Schon vor acht Jahren hatte der Stadtrat Sulzbach-Rosenberg beschlossen, das städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) zu verfolgen. Im September 2022 wurde das Projekt "Sanierung des Kugelplatzes" angestoßen. Mit der Erstellung eines Konzepts wurden Christina Lehner von der Weidener Firma SHL-Architekten und Stadtplaner sowie Alexander Süßmuth von der Münchener Planungsgesellschaft Stadt-Land-Verkehr für die verkehrstechnische Entwicklung beauftragt.
Einen ersten Rahmenplan stellten sie nun im großen Rathaussaal den Betroffenen vor. Bürgermeister Michael Göth freute sich über das rege Interesse an dieser Veranstaltung. Die Ziele der Sanierung definierte Christina Lehner wie folgt: Verbesserung der Wohn- und Aufenthaltsqualität, Barrierefreiheit, Möglichkeit zur Nutzung des Freiraums und Verbesserung des Kleinklimas. Als Alexander Süßmuth die Verkehrsflusserkenntnisse anhand von Grafiken visualisierte, entstand bereits die erste heftige Diskussion, denn die Verkehrszählung wurde nur zwischen 10 und 21 Uhr gemacht. Der Einwand einer Anwohnerin war, dass man vor allem früh morgens ab 5 Uhr mit überdurchschnittlichem Autoverkehr leben müsse, weil der Kugelplatz von vielen Handwerksbetrieben und Pendlern als Durchgangsstraße benutzt werde. Die Zahlen, täglich durchschnittlich 920 Fahrzeuge bergauf und 110 Fahrzeuge bergab, wurden von direkten Anwohnern angezweifelt. Zudem bemängelten sie, dass diese Verkehrserhebung aus dem Jahre 2016 stammte.
Den heftigsten Widerstand erregte jedoch der Vorschlag, im Rahmen eines Umbaus die Anzahl der Anwohnerparkplätze von 19 auf 5 zu reduzieren. Der Hinweis des Verkehrsplaners, die 14 wegfallenden Parkplätze in die Brauhausgasse, die Synagogenstraße und den Hafnersgraben zu verlagern, erntete nur Kopfschütteln. Wie dem nachfolgenden Stimmengewirr zu entnehmen war, sei dafür zu wenig Platz. Es herrschten dort jetzt schon Probleme im Begegnungsverkehr.
Nun meldete sich Bürgermeister Michael Göth zu Wort. Er betonte seinen Standpunkt, dass die Anwohnerparkplätze erhalten bleiben müssen und wunderte sich, dass diese bereits vor der Versammlung eingereichten Standpunkte der Stadt nicht berücksichtigt wurden. Eine Verkehrsentlastung könnte „schräges Parken“ bringen. Eine Anwohnerin begrüßte die Idee, berichtete aber, dass diese nicht das Gefallen der Verkehrsüberwachung finde, die deswegen Bußgeldbescheide verteile.
Mittlerweile brodelte es im Saal. Die Attraktivität des Platzes durch Außenmöblierung zu erhöhen, fand keine Gegenliebe. Man befürchtete, dass sich dann das Geschehen der beiden am Kugelplatz ansässigen Kneipen noch weiter nach draußen verlagern könnte. Man leide jetzt schon unter dem nächtlichen Lärm und der Vermüllung des Platzes vor allem am Wochenende. Bei diesem Thema wurden die Vertreter des Ordnungsamtes und der Polizei hellhörig.
"Über viele Details sprechen"
Die Verkehrs- und Parksituation in der Altstadt Sulzbach-Rosenbergs fasste Christian Sperber in einem Satz zusammen: „Wir müssen das Verkehrsproblem ganzheitlich lösen.“ Er erhielt dafür viel Beifall, denn die zurückliegende Diskussion hatte deutlich aufgezeigt, dass eine vermeintliche Lösung an einer Stelle ein Problem an anderer Stelle nach sich ziehe.
Ein Gesamtkonzept befürwortete auch Dietmar Lenk. Er saniert in der Altstadt Leerstand zu Wohnraum, und bei einer Vermietung sei immer eine der ersten Fragen nach einer Garage bzw. einem Stellplatz. Er sieht die Zusammenhänge von Leerstand, Verkehrsfluss und Parkraum. „Wir als Handwerker müssen auch mal eine Heizung reparieren und die Möglichkeit haben, mit dem Servicefahrzeug den Kunden zu erreichen.“ Vera Dehling begrüßte generell die Idee, den Kugelplatz als Quartiersplatz zu sanieren und zu gestalten: „Man muss noch über sehr, sehr viele Details sprechen.“
Es waren noch viele Fragen, die die Anwohner beschäftigten: Wie steht es mit einer öffentlichen Toilette, wenn am Kugelplatz ein Aufenthaltsbereich geschaffen wird? Bleibt der Zugang zu den Kellern erhalten? Wenn die Bordsteinkanten entfernt werden sollen, wie sorgt man für eine Entwässerung, ohne die Hausmauern zu belasten? Zum Ende der Veranstaltung versprachen Christina Lehner und Alexander Süßmuth, die vorgebrachten Einwände zu prüfen und vor allem das Verkehrsthema großflächiger zu betrachten.
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