 Millionen Euro. Diese wird sich aber mit Einsparungen von rund 9 Millionen Euro pro Jahr relativ zügig aufrechnen“, sagt Thomas Hausner.

Annehmbare Angebote

Geht es nach Geschäftsführer und Insolvenzverwalter, sollte die Suche nach einem neuen Rohrwerk-Investor – dem Gläubigerausschuss liegen mehrere annehmbare Angebote von ernsthaften Interessenten vor – bis etwa Ende Mai inklusive Vertragsunterzeichnung abgeschlossen sein. „Es ist erfreulich, dass alle mitziehen und mit einem guten Konzept nach vorne schauen“, so Jochen Sedlitz. Auch Sachwalter Harald Schwartz zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung und sprach von einem „fortgeschrittenen Investoren-Prozess“, bei dem alle Beteiligten langfristige Lösungen für den traditionsreichen Röhrenhersteller in Sulzbach-Rosenberg wollen.

Geschäftsführer Thomas Forster sah trotz roter Zahlen ebenfalls positive Entwicklungen mit guten Auftragseingängen und signifikant erhöhten Verkaufspreisen. Appelle der Redner galten vor allem auch der gesamten Rohrwerksbelegschaft, die trotz der noch schwierigen Situation dem Betrieb für einen Neuanfang die Treue halten solle.

 
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