Auf der Lautsprecherbox vor der Bühne saß am Sonntag, 2. Mai, ein Skelett mit dem Schild „Impfen macht schlank“. Das war starker Tobak. Ansonsten bemühten sich die Veranstalter, der Verein „Querdenken Weiden 961“, darum, am Dultplatz in Sulzbach-Rosenberg Volksfestatmosphäre zu erzeugen. Der Bühnenlastwagen war mit bunten Herz-Luftballons geschmückt, ein Crêpes-Wagen lud zum Abendessen ein. Auch der Infostand des Vereins „Bayern steht zusammen“ gab sich mit Lebkuchenherzen freundlich. Dort wurde um Unterstützung für ein Volksbegehren zur Abberufung des Landtags geworben und gedrucktes Material über Corona und Impfungen verteilt.
Nach und nach kamen mehr Leute. Schließlich dürften außerhalb der Absperrungen, wo keine Maskenpflicht herrschte, etwa 100 Demonstranten gestanden haben. Drinnen waren es vermutlich noch einmal so viele. Selten rutschte eine Maske unter die Nase, aber die Aufschriften waren eindeutig: „Planlos“, „Maulkorb“, „Söder muss weg“. Einige Besucher hatten auch Schilder mitgebracht. Die Gestaltung war bei allen gleich, die Aufschriften ähnlich: „Ohne Test hätten wir nichts gemerkt“ oder „Haben wir noch Meinungsfreiheit?“
Keine Schwurbler
Helmut Bauer, der Vorsitzende von „Querdenker Weiden 961“, erklärte in seiner Ansprache, er wolle aufklären. Sie seien keine Schwurbler und Corona-Leugner, sondern Leute, die nicht alles glauben, also „Querdenker“. Er bezweifelte die Corona-Todesfälle und erklärte: „Ein Virus soll allem, was alt und schwach ist, zu einem schnellen Tod verhelfen“. Insofern sei die Corona-Pandemie nichts anderes als eine Grippe. Die Reaktion des Publikums war eher verhalten. Als Bauer aber mit Hinweis auf seinen Cowboy-Hut sich als Wyatt Earp bezeichnete, dessen Auftrag es sei, Merkel und Söder symbolisch an den Galgen zu bringen, schluckten einige Zuhörer, während andere applaudierten.
Bernd Thomas Dreyer, Sprecher von „Querdenken Landshut 871“, berichtete, dass dies seit November 2020 die 58. „Querdenker“-Demonstration sei, die er organisiert habe. Er lud die Demonstranten zu einer großen Kundgebung zu Pfingsten in Berlin ein.
Renate aus Landshut, bewaffnet mit ihrem Kampf-Akkordeon, erfreute dann mit bösen Gstanzln. Später sollte Karl Hilz, einer der Großen der bayerischen Querdenker-Szene, auftreten, aber er war wegen einer Terminüberschneidung verhindert. Der Starnberger „Florian mit dem Friedensboot“ war tatsächlich mit dem Boot gekommen, wenn auch auf einem Anhänger und nicht auf dem Rosenbach. Auch er sollte später das Wort ergreifen. Aber schon um halb sieben gingen die ersten Demonstranten nach Hause.
Angekündigt war als Abschluss ein Marsch in die Stadt, wo nahezu zeitgleich eine Gegendemonstration stattfand. Dieser Marsch war aber verboten worden, nach Aussage eines Polizisten wegen des Infektionsschutzes, laut Bauer, weil das Landratsamt eine Konfrontation befürchtete.















Helmut Bauer sagt: „Ein Virus soll allem, was alt und schwach ist, zu einem schnellen Tod verhelfen“
So etwas mit Sozialdarwinismus zu bezeichnen wäre schon sehr euphemistisch. Ob alle, die hier noch verhalten applaudieren, keine Menschen in ihrem Umfeld haben, die ob ihrer Gebrechen einer solchen "Auslese" durch das Virus zum Opfer fallen würden? Oder gar sie selbst?
Und so schnell soll der Tod durch Covid ja nicht sein. Pfleger*innen, und Ärzt*innen, die hilflos dabei zusehen mussten, berichten da etwas anderes.
Wer so jemandem folgt, beklatscht und Relevanz gibt, ist keinen Deut besser!
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