Das Kirchenschiff füllt sich frühzeitig. Der prominente Mönch, schlank im schwarzen Habit, mit schlohweißem Vollbart und schulterlangem Haar betrachtet vom Eingang der Sakristei aus die dicht gedrängt sitzenden Besucher, offenbar gewöhnt an das Interesse an seiner Person und seinen Vorträgen. Als „Pilger der Hoffnung“ von Stadtpfarrer Herbert Mader begrüßt begibt sich Anselm Grün zum Ambo, von wo er stehend eine Stunde lang seine persönliche Sichtweise auf das Leben, das Alter und die Quellen des Glücks aufzeigt.
Bekannt ist der Benediktinermönch aus der Abtei Münsterschwarzach als Referent zu spirituellen Themen, geistlicher Berater und Kursleiter für Meditation und Kontemplation. Geradezu eine Ausnahmeerscheinung aber ist Anselm Grün (80) als Autor spiritueller Bücher. Er ist der derzeit meistgelesene christliche Autor, Auflagenmillionär, internationaler Bestsellerautor. Seine Vorträge sind brechend voll, Seminare über Jahre hinweg ausgebucht.
Im Einklang mit sich selbst
In der Rosenberger Kirche spricht der Pater über zwei seiner etwa vierhundert veröffentlichten Bücher, in denen es um Dankbarkeit, Glück, Hoffnung und Erwartung geht mit dem Ziel, „im Einklang mit sich selbst zu sein“. Das wahre Glück, so Anselm Grün, sei nicht in Äußerlichkeiten, sondern in jedem selbst zu finden, „indem wir die Quelle des Glücks im eigenen Herzen entdecken“. Anhand der acht Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu beschreibt der Benediktiner Haltungen und Lebensweisen, die Wege zum Glück und zur inneren Zufriedenheit sein können.
Sich selber annehmen, nicht perfekt sein wollen, mit Demut das Alter annehmen, sich nicht unter Druck setzen, dankbar sein, wenn eine schwierige Situation gemeistert wurde, sind seine Ratschläge. „Das Leben kann immer gut werden, auch wenn es nicht unsere Erwartungen erfüllt“, ist Anselm Grüns Überzeugung. Ohne Hoffnung könne der Mensch nicht leben, erklärt er, und Hoffnung könne im Gegensatz zu Erwartung nicht enttäuscht werden. In einer Gesellschaft ohne Hoffnung gebe es keine Gemeinschaft mehr. Als den Ort der Hoffnung schlechthin bezeichnet Grün die Religion, „weil Gott alles in uns verwandeln wird“.
Konflikte nicht einlassen
Es ist nicht immer einfach, des Paters Gedanken und Worten zu folgen. Ganz anders das Ende seines Vortrages. „Das Leben als heiligen Raum sehen, Konflikte nicht einlassen, gelassen sein, dann hat die Welt keine Macht“, rät Anselm Grün. Sein uraltes Abendgebet und der Segen erzeugen atemlose, fast mystische Stille in der Kirche, während im Kirchturm die Glocken den Abend einläuten.
Christian Irlbacher, der Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung, dankte Pater Anselm Grün für sein Kommen, ebenso Buchhändlerin Hannelore Dorner, die zusammen mit ihrem Mitarbeiter-Team das Treffen mit dem Pater angeregt und auch organisiert hat. Den Abschluss eines ganz besonderen Abends bildete ein gemeinsam gesungenes Taizé-Lied, angestimmt und auf der Gitarre begleitet von Christian Irlbacher.




















 
 
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