Sulzbach-Rosenberg
08.03.2024 - 14:04 Uhr

Mundart-Poet Dieter Radl will den Oberpfälzer Dialekt lebendig halten

„Vüll zum Lachn“ gab es bei einem Mundart-Abend mit Dieter Radl in Aichazandt - und eine Überraschung obendrein: Der Kulturpreisträger der Stadt Sulzbach-Rosenberg ist unter die Rapper gegangen.

Simon Hefner aus Schlicht greift zwischen den Mundart-Gedichten von Dieter Radl zum Akkordeon. Bild: hka
Simon Hefner aus Schlicht greift zwischen den Mundart-Gedichten von Dieter Radl zum Akkordeon.

Wenn Dieter Radl das Buch der Oberpfälzer Mundart aufschlägt, dann darf der Wirt keine hochdeutsche Speisekarte auf den Tisch legen. "Wurschtsolod", "a Graichats" oder "Broudwirscht" servierte der Landgasthof Schmidt in Aichazandt als Mitveranstalter, und die Gäste im vollbesetzten Saal griffen gern zu. Wie die vorausgegangenen Mundartabende der Gruppe "Kultur AS" wurde auch Dieter Radls Lesung wieder ein voller Erfolg. Dazu trug der von Walter Heldrich und Helmut Heinl engagierte Simon Hefner aus Schlicht bei, der mit seinem Akkordeon die musikalischen Untertöne lieferte

Den Oberpfälzer Dialekt lebendig zu erhalten, ist ein Herzensanliegen von Dieter Radl. Der Pädagoge im Ruhestand kennt sie noch, die alten Ausdrücke, die - sehr zu seinem Bedauern - "heute vielfach einem Komödienstadl-Bayerisch gewichen sind": Heigeign, Bissgurn, Flöinggirgl oder Springginkerl – viele der Gäste im Saal nicken und lachen, erinnern sich, wissen, was gemeint ist mit diesen Wörtern.

Sprachliche Sichtbarkeit

"Die heimische Mundart darf nicht nur auf ou, äi und oi reduziert werden", sagt Radl, nennt zahlreiche Beispiele für deren starke Ausdruckskraft, Lautmalerei und Bildhaftigkeit und bezeichnet das Oberpfälzische als "die sprachliche Sichtbarkeit der Heimat". Mit seinen Gedichten und Texten, einem perfekt vorgetragenen Lied und sogar einem Oberpfälzer Rap umreißt der Heimat-Poet den Ausdrucksbogen seiner Muttersprache. Humorvoll, herzlich, sperrig, derb, zärtlich, hart und weich sei die Oberpfälzer Mundart, könne Wahrheiten sagen, ohne zu kränken.

In seinem Bemühen um den Dialekt hat der Sulzbach-Rosenberger Kulturpreisträger prominente Mitstreiter. "Dialekt heißt, in der Sprache barfuß gehen", ist ein Zitat von Autor Harald Grill, und Mundart-Forscher Ludwig Zehetner sagt: "Dialekt ist, die Heimat auf der Zunge tragen." Radl selber beschreibt den Begriff Heimat mit Sprache und Ort. Beides ist in jedem seiner Verse, Geschichten und Sprüche enthalten. In seinem ausdrucksstarken, nicht immer sanften Dialekt erzählt er von Sulzbacher Originalen wie dem Grünthaler "Peter hier", dem Reinhardt-Stotterer oder – ein Erlebnis seines Vaters - den Schwammerlsuchern in der Fatzen. Dass bei vielen dieser Geschichten der ganze Saal fast Tränen lacht, kommentiert der Radl Dieter mit: "Des freit me, dasse enk zum Lacha bring."

Natur-Erinnerungen auf Google

Ganz anders der Teil des Abends mit nachdenklichen und kritischen Texten Radls, Ausdruck seiner Gedanken zur Zeit. Ganz still wird es im Saal, wenn der 80-Jährige Auswüchse in unserer Gesellschaft anprangert oder die gefährdete Natur beklagt, "in der ogholzt und planiert wird" und die Urenkel nur noch auf Google sehen werden, was es einmal gegeben hat in Wald und Flur.

Helmut Heinl kündigte im Schlusswort für den Sommer weitere Aktivitäten von Kultur AS an, unter anderem eine Wanderung auf dem Rosenpfad im Juni und einen Besuch im Sulzbach-Rosenberger Biergartenmuseum im Juli. Er wies außerdem darauf hin, dass der Erlös aus den Mundart-Abenden sozialen Einrichtungen zugute komme.

Hintergrund:

Dieter Radl gedruckt

  • "Wäi mir da Schnowl gwaggsn is" - Heiteres und Besinnliches in Oberpfälzer Mundart
  • "Nird schlampert" - Mundart und Bilder unserer Heimat
  • dazu die Sammlungen "Nussgagglfederl", "Nu a bor Federln" und "Federbuschn"
 
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