Unter der Oberpfälzer Erdoberfläche warten Unmengen spannender Geschichten darauf, erzählt zu werden. Wie gut, dass sich der promovierte Archäologe Mathias Hensch diesem historischen Schatz mit Leib und Seele verschrieben hat. Seine "kleine Geschichte des frühen Montanwesens in der mittleren Oberpfalz" stieß bei der Präsentation in der Buchhandlung Volkert auf großen Zuspruch.
Glücklicherweise ist Gastgeber Ralf Volkert nicht nachtragend, denn es war ausgerechnet Henschs Grabung direkt vor der Buchhandlungstür, die dem bis dato vorherrschenden Flair eines Theaters aus dem 17. Jahrhundert einen rüden Dämpfer versetzte: Der Untergrund des Hauses formiert sich nachweislich aus schnöden Eisenerzabfällen, mit denen im 14. Jahrhundert ein an dieser Stelle verlaufender Graben aufgefüllt wurde.
Dass sich die Begeisterung angesichts seiner zutage geförderten Erkenntnisse mitunter in Grenzen hält, ist Mathias Hensch aus seiner jahrzehntelangen Tätigkeit im Dienste der Geschichte längst gewohnt. Das Publikum aber folgt gebannt seinen Ausführungen, denen er die schlichte, aber zentrale Frage voranstellt: "Was ist die Oberpfälzer Geschichte ohne Bergbau und Eisen?"
Gut 15 Jahre Forschung zu dieser untrennbaren Verbindung zwischen Region und Montanwesen sind in sein kompaktes, ausdrücklich auch für interessierte Laien geschriebenes Kompendium "Erz-Feuer-Eisen" eingeflossen. Bei der Präsentation reißt der Archäologe jedes der 13 Kapitel an, veranschaulicht seine Ergebnisse mit bereits veröffentlichtem, aber auch neuem Bildmaterial.
Zu seinen wichtigsten Erkenntnissen zählt der archäologisch fundierte Nachweis entsprechender Tätigkeiten bereits lange vor den ersten schriftlichen Erwähnungen aus dem Mittelalter. Dass unter anderem die Entdeckung eines wahres Rüstungs-Zentrums mit hochspezialisierten Schmiedemeistern mitten im Sulzbacher Schlossareal auf Hensch zurückgeht, verfehlte nicht seine Wirkung auf die Zuhörer. Es liegt auf der Hand, dass einem so leidenschaftlichen Wissenschaftler das Herz blutet bei jeder Grabung, die er nur notdürftig sichern kann. Zudem treibt ihn die Sorge um, wie viele Schätze ohne ordentliche Erkundung und Begutachtung unwiederbringlich verloren gehen.
So bleibt er dabei, "zu retten, was zu retten ist", und seine Forderung nach einer "Arbeitsstelle Oberpfalzarchäologie mit Schwerpunkt Montan- und Siedlungsgeschichte" voranzutreiben. Und vielleicht geht auch der weitere Wunsch in Erfüllung, aus der "kleinen Geschichte des frühen Montanwesens" in absehbarer Zeit eine große zu machen.
Das Buch „Erz-Feuer-Eisen“, 112 Seiten, ist bei Culturcon medien erschienen und kostet 18 Euro.
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