Sulzbach-Rosenberg
06.05.2020 - 10:46 Uhr

Pfarrerin: Ein Beruf mit viel Vertrauensvorschuss

Die ersten Schüler dürfen wieder in die Schule, aber nicht nur die Ausbildung von Jugendlichen wird weiterhin durch die Covid 19-Pandemie beeinträchtigt. Ein Beispiel gibt es in der evangelischen Gemeinde Christuskirche.

„Fast eingeschüchtert hat mich am Anfang die Größe der Christuskirche“, sagt Vikarin Rebecca Scherf über ihre Ausbildungsstätte. Bild: cog
„Fast eingeschüchtert hat mich am Anfang die Größe der Christuskirche“, sagt Vikarin Rebecca Scherf über ihre Ausbildungsstätte.

Die SRZ sprach mit Vikarin Dr. Rebecca Scherf über ihre Erwartungen und ihre bisherigen Erfahrungen in der Sulzbacher Kirchengemeinde.

ONETZ: Warum wollen Sie Pfarrerin werden?

Rebecca Scherf: Der Beruf hat viele Facetten. Ich darf Menschen an wichtigen Punkten ihres Lebens begleiten: bei Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und bis zuletzt am Sterbebett und dann bei Beerdigungen. Ich liebe es, an biblischen Texten zu arbeiten. Ich habe jetzt im Vikariat auch gemerkt, wie gern ich Gottesdienste halte. Außerdem schlägt mein Herz sehr ökumenisch. Als Pfarrerin möchte ich mich da noch anders einbringen als bisher.

ONETZ: Was gefällt Ihnen (nicht) an der Gemeinde Christuskirche?

Rebecca Scherf: Ich bin kleinere Gemeinden gewohnt. Daher hat mich die Größe der Gemeinde und des hauptamtlichen Teams beeindruckt. Ich lerne hier viel über gute Strukturen und Organisationsformen. Fast eingeschüchtert hat mich am Anfang die Größe der Christuskirche. Die letzten Jahre habe ich in einer kleinen Kirche mit Volksaltar verbracht. Alles war nah und direkt. Das ist hier ganz anders und daran musste ich mich erst gewöhnen. Stark profitiere ich von der Orgel und dem musikalischen Angebot, weil ich vor allem die liturgischen Gesänge professionell begleitet einüben kann. Ehrlich, ich habe es wunderbar mit meinem Mentor Pfarrer Dr. Kurz und der Sulzbacher Gemeinde getroffen.

Vikarin Dr. Rebecca Scherf. Bild: cog
Vikarin Dr. Rebecca Scherf.

ONETZ: Hatten Sie schon besondere Begegnungen in der Gemeinde?

Rebecca Scherf: In meiner Schwerpunktphase Seelsorge war ich in den Krankenhäusern in Sulzbach-Rosenberg und Amberg unterwegs. Da bin ich schweren Schicksalen und starken Persönlichkeiten begegnet. Es ist ein großes Privileg meines Berufes, dass einem Menschen so viel Vertrauensvorschuss geben und einen an ihren Gedanken, Freuden und Ängsten teilhaben lassen.

ONETZ: Wie hat Corona Ihr Vikariat verändert?

Rebecca Scherf: Corona hat mein Vikariat in ganz vielen Bereichen verändert: Zum einen bin ich jetzt im Homeoffice, unsere Kinder sind zuhause. Mein Mann und ich versuchen uns den Tag einzuteilen, so dass jeder genug Zeit hat zu arbeiten, aber auch, den Kindern gerecht zu werden. Das ist schon herausfordernd. Zum anderen sollte ich jetzt intensiv Schulunterricht für meine Klassen in Sulzbach und Amberg vor- und nachbearbeiten. Das fällt natürlich flach. Außerdem wurde der Theorieteil meiner Ausbildung im Predigerseminar verschoben. Statt zwei Wochen in Nürnberg habe ich einen einwöchigen Online-Kurs zum Thema „Kirchenrecht“. Und mir tut wirklich im Herzen weh, dass alle Gottesdienste und Kasualien ausfallen. Ich hatte mich schon sehr auf meine ersten Taufen im März gefreut. Die sind gleich mit Beginn der Corona-Krise verschoben worden.

Sulzbach-Rosenberg09.04.2020

ONETZ: Was erwarten Sie für die Zeit nach Corona?

Rebecca Scherf: Ich hoffe, dass wir Formen für Gottesdienste, Andachten und Seelsorge finden, die den Anforderungen der Zeit gerecht werden. Man sieht, dass zwar die Türen der Kirchen geschlossen sind, sie in allerlei Formen doch gleichzeitig offen sind. Leben als Gemeinde, Gottesdienst und seelsorgerliche Begleitung machen an den Kirchenmauern eben nicht Halt. Und da hoffe ich, dass das von der Kirche allgemein in die Zeit „danach“ mitgenommen wird.

Zur Person:

Dr. Rebecca Scherf (*1985) ist seit 1.9.2019 Vikarin an der Christuskirche. Sie hat in München und Kiel studiert und dann über das Thema „Evangelische Kirche und Konzentrationslager 1933-45“ promoviert. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder im Kindergartenalter, ihr Mann David Scherf ist Pfarrer an der Amberger Erlösergemeinde.

Sulzbach-Rosenberg09.09.2019
 
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