Überall findet man bis heute Spuren des verheerenden Brandes, der 1822 die halbe Stadt in Schutt und Asche legte. Stadtheimatpfleger Markus Lommer spürte ihnen im Museum Alte Hofapotheke nach. Wie alle Gebäude an der Südseite des Luitpoldplatzes ist das ehemalige Ministerialen-Wohnhaus, in dem sich heute das Museum befindet, vor 200 Jahren bis auf den Keller zerstört worden. Beim Wiederaufbau wurde mit Brandschutt aufgefüllt. Moderne Sanierungen förderten interessante Reste davon ans Licht, unter anderem auch Apothekengefäße aus dem 18. Jahrhundert.
Tanja Weiß nahm Familien mit Kindern mit auf eine Spurensuche durch die Innenstadt. Den jungen Geschichtsdetektiven erläuterte sie, dass der Brand von einer Feuerwerksrakete ausgelöst wurde, die vom Wind abgetrieben wurde und in das Dach eines Hauses in der Frühlingstraße fiel. Sie setzte sofort das dort gelagerte Holz in Brand. Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus, angefacht vom Wind, begünstigt durch die große Trockenheit und die giebelständige Bauweise der Häuser, bei der die Dachflächen ohne Brandmauer einander zugewandt waren. Wasser war oben auf dem Berg immer knapp, und schnell hatte das Feuer auch das Bachviertel erreicht, so dass der Zugang zum Bach und zu den Quellen abgeschnitten war.
Lehren aus dem Brand gezogen
Hinzu kam, wie Weiß den Kindern auf alten Plänen zeigte, dass damals auch die Synagogenstraße und die Bergstraße Sackgassen waren. Über den Kugelplatz verlief noch dazu eine Mauer mit engen Toren. Anhand des heutigen Stadtbildes zeigte Weiß den Kindern, was die Stadtverwaltung damals aus dem Brand gelernt hat. Viele Straßen wurden verbreitert, der Zugang zum Wasser im Bachviertel wurde verbessert, und man hat die Dächer gedreht, so dass sie jetzt durch eine Brandmauer voneinander getrennt sind.
Viele Besucher wollten nach den Führungen noch tiefer in das Thema einsteigen. Sie besuchten im Stadtmuseum die Sonderausstellung zum Stadtbrand, die Stadtführerin Patrizia Zimmermann fachkundig erläuterte.
Altar mit Sockelschnitt passend gemacht
Heuer ist die frisch sanierte Spitalkirche St. Elisabeth die Simultankirche des Jahres. Hier wurde der Tag des Offenen Denkmals schon am Samstagabend eröffnet mit einem musikalischen Vortrag über die Restaurierung der historischen Hößler-Orgel von 1743. Orgelbaumeister Christoph Schindler, der das Instrument so weit wie möglich in seinen Urzustand zurückversetzt hat, trug die spannende Geschichte von Hößlers letzter Orgel fachkundig und kurzweilig vor. Dazu konnten die Gäste Klänge von Johann Kunau, Christoph Heinrich Rinck und Bernardo Storace hören, gespielt in bester ökumenischer Gemeinschaft vom katholischen Kirchenmusiker Steffen Kordmann und vom evangelischen Dekanatskantor Gerd Hennecke.
Am Sonntag erläuterte Stadtführerin Patrizia Zimmermann die komplexe Geschichte des kleinen Gotteshauses und die Spuren, die sie hinterlassen hat. So ist zum Beispiel der Altar ursprünglich für die viel höhere alte Spitalkirche gebaut worden, und die Schnitte, mit denen der Sockel gekürzt wurde, sind heute noch zu sehen. Die Statue der heiligen Johanna ist wahrscheinlich aus einem heiligen Nepomuk umgestaltet worden. Im Garten konnten die Besucher schließlich eine mittelalterliche Brunneneinfassung und den Sockel des Wasserbehälters von 1878 bewundern. Damit schloss sich thematisch der Kreis, denn eine sichere Wasserversorgung verbessert natürlich auch den Brandschutz.
Weitere Veranstaltungen zum Thema Stadtbrand
- Mittwoch, 21. September, 18.30 Uhr Führung durch das Museum Alte Hofapotheke "Spuren von Stadtbrand und Wiederaufbau: Hofapotheke, Marktplatz und Umgriff"
- Samstag, 24. September, 14.30 Uhr, Führung im Stadtmuseum durch die Sonderausstellung "Der große Sulzbacher Stadtbrand von 1822"
- Sonntag, 25. September, 14.30 Uhr, Stadtführung „An einem wasserreichen Ort: Zur Geschichte der Wasserversorgung in Sulzbach", Treffpunkt: Auf der Rahm 12 (Fürstenquelle)
- Mittwoch, 28. September, 19.30 Uhr, Vortrag "Der große Sulzbacher Stadtbrand von 1822" in der historischen Druckerei Seidel (Wiederholung vom 7. Juli)
- Montag, 3. Oktober, Stadtmuseum geöffnet von 11 bis 16.30 Uhr für Finissage zur Sonderausstellung (Eintritt frei), 14 Uhr Stadtführung für Familien "Stadtbrand: Spurensuche". Näheres bei der Tourist-Info, 09661/510-110
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