Sulzbach-Rosenberg
08.03.2020 - 17:42 Uhr

Leerstandsmanagement ist eine Herausforderung für Alleskönner

Die Innenstädte verwaisen. Viele Städte klagen über Leerstandsimmobilien in ihren Kerngebieten. Auch Sulzbach-Rosenberg hat damit Probleme. Fabian Höhne vom Landkreis Hof referierte über aktives Leerstandsmanagement.

von mfh
Stadtratskandidat Stefan Thar (rechts) und Fabian Höhne (links) gestalteten den äißest interessanten Abend zum Thema Leerstandsmanagement. Bild: mfh
Stadtratskandidat Stefan Thar (rechts) und Fabian Höhne (links) gestalteten den äißest interessanten Abend zum Thema Leerstandsmanagement.
Fabian Höhne: "Man muss auch immer wieder bei Käufern wie Verkäufern sowie der städtischen Verwaltung den Finger in die Wunde legen. Aber Leerstand ist nicht Schicksal, sondern meistens hausgemacht. Es gibt Lösungen dafür. Man muss nur bereit sein, auch einmal vorgetretene Pfade zu verlassen." Bild: mfh
Fabian Höhne: "Man muss auch immer wieder bei Käufern wie Verkäufern sowie der städtischen Verwaltung den Finger in die Wunde legen. Aber Leerstand ist nicht Schicksal, sondern meistens hausgemacht. Es gibt Lösungen dafür. Man muss nur bereit sein, auch einmal vorgetretene Pfade zu verlassen."

"Die ISEK-Studie führte vor Jahren jedes zehnte Haus im Altstadtgebiet als Leerstand auf", so Stefan Thar von der FWU. "Unsere aktuelle Zählung hat ergeben, dass heute jedes siebte Haus leer steht!" Mit dieser kurzen Bestandsaufnahme begrüßte der Stadtratskandidat seinen Gast Fabian Höhne, der im Landkreis Hof ein aktives und funktionierendes Leerstandsmanagement aufgebaut hat.

Zu viele Neubaugebiete

Höhne erklärte, dass die Hauptursache von Leerstand die Ausweisung von zu vielen Neubaugebieten sei. Dadurch werden Ortskerne regelrecht ausgehöhlt und Wohngebiete mit riesigen Discounter-Flächen nach außen verlegt. Ein Generationenwechsel im Kerngebiet führe dann zur Schließung von Einzelhandelsgeschäften und letztlich zu dramatischen Leerstandszahlen.

Höhne berichtete, dass heute durch die Maßnahmen der Bayerischen Staatsregierung, die Flächen-Inanspruchnahme zu minimieren, langsam ein Umdenken feststellbar sei. Das Hauptproblem sei aber die Unwissenheit über realistische Kauf- bzw. Verkaufsszenarien von alten Immobilien und die Möglichkeiten einer zeitgemäßen Renovierung. Zu letztem Punkt zähle vor allem das fehlende Wissen, wie man die vielfältigen Fördermittel in Anspruch nehmen könne.

Fördermittel nutzen

"Es gibt unglaublich viele Fördermittel, aber die wenigsten wissen das und kalkulieren das vor allem in ein Renovierungsprojekt nicht mit ein", führte Höhne in seinem kurzweiligen Vortrag auf und fuhr fort: "So kann eine Sanierung durch Fördermittel zur Traumimmobilie werden, ohne dass das eigene Kapital zu arg strapaziert wird!"

Im Landkreis Hof wurde eine kostenfreie Sanierungserstberatung eingeführt. Ein Architekturbüro untersucht die Immobilie und klärt offene Fragen: Wie gut ist die Bausubstanz? Sanierungskosten und Fördermöglichkeiten? Sehr wichtig sei auch die Berücksichtigung zeitgemäßer Wohnwünsche. Auch Fragen der energetischen Sanierung werden besprochen. Mit dieser Maßnahme habe man sehr gute Erfahrungen gemacht. In den ersten beiden Monaten des Jahres wurden bereits 13 Erstberatungen durchgeführt.

In diesem Zusammenhang wies Höhne auf das erfolgreiche Schweinfurter Modell hin. Die Stadt erwirbt die Immobilie, führt förderungswürdige Planungsvorbereitungen und Grundstücksanpassungen durch und übergibt das Gebäude mit Fertigstellungskonzepten und Finanzierungsvorschlägen an Käufer bzw. Investoren. Vorteil für den Käufer sei der risikofreie Erwerb hinsichtlich der Bausubstanz. Zudem werde es keine unerfreuliche Gaubendiskussion mit der Baubehörde geben, weil alle Maßnahmen hinsichtlich Denkmal- oder Ensembleschutz definiert seien. Das Altbaurisiko sei also gleich Null. Mit Beispielen unterstrich Höhne seine Ausführungen und zeigte einige sehr gelungene Sanierungsobjekte. Mittlerweile müsse man sich bei der Stadt in Schweinfurt als Käufer bewerben. Das Interesse sei riesig.

Kümmerer und Aufklärer

Aktives Leerstandmanagement sei ein 24-Stunden-Job. Dann oft erfahre man von künftigen Leerständen am Stammtisch oder im Gespräch mit Nachbarn. Als Leerstandbeauftragter sei man Kümmerer, Aufklärer, Sanierungspsychologe und Ansprechpartner für Verkäufer und Sanierungswillige. "Es müssen nicht nur die attraktiveren Gebäude im Hauptkern an den Mann gebracht werden, sondern auch die 1B-Lagen," so Höhne, und bezog sich dabei auf Immobilien in Quer- und Parallelstraßen.

"Leerstandsmanagement ist eine aktive Arbeit, bei der man auch auf die Menschen zugehen muss. Es reicht nicht, mit einer Leerstandsliste im Büro zu sitzen und auf den Anruf eines Investors zu warten!"

 
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