Sulzbach-Rosenberg
29.09.2022 - 15:17 Uhr

Wo der Hochadel in Sulzbach einst seine Toten zur Ruhe bettete

Eine Tour zu Begräbnisstätten verheißt eher wenig Unterhaltsames. Dennoch wurde es ein launiger Streifzug durch die Geschichte Sulzbach-Rosenbergs, auf den Stadtheimatpfleger Markus Lommer zahlreiche Gäste mitnahm.

Die Kulturwerkstatt Sulzbach-Rosenberg, die Volkshochschule Amberg-Sulzbach und Stadtheimatpfleger Markus Lommer organisierten eine Themenführung zu Friedhöfen und Grabstätten in Sulzbach. An drei Stationen warteten Lea Marie Bleibaum, Heide-Marie Biegerl und Manuel de Pellegrini aus der Städtischen Sing- und Musikschule mit klangvollen Einlagen auf. Den Schlussakkord in der stilvoll illuminierten Friedhofskirche St. Georg setzte das Ensemble Sanspareil unter der Leitung von Michael Kämmle mit einem Barockkonzert.

Markus Lommer überraschte zu Beginn mit einer Zahl: Zwölf historische Friedhöfe und Bestattungsorte sind im Stadtgebiet bekannt. Der Hochadelsfriedhof im Schloss Sulzbach ist seit dem 9. Jahrhundert nachgewiesen. Archäologen förderten 1999 fünf Kindersärge aus Holz und vier gemauerte Erwachsenensärge ans Licht, einige davon als „Kopfnischengräber“. Hier wurden hochstehende Persönlichkeiten zur Ruhe gebettet.

Ein aufwendiges Grab erhielt Graf Ernst aus dem Nordgau, ein enger Vertrauter von König Ludwig dem Deutschen (806 - 876). Die Tochter des Grafen Ernst heiratete Kaiser Ludwigs Sohn Karlmann, der damals Sölden oder Lehen bei Amberg besaß. Daher rührt der Name des Amberger Stadtteils Karmensölden. Ein Bestattungsplatz war für Adelheid von Frontenhausen vorgesehen, die Frau des Grafen Berengar, der dem Beraterkreis von König Heinrich V angehörte.

Die Toten den Lebenden präsent

Oberhalb der heutigen Bushaltestelle Luitpoldplatz befand sich bis zum 16. Jahrhundert ein Friedhof. An der Südseite der Pfarrkirche Sr. Marien sind im Boden die Grundmauern der ehemaligen Friedhofskapelle St. Leonhard markiert, die 1807 abgebrochen wurde. Der sie umgebende Friedhof war noch größer als die jetzige Rasenfläche. Er umfasste auch den Bereich der heutigen Kirchentreppe und reichte bis an die Nordseite der Kirche.

Früher wurden Verstorbene zumeist rund um die Pfarrkirchen bestattet. So blieben sie den Lebenden stets präsent, die ihre Gräber jeden Sonntag auf dem Weg zum Gottesdienst besuchen konnten. Später wurden Friedhöfe dann aus Hygienegründen oft außerhalb der Stadtmauern errichtet.

Wem gehört die Fürstengruft?

Zweite Station des Rundgangs war die 1661 fertiggestellte Fürstengruft. Sie birgt die sterblichen Überreste von 13 Adligen. Unter anderen liegen hier Pfalzgraf Christian August, seine Frau Amalie Magdalena, die ältesten Söhne des Fürsten oder auch die Großmutter des zweiten bayerischen Königs Ludwig I. Erst 1974 wurde die 1960 zugemauerte Fürstengruft wieder geöffnet. Sie ist nun seitdem von außen zugänglich. Eine Besonderheit, die selbst den Sulzbach-Rosenbergern kaum bekannt sein dürfte, erwähnte Lommer: Eigentümer der Gruft ist weder die Stadt noch die Pfarrei, sondern der Wittelsbacher Ausgleichsfonds.

Im Innern der Pfarrkirche St. Marien erläuterte der Stadtheimatpfleger Epitaphien bedeutender Verstorbener. Einige der 16 Epitaphien und Gedenksteine wurden erst im Zuge der Innenrenovierungen Ende der 1950er-Jahre entdeckt und gehoben.

Für Denkmalschützer hochinteressant

Letzte Station war der im Besitz der Stadt befindliche alte Friedhof, der im Zuge der Reformationsbewegung angelegt wurde. Nach der Einführung des Simultaneums fand hier im Jahr 1652 der erste offizielle Gottesdienst für Katholiken statt. In und außerhalb der Kapelle kann man 35 denkmalgeschützte historische Grabmäler besichtigen, denen das Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege eine überdurchschnittliche Bedeutung beimisst. Das Ensemble "Sanspareil" unter der Leitung von Michael Kämmle ließ die Führung dann für die drei Dutzend Zuhörer mit Barockmusik in stilvollem Licht ausklingen..

Hintergrund:

Friedhöfe und Bestattungsorte in Sulzbach-Rosenberg

  • Hochadelsfriedhof Schloss Sulzbach
  • Erbbegräbnis der Wirtsfamilie von Siebeneichen
  • Mittelalterlicher Friedhof bei der Kirche St. Marien
  • Spitalfriedhof Sulzbach
  • Alter Friedhof Sulzbach
  • Pfarrkirche St. Johannis Rosenberg
  • Israelitischer Friedhof am Katzenberg
  • Einzelgrab eines französischen Soldaten bei Großenfalz
  • "Russenfriedhof" an der Schillerstraße
  • Friedhof Rosenberg neben der Herz-Jesu-Kirche
  • Waldfriedhof Sulzbach-Rosenberg
  • Bestattung Fritz Morgenschweis an Herz-Jesu-Kirche
 
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