Auch bei der Firma Kurz dreht sich vieles um Geschwindigkeit. "Gerade unsere Inlandskunden wollen die Ware teils innerhalb von zwei Tagen geliefert haben. Ansonsten bestellen sie bei der Konkurrenz, das sagen sie uns ganz klar." Aus dem Druck durch die Wettbewerber aus China und Taiwan, macht David Wallis keinen Hehl. "Die können ihre Produkte extrem günstig anbieten, weil sie einen deutlich geringeren Arbeitslohn haben als wir, und damit dringen sie in den europäischen Markt ein."
Doch der 42-jährige Standortleiter des Sulzbach-Rosenberger Kurz-Werkes ist zuverlässig, auch künftig mithalten zu können. Auf dem Firmengelände entsteht derzeit nämlich ein rund 2000 Quadratmeter großes und rund 15 Meter hohes Konfektions- und Zentralgebäude. Mit 23 Millionen Euro ist es für das Unternehmen, das Lackschichten herstellt, die auf Trägerfolien transportiert werden, die größte Einzelinvestition des Jahres 2023 – an allen Standorten weltweit.
Jumborollen mit 32.000 Meter Folie
Was die Konfektion überhaupt ist, erklärt Wallis: "Hier wird die Ware, sprich unsere Folie, auf Kundenmaß geschnitten." Die Folien sind auf großen Rollen aufgewickelt, sogenannten Jumborollen. Laut Standortleiter Wallis sind Jumborollen oft 2,5 Meter breit, zwei Tonnen schwer und fassen bis zu 32.000 Meter Folie. In der neuen Halle werden circa 150 Mitarbeiter arbeiten, sie heben die Rollen mit Hilfe von meterhohen Kränen von einem Bearbeitungspunkt zum nächsten schneiden sie in den Konfektionsmaschinen in die richtige Größe, die der Kunde wünscht.
Wie auch Ralph Hopfensitz, Mitglied der Kurz-Geschäftsleitung, erklärt, würden hier dank Digitalisierung künftig viele Vorgänge automatisiert laufen – zum Beispiel automatische Transportsysteme für die Jumborollen – und die gesamte Produktion verschlankt und damit beschleunigt. "Damit innovative Lösungen in unsere Prozesse Einzug halten können, benötigen wir Platz und mehr Freiraum."
Kurze Wege
Wallis erläutert einen weiteren Vorteil des Neubaus: "Die Halle wird direkt an das Versandgebäude angebaut. Damit müssen wir die fertig verpackte Ware nicht mehr, wie bislang, unter freiem Himmel bis zu den Lkw-Rampen transportieren, sondern können direkt auf kurzem Wege verladen." Die alte Konfektionshalle sei zudem mittlerweile zu klein und die Gänge zu schmal.
Mit dem Bau der neuen Konfektionshalle, die auch von außen, von der Eisenhämmerstraße aus, nicht zu übersehen ist, wurde im Februar 2023 begonnen. Der Rohbau ist abgeschlossen, an den Betonpfeilern wird momentan die Fassadenabdeckung aufgebracht, auch Fenster werden eingesetzt. Über den Winter erfolgt nun der Innenausbau, Elektrik und Wasser. Auch Umkleiden, Duschen, Sozial- und Büroräume sowie ein Empfang und ein komplett neuer Besucherbereich entstehen hier.
Komplizierter Umzug
Bis jedoch wirklich Gäste die neue Produktionsstätte im vollen Betrieb besichtigen können, wird noch etwas Zeit vergehen. Im September 2024, so schätzt Wallis, sind die Arbeiten abgeschlossen. "Dann beginnt für uns der Umzug. Die Konfektionsmaschinen in der alten Halle müssen abgebaut, zerlegt, in die neue Halle transportiert und dort wieder aufgebaut werden." Kein leichtes Unterfangen, die Maschinen sind Spezialanfertigungen, die größten von ihnen Dutzende Tonnen schwer und rund zehn Meter lang.
Die Baustelle ist übrigens auch von außen nicht zu übersehen. Das neue Gebäude grenzt fast direkt an die Eisenhämmerstraße. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es am Kurz-Standort in Sulzbach-Rosenberg langsam eng wird. David Wallis: "Um Platz zu schaffen, haben wir die alte Blechhalle abgerissen und ungefähr 70 Parkplätze geopfert." Was ist, wenn Kurz in Zukunft weitere neue Fertigungshallen, Anlagen oder Gebäude auf dem Gelände bauen will?
Expansion in Fernost
"Wir haben jetzt noch eine kleine Fläche auf dem ganzen Gelände frei, da könnten wir noch was bauen, aber das war es dann." Neue Grundstücke im Umfeld hinzuzukaufen, um mit dem gesamten Standort expandieren zu können, scheint schwierig zu sein. "Im Norden ist Wald, das ist ein Schutzgebiet, im Osten grenzen wir an eine Straße, die Möglichkeiten sind begrenzt", sagt der studierte Bio- und Chemieingenieur.
Allerdings ist die Produktion von Kurz auf Standorte in der ganzen Welt verteilt, gerade im asiatischen Raum wird sie ausgebaut. Weil dort die Absatzmärkte sind und auch günstiger produziert werden kann. Erst dieses Jahr hat der Folienhersteller einen neuen Standort in Vietnam in Betrieb genommen. Gut möglich also, dass, wenn künftige Expansionen anstehen, diese nicht mehr in Deutschland, sondern in Fernost umgesetzt werden. Doch dass sich Kurz von seinen Heimatstandorten abwendet, ist nicht zu befürchten. Die Mega-Investition von 23 Millionen Euro in Sulzbach-Rosenberg ist schließlich ein klares Bekenntnis zum Standort in der Stadt.
Firma Kurz: Infos und Zahlen
- Bezeichnet sich selbst als "weltweit führendes Unternehmen der Dünnschichttechnologie"
- Stellt Folien her für den industriellen Bereich (z.B. Veredelung von Zigaretten- oder Kosmetikverpackungen), für Dekorationen (z.B. Kunststoffe veredeln wie Zierleisten in Autos) und im Sicherheitsbereich (z.B. Sicherheits-Hologramme)
- Standorte in Deutschland in Fürth (Hauptsitz, 1200 Mitarbeiter), in Sulzbach-Rosenberg (1150 Mitarbeiter, größter Arbeitgeber der Stadt) und in Döbeln (Sachsen). Weltweit ca. 5500 Mitarbeiter.
- Produktionsstandorte neben Deutschland u.a. in den USA, Malaysia, China, Vietnam. Hinzu kommen weitere Tochterunternehmen.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.