Sulzbach-Rosenberg
28.06.2022 - 11:19 Uhr

Milcherzeugergemeinschaft Sulzbach-Rosenberg stellt sich auf herbstliche Turbulenzen am Markt ein

Ein stabiler Milchpreis bei einer rückläufigen Produktion steht in der Bilanz der Sulzbach-Rosenberger Milcherzeuger für 2021. Ihr Hauptabnehmer sieht jetzt Anzeichen für ein kritischer werdendes Umfeld auf dem Lebensmittelmarkt.

Seit der bisher letzten Jahreshauptversammlung im März 2020 reitet auch die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Sulzbach-Rosenberg auf der digitalen Welle. Preisverhandlungen liefen in der Coronapandemie über Videokonferenzen ab, und das im Schnitt alle zwei Monate, berichtete der Vorsitzende Josef Rauch den versammelten Mitgliedern.

Er meldete einen Rückgang der Zahl der Lieferanten auf 98. Dadurch sank auch die Milchmenge im MEG-Bereich um vier Prozent auf 43,5 Millionen Kilogramm gesunken sind. Deutschlandweit gingen sie 2021 um 2,2 Prozent zurück, was den Milchpreis letztlich stabil gehalten habe. Das sei dringend notwendig, denn auch bei den Erzeugern machten sich Preissteigerungen bei Eiweißfutter, Getreide, Dünger und Diesel bemerkbar.

Tierhalter als Prügelknaben

Rauch wandte sich gegen Darstellungen in den Medien, die nach seiner Ansicht zu häufig verzerrend ausfielen. Tierhalter würden oft zu Unrecht als Umwelt- und Klimaschädiger dargestellt, weil sie mit der Produktion von Tierfutter den Hunger auf der Welt verschärfen würden. Die positiven Aspekte von Tierhaltung und die Nahrungsmittelproduktion kämen in der allgemeinen Diskussion zu schlecht weg, beklagte Rauch.

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

Peter Beer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, berichtete über den Deutschen Bauerntag von Mitte Juni in Lübeck. Auch dort sei der Krieg in der Ukraine ein Thema gewesen. Die Produktion sei in der Ukraine um 25 Prozent eingebrochen, und Weizen werde gar nicht mehr exportiert. Die aktuellen Preissteigerungen führten dazu, dass höherwertigere Nahrungsmittel spürbar weniger gekauft werden. Der Biomarkt sei eingebrochen. Bio-Erzeuger würden wieder häufiger konventionell produzieren, was Beer bedauerlich fand.

Mehr Geld als im Bayerndurchschnitt

Die Molkerei Zott mit Hauptsitz im schwäbischen Mertingen ist der Hauptabnehmer der Milcherzeugergemeinschaft Sulzbach-Rosenberg. Ihr Vertreter in der Versammlung war der Milcheinkäufer Ludwig Wild. Nicht nur Lebensmittel würden derzeit teurer, auch bei Energie und Verpackung gebe es deutliche Preisanstiege. "Trotz all der Schwierigkeiten konnte der Liter Milch über das letzte Jahr mit 38,2 Cent je Liter vergütet werden, 0,5 Cent mehr als im Bayerndurchschnitt", stellte Wild fest.

Für die Stabilität des Milchpreises im vergangenen Jahr habe zum einen eine sinkende Produktion in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren gesorgt. Andererseits habe die Nachfrage nach Milchprodukten weltweit angezogen, insbesondere aus China. Das lasse für den Preis eine Tendenz nach oben erwarten.

Preisanstieg für Milchprodukte ab September?

"Das Marktumfeld wird demnächst kritischer werden", prognostizierte der Referent. Im Umfeld allgemein gestiegener Haushaltskosten dürften es höherpreisige Milchprodukte schwerer haben, Anklang beim Verbraucher zu finden. Allein im April und Mai 2022 habe der Einzelhandel in Deutschland einen Umsatzrückgang um etwa acht Prozent registriert. Ludwig Wild rechnet damit, dass angesichts von Inflation und wegen des geänderten Kaufverhaltens der Konsumenten "die Probleme auf den Märkten in den nächsten Monaten wohl erst so richtig durchschlagen". Für Milchprodukte bedeute das möglicherweise ab September anziehende Preise.

 
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