Aber so ist ja noch mal alles gut gegangen und Horst Eckert, der sich übrigens als "Roter" den Pokal-Samstag frei gehalten hat, genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums. Und obwohl bereits zum achten Mal zu Gast in der Herzogstadt, war es dennoch eine Premiere: Im Capitol hat der in Weiden geborene und in Düsseldorf lebende Thriller-Spezialist die Atmosphäre noch nie knistern lassen.
Damit ließ sich Horst Eckert aber zunächst noch Zeit und blickte stattdessen auf die Anfänge seiner schriftstellerischen Karriere ebenso zurück wie auf seine 14 Vorgänger-Krimis. Die letzten drei davon machten Kommissar Vincent Che Veih zum Serienhelden, dessen konfliktträchtige Vita im Capitol noch einmal kurz auflebte. Im 15. Thriller sollte die Hauptfigur nun aber kein Polizist mehr sein. Sein Gelübde aus Anfangstagen brechend, entschied sich der ehemalige Fernseh-Journalist für eine Vertreterin seines früheren Gewerbes. Talkshow-Moderatorin Sarah Wolf, eine "Art Anne Will in jung", ist heimlich mit Staatssekretär Christian Wagner liiert, der wiederum in die Machenschaften von Pharma-Lobby und Krankenhaus-Großkonzernen verstrickt zu sein scheint.
Wieder ein Toter
Kenntnisreich öffnet Eckert seinem Publikum ein Guckloch mitten hinein in die gehobene Welt der Medien und der Politik mitsamt dem dazugehörigen Machtgefüge. Da es sich jedoch um einen Krimi handelt, darf ein Toter nicht fehlen: Es ist der Staatssekretär. Im nahtlosen Übergang zwischen Erzählen und Lesen setzt der gewiefte Autor seine Heldin nun als investigative Journalistin auf die Spur des Verbrechens.
Diese führt bis ins kenianische Flüchtlingslager Dadaab, das persönlich aufzusuchen der Honorarvorschuss des Verlages leider nicht hergegeben habe. Aber anders als der an dieser Stelle ins Spiel gebrachte Karl May beherrscht Horst Eckert die gesamte Bandbreite moderner Recherche-Techniken, die lebensnahe, plastische Eindrücke ermöglichen.
Und nicht minder gekonnt findet die Lesung ausgerechnet dann ihr Ende, als eine weitere Leiche entdeckt wurde und Sarah Wolf in der afrikanischen Nacht um ihr Leben fürchten muss.
Nach den weiteren Entwicklungen im Roman zu fragen, erübrigte sich selbstredend. Stattdessen interessierten sich die Zuhörer etwa für die Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Fernsehen. Dazu plauderte Horst Eckert charmant aus beiden Nähkästchen und gab auch seine "rare Sternstunde" mit dem völlig aus der Contenance geratenen damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf zum Besten. Solch kurzweilige und begeisternde Unterhaltung hatte eine Belohnung wahrlich verdient, und so machte der Meister des eleganten Thrillers noch Bekanntschaft mit einem anderen Meister der Spannung: Jon McGregor, dessen "Speicher 13" als Gastgeschenk der Buchhandlung Volkert jetzt mit zurück nach Düsseldorf reist.













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