Sulzbach-Rosenberg
31.10.2019 - 16:18 Uhr

Investor stellt Pläne vor: Aus Storg wird ein Hotel

Lange Zeit schlugen in Sachen "Storg-Immobilie" bis auf herabfallende Fassadenteile keine Schlagzeilen mehr auf. Die Firma Solgarden war im Frühjahr 2018 ausgestiegen. Kurz danach trat ein neuer Projektant auf. Jetzt herrscht Klarheit.

Das ist natürlich nicht der Storg in Sulzbach-Rosenberg, aber das frühere Großkaufhaus Paul in Dillingen an der Donau kann als Beispiel dienen, wie das Unternehmen Rinkenburger Objektbau in markante Leerstandsimmobilien neues Leben einziehen lässt. Bild: Rinkenburger Objektbau
Das ist natürlich nicht der Storg in Sulzbach-Rosenberg, aber das frühere Großkaufhaus Paul in Dillingen an der Donau kann als Beispiel dienen, wie das Unternehmen Rinkenburger Objektbau in markante Leerstandsimmobilien neues Leben einziehen lässt.

Über die Hässlichkeit des ehemaligen Kaufhauses Storg braucht nach Ansicht vieler Herzogstädter schon lange nicht mehr diskutiert werden, über dessen Folgenutzung dagegen schon. Zunächst hatte sich die Stadt mit dem Ankauf der maroden Immobilie in diesem Bereich die Deutungshoheit gesichert, folgen sollten Interessenten für den prominentesten Leerstand der Altstadt. Doch Sanierer gehören für so einen Betonklotz wohl eher zu einer selteneren Spezies.

Als erster konkreter Interessent legte die Firma Solgarten GmbH mit dem gebürtigen Sulzbach-Rosenberger Markus Gildner 2016 Pläne zur Folgenutzung auf den Tisch, was folgte waren fast zwei Jahre voller Hoffnung. Mangels ausreichendem Interesse von Wohnungskäufern und letztlich fehlenden Anker-Mietern zogen sich die Projektanten Ende März 2018 vom Storg-Vorhaben zurück, die Investoren-Suche musste von Neuem beginnen.

Drei Monate später bekundete die Rinkenburger Objektbau aus Dillingen an der Donau Interesse am ehemaligen Kaufhaus Storg, vorgestellte Pläne nahmen Bürgermeister, Liegenschaftsreferat und Stadtrat gleich mit Wohlwollen auf. Profession des schwäbischen Familienunternehmens ist nach eigenen Angaben die Planung, Projektierung und Projektsteuerung sowie die schlüsselfertige Ausführung von Neu- und Bestandsobjekten im Hotel-, Wohnungs- und Gewerbebau. "Wir wollen das frühere Kaufhaus Storg ähnlich des von uns in Dillingen neugestalteten Kaufhauses Paul wieder mit Leben erfüllen", sagte Prokurist Thilo Rinkenburger beim Pressegespräch im Rathaus.

Mit den Storg-Plänen zufrieden zeigten sich (von links) Hans-Jürgen Winter, Thilo Rinkenburger und Erster Bürgermeister Michael Göth. Bild: ANDREAS ROYER
Mit den Storg-Plänen zufrieden zeigten sich (von links) Hans-Jürgen Winter, Thilo Rinkenburger und Erster Bürgermeister Michael Göth.

Lange Funkstille

Doch bevor der Kauf des schon mal als "schlafendes Monster" bezeichneten Objekts Mitte diesen Jahres unter Dach und Fach gebracht wurde, herrschte erst einmal ein halbes Jahr Funkstille. Pläne, Ortstermine, Besprechungen, Marktsondierungen, Gutachten und Vereinbarungen wollte der Bauträger aus Dillingen zunächst größtenteils abarbeiten, um mit konkreten Details aufwarten zu können.

Auf Betreiben der SRZ-Redaktion kam nun in dieser Woche ein Pressetermin zustande, bei dem Thilo Rinkenburger im Rathaus die Planungen seines Unternehmens zum Storg-Leerstand vorstellte. Wichtigste Nachricht dabei war, dass im ehemaligen Kaufhaus künftig ein Hotelbetrieb mit etwa 120 bis 140 Betten als Anker-Mieter dienen soll. "Hier gibt es vier Interessenten mit sehr konkreten Vorstellungen", so der Bauträger, dessen Firma bisher 110 Hotels gebaut hat und dafür auch einen eigenen Makler beschäftigt, der ausschließlich den Hotellerie-Sektor sondiert. "Wir wollen mit einem Hotel in zentraler Lage auch für eine zusätzliche Belebung der Innenstadt sorgen, von der auch Einzelhandel und Gastronomie profitieren", ergänzt Thilo Rinkenburger.

Zunächst werde das Objekt geräumt und kernsaniert. Danach seien neben möglichen wohnwirtschaftlichen Nutzern vorwiegend gewerbliche Einheiten vorgesehen. Als zentraler Mieter sei ein Hotel angedacht, dessen Zielgruppe sowohl Geschäftsreisende als auch Touristen umfasse. "Durch die Zimmerzahl können selbst Busreisen abgedeckt werden", sagte der Vertreter des schwäbischen Unternehmens.

