Es war ein sehr emotionaler Abend. Johannes Maier (32) aus Götzendorf hat in Sulzbach-Rosenberg sein Buch mit dem Titel „Es ist mehr als nur nicht Laufen“ vorgestellt. Er schildert darin, wie er sein Leben als Querschnittsgelähmter bewältigt. Die Lesung im Capitol war eine Premiere, die Maier nur durch den Beistand seiner zahlreich erschienenen Angehörigen und Freunde meisterte. Zu aufwühlend waren für ihn die Erinnerungen an die Achterbahnfahrt seines Lebens in den vergangenen zwölf Jahren. Mit Buchhändler Ralf Volkert und Verlegerin Renate Brandes kam es zu einem Gespräch, in dem der junge Autor mit authentischen, äußerst offenen und sehr bewegenden Worten seine Depression, seinen Suizid-Versuch und die Lebensumstände eines Querschnittsgelähmten schilderte.
„Mit dem Tod meines besten Freundes Marco hat sich für mich alles verändert“, erzählte Johannes Maier. Sein Trauma begann im April 2009. Der Verlust übermächtig, die Trauer unüberwindbar, die Depression unausweichlich. Am Ende der Spirale fand sich der 19-Jährige querschnittsgelähmt im Rollstuhl wieder. Damit fingen die Probleme aber erst an, das Nicht-Gehen-Können erweist sich nur als ein Teilaspekt. „Die unvermeidlichen Prozeduren und Torturen, die der außer Funktion gesetzte Unterkörper nach sich zieht, werden zum immerwährenden Spagat zwischen Hoffen und Bangen“, beschreibt Maier die damalige Situation.
265 Tage im Krankenhaus
Mit wieviel Kraft und Zuversicht er seine zweite Chance auf Leben nutzt und nicht aufgibt, schildert er in seinen Aufzeichnungen. Er erzählt vom insgesamt 265 Tage dauernden Krankenhaus-Aufenthalt, von den Reha-Maßnahmen, den ersten Wochenenden daheim bei den fürsorglichen Eltern, den Besuchen am Grab von Marco und auf dem Fußballplatz seines Vereins. Er schildert ebenso offen Intimes über die körperlichen Probleme eines Gelähmten, über medizinische Möglichkeiten und Therapien, die ihm helfen, den Alltag zu bewältigen. „Als mir der Chefarzt in Bayreuth sagte: ’Mit dem Laufen, das wird nix mehr’, war mein Kampfgeist geweckt, ich wollte wieder Leben haben.“ Der Titel „Es ist mehr als nur nicht Laufen“ beschreibt, was Maier nach dem Koma und als Querschnittsgelähmter alles wieder lernen musste: Selber atmen, sprechen, Rollstuhlfahren und die Blicke der Menschen ertragen. Tagebuchaufzeichnungen seiner Mutter über die Zeit, in der er im Koma lag, ergänzen seine Autobiographie, die von der Verlegerin Renate Brandes spontan akzeptiert wurde. Geschrieben hat Maier das Buch während der Pandemie. Es ist ihm ein Anliegen, das Thema Querschnittslähmung ausführlich zu beschreiben und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren.
Freude an neuem Hobby
„Man kann trotz eines Handicaps viel erreichen, wenn man nur will“, sagt er. Auch heute noch habe er „Ups and Downs“, bleibe aber gelassen: „Das ist halt Leben.“ Gestützt wird Maier von seinen Eltern und den vielen Freunden. Er habe sich nie allein gefühlt, das habe ihm Kraft gegeben. Mittlerweile ist er ein begeisterter Handbikefahrer und schafft schon stolze 32 Kilometer ohne Motorunterstützung.
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