Sulzbach-Rosenberg
07.07.2023 - 14:41 Uhr

Stephan Zinner und Maxi Pongratz auf Georg Kreislers Spuren in Sulzbach-Rosenberg

„Barbara“ hat sie zusammengebracht. Einen Ratsch und ein paar Bier später beschlossen Kabarettist Stephan Zinner und Musiker Maxi Pongratz mit einem Georg-Kreisler Abend auf Tour zu gehen. Nächste Station ist Sulzbach-Rosenberg.

So um Weihnachten 2020/21 herum coverte Ex-Kofelgschroa-Akkordeonist Maxi Pongratz Georg Kreislers Lied „Barbara“. Kabarettist, Schauspieler, Musiker und Autor Stephan Zinner entdeckte den Post und nahm Kontakt auf: „Dann haben wir uns getroffen, zwei bis vier Bier getrunken und geratscht“, erinnert sich Zinner gegenüber Oberpfalz-Medien. Danach sei klar gewesen, dass man einen Kreisler-Abend zusammen mache. Gekannt habe man sich vorher vom Servus sagen, „wie man sich von den Dreh- und Angelpunkten in München so kennt“, ergänzt Pongratz.

„Barbara“ war das erste Lied, das der Oberammergauer Pongratz im reichen Schatz des österreichischen Komponisten, Sängers und Dichters Georg Kreisler vor eben nicht so langer Zeit für sich entdeckte. Sein eigenes Lied „Gärtnerlehre“ erinnere zwar stilistisch an Kreisler, sei aber tatsächlich geschrieben worden ohne ihn zu kennen.

Humor, Schalk und Übetreibung