Sulzbach-Rosenberg
23.12.2020 - 17:40 Uhr

Maxhütte darf Rosenberg den Strom abdrehen

Im letzten Teil der Serie des P-Seminars „Sulzbach und Rosenberg vor 100 Jahren“ am HCA-Gymnasium befassen sich die Schüler mit der Modernisierung Sulzbachs und Rosenbergs um 1900.

Trotz moderner Technik noch lange unverzichtbar: Der Postillion Max Sörgel (mit Pferd Hansl) lieferte bis zu seinem Tod 1930 täglich Pakete an die Sulzbacher aus. Bild: Archiv Erwin Kraus/exb
Trotz moderner Technik noch lange unverzichtbar: Der Postillion Max Sörgel (mit Pferd Hansl) lieferte bis zu seinem Tod 1930 täglich Pakete an die Sulzbacher aus.

Durch die Industrialisierung veränderte sich die Welt in unfassbarer Geschwindigkeit. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die Moderne auch in Sulzbach und Rosenberg Einzug.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde den Menschen bewusst, wie wichtig Hygiene, sauberes Wasser und die Entsorgung von Abwasser für die Vermeidung von Krankheiten und Epidemien sind. Im Zuge dieser Erkenntnisse begann die Stadt Sulzbach 1878 mit dem Bau einer zentralen Wasserversorgung und einer öffentlichen Badeanstalt. Vier Jahre später wurde dann die Kanalisation in Angriff genommen. In dieser Hinsicht war man dem großen Nachbarn aus Amberg sogar voraus. Die Amberger erhielten erst 1893 eine modernes Wassersystem, auf eine Kanalisation musste man gar bis 1915 warten.

Strom statt Petroleum

Auch hinsichtlich der Stromversorgung, die zunächst vornehmlich der Straßenbeleuchtung diente, war Sulzbach schneller dran als Amberg. Ab 1900 leuchtete Sulzbach als einer der ersten Orte in der Oberpfalz elektrisch, Amberg erst ab 1911. Jahreszahlen können aber auch täuschen. Während Amberg zuvor bereits auf eine gut funktionierende Gasbeleuchtung zurückgreifen konnte, nutzte man in Sulzbach noch ganze 67 Petroleumlampen zur Erhellung der Straßen.

Zehn Telefonanschlüsse

Während sich in Rosenberg mit der Maxhütte ein höchstinnovatives Unternehmen ansiedelte, fand das Dorf selbst erst Anfang der 1920er-Jahre „Anschluss“ an die Moderne. Bis dahin bezogen die Rosenberger ihr Trinkwasser aus Brunnen, das Brauchwasser wurde Zisternen und dem Rosenbach entnommen. 1923 baute man ein zentrales Versorgungsnetz, das durch die Maxhütte gespeist wurde. Auch der Strom kam von der Maxhütte. Wie wichtig die Maxhütte für den Ort war, zeigt auch die vertragliche Vereinbarung, dass die Maxhütte den Rosenbergern jederzeit den Strom abdrehen durfte, wenn dies betrieblich notwendig war. Vor und nach der Jahrhundertwende veränderten sich auch die Kommunikationsmöglichkeiten gravierend – maßgeblich waren wiederum technische Entwicklungen. So konnten in Sulzbach seit 1870 Nachrichten mittels Telegrafen über große Distanz in sehr kurzer Zeit versendet und empfangen werden. 1901 hielt das Telefon Einzug in Sulzbach, allerdings gab es nur zehn Hauptanschlüsse. Rosenberg verfügte 1933 über immerhin 25 Hauptanschlüsse, deren Nutzung jedoch nur zu bestimmten Zeiten möglich war. Wenn man knapp 100 Jahre später zurückblickt, erkennt man schnell, wie relativ der Begriff „modern“ zu jeder Zeit ist.

Mit diesem Beitrag endet die Serie des P-Seminars in der SRZ. Schüler und Lehrer danken für die Möglichkeit, die Ergebnisse einem breiten Publikum bekannt machen zu dürfen. Wer noch mehr über die Geschichte von Sulzbach und Rosenberg vor 100 Jahren erfahren will, kann den Instagram-Kanal des P-Seminars „su_ro_1900“ besuchen.

Sulzbach-Rosenberg04.12.2020
Elektrizitäts- und Wasserwerk Sulzbachs in der Weiherstraße - 1898 von der Bahnhofsseite aus aufgenommen. Bild: Stadtarchiv Sulzbach-Rosenberg/exb
Elektrizitäts- und Wasserwerk Sulzbachs in der Weiherstraße - 1898 von der Bahnhofsseite aus aufgenommen.
 
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