Eine Lautsprecherstimme wie von einem Stadionsprecher kündigte mit bombastischen Worten im ausverkauften Seidel-Saal die Kabarettistin Franziska Wanninger an. Ohne Umschweife betrat sie die Bühne, blickte in die erste Reihe und fragte eine Zuschauerin direkt nach ihrem Namen. „Sie sind heute mein Opfer!“ kündigte Wanninger an und hatte damit die Lacher auf ihrer Seite.
Ihr Programm „Für mich solls rote Rosen hageln“ ist eine scharfe Beobachtung der kleinen und großen Unzulänglichkeiten des Alltags und die Suche nach Antworten. Zum Beispiel auf die Frage, wie man ungebetenen Besuch weiter bekommt? Wanninger, auf einem Einödhof bei Altötting aufgewachsen, sinnierte über die großen und kleinen, freiwilligen und unfreiwilligen Zwänge des Lebens. Sie erklärte, wie man sich negativ motivieren kann, und glaubte immer noch, dass ihre Tage im Internat in Deggendorf ein soziales Experiment waren. Das Thema Schulsport beendete sie mit einer wichtigen Feststellung, es müsse immer einen geben, der noch schlechter ist als man selbst. Auf die heutige Zeit bezogen heißt das: Photoshop ist effektiver als Sport.
Körperwahn kritisiert
Sie kritisierte den Körperwahn und gab den pragmatischen Tipp eines englischen Radiosenders weiter, wie man den idealen Beachbody bekommt. Erstens: Have a body. Zweitens: Go to the beach! In dem anschließenden Lied stellte sie die Frage: Warum mach ich`s mir so schwer, als wenn ich erst durch das Wörtchen wenn wer wär. Damit hielt sie auch dem Publikum einen Spiegel vor.
Nach der Pause sinnierte die ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin über Paare nach und lobte den Vorteil des Online-Datings, weil man sich dafür nicht extra duschen müsse. Wanniger gestand, als sie das Wort Gabionen zum ersten Mal hörte, dass sie an ein italienisches Süßgebäck dachte und die Enttäuschung groß war, dass damit nur eingesperrte Steine bezeichnet werden.
Bierseliger Gemeinderat
Dann schlüpfte die Frau, die auch schon ein Praktikum am US-Kongress absolvierte, in die Rolle eines behäbigen, bierseligen Gemeinderats und wurde durch den Rollentausch wesentlich derber und frecher. Das Ende vom Lied war dann aber doch die Erkenntnis, dass manche Leute Chef werden, weil man sie für die richtige Arbeit nicht brauchen kann.
Die vom Publikum laut geforderte Zugabe erfüllt sie mit einer kurzen Lesung aus dem Buch „Der famose Freistaat: Bayern verstehen für Anfänger und Fortgeschrittene“. Aus ihren Zitaten folgte die Erkenntnis, dass bayerische Lebensphilosophie tatsächlich funktional und bedenkenlos unproblematisch, oft aber auch ein tiefsinniges Statement weniger Worte ist. So war auch ihr Lieblingswitz eine tiefgründige Analyse der bayerischen Wesensart. Zwei bierselige Bayern unterhalten sich über die Rente. Sagt der eine: I arbeit bis zum Schluss, dann daschieß i mi! Sagt der andere: „Daschieß die glei, dann muast ned so lang arbeiten!“
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