Zweistelliger Millionenbereich

Erster Bürgermeister Michael Göth und Hans-Jürgen Winter, Leiter des Liegenschaftsreferats freuten sich über die Pläne des Investors und zeigten sich beeindruckt von dessen Leistungsfähigkeit. Als Baubeginn ist laut Rinkenburger Mitte/Ende 2020 vorgesehen. Die Gesamtkosten für Umbau und Sanierung würden sich nach ersten Schätzungen im zweistelligen Millionenbereich bewegen.

Die neue Fassade des früheren Kaufhauses Paul in Dillingen. Ähnlich könnte auch die Storg-Fassade umgesetzt werden. Bild: Rinkenburger Objektbau
Die neue Fassade des früheren Kaufhauses Paul in Dillingen. Ähnlich könnte auch die Storg-Fassade umgesetzt werden.
Info:

Zahlen und Fakten zur Revitalisierung der Storg-Immobilie

Das ehemalige Kaufhaus Storg wurde Mitte des Jahres von der RI Sulzbach-Rosenberg UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG mit Sitz in 89407 Dillingen, von der Stadt Sulzbach-Rosenberg erworben.

Im Erdgeschoss stehen neben den Räumlichkeiten des Hotels (2000 m2), Rezeption, Lobby und Frühstücksbereich weitere Flächen für eine vom Hotel abgekoppelte Gastronomie (ab 100 m2) und Einzelhandel (400 m2) zur Verfügung.

In den oberen Etagen sind neben der Hotelnutzung weitere Büro-/Praxen und Gewerbeflächen ab etwa 100 bis 1000 m2 geplant und können nach Wunsch der Interessenten gestaltet und umgesetzt werden.

Parkflächen werden im 1. und 2. Untergeschoss sowie im Außen- und Anfahrtsbereich erstellt.

Der Beginn der baulichen Maßnahmen ist ab Mitte/Ende 2020 vorgesehen, bei einer Bauzeit von 18 bis 24 Monaten.

Die Umsetzung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Sulzbach-Rosenberg sowie den angrenzenden Nachbarn.

Die Bauherrenschaft weist in der Planung, Projektierung und Projektsteuerung bis hin zur schlüsselfertigen Ausführung von Neu- und Bestandsobjekten im Hotel-, Wohnungs- und Gewerbebau, langjährige Erfahrungen auf. Kürzlich wurde mitunter ein vergleichbares, ehemaliges Kaufhaus, mit einer Bruttofläche von etwa 9500 m2, erfolgreich der Nutzung übergeben.

Auch das Motel One in Stuttgart trägt die Handschrift der Rinkenburger Objektbau. Bild: Rinkenburger Objektbau
Auch das Motel One in Stuttgart trägt die Handschrift der Rinkenburger Objektbau.
Kommentar:

Wie man ein Monster bändigt

Viele haben eigentlich nicht mehr daran geglaubt, dass in die bestehende Storg-Ruine neues Leben einziehen kann. Schimpf und Schande hatten längst die Oberhand gewonnen gegenüber rationalen Vorstellungen, wie etwa eine Folgenutzung in welcher Form auch immer. Jetzt scheinen wir erneut – nach der gescheiterten Gildner-Vision – an einem Punkt angelangt, der Sulzbach-Rosenberg Hoffnung vermittelt.
Mit der Dillinger Rinkenburger Objektbau hat ein Unternehmen seinen Hut in den Ring geworfen, das sicherlich Beachtung verdient. Wahrscheinlich sogar mehr, denn der Revitalisierungs-Spezialist aus Bayerisch-Schwaben kann genügend einschlägige Referenzen vorweisen. Und 110 gebaute Hotels sind eigentlich auch mehr als eine ganz normale „Hausnummer“. Was aber noch dazu kommt, ist immer die Art und Weise, wie angedachte Planungen oder Projekte „verkauft“ werden.
Und da gewinnen in der Branche vertraute Akteure schon gleich zu Beginn den Eindruck, nicht mit Luftschlössern konfrontiert zu sein, sondern mit soliden und auf die eigene Leistungsfähigkeit ausgerichteten Planungen. Prokurist Thilo Rinkenburger legte beim persönlichen Gespräch mehrfach Wert darauf, in einem Familienunternehmen tätig zu sein, wo Partnerschaft, Vertrauen und Kollegialität hoch im Kurs stehen. Vielleicht verbirgt sich ja genau dahinter die richtige Strategie, wie man ein schlafendes Monster bändigen kann.

Andreas Royer

Das frühere Kaufhaus Paul in Dillingen während der Umbauphase. Bild: Rinkenburger Objektbau
Das frühere Kaufhaus Paul in Dillingen während der Umbauphase.
Info:

Machbarkeit

Thilo Rinkenburger zeigte sich von der Machbarkeit des Storg-Projekts überzeugt: „Wir haben Sulzbach-Rosenberg für nächstes Jahr als einziges Vorhaben eingeplant. Wenn das nicht läuft, hätten wir für 2020 keine Aufträge“, untermauert er das Bestreben seines Hauses, und kündigte als weiteren Beleg für seine Entschlossenheit viele Fenster als markantes Merkmal an der bald neuen Storg-Fassade an.

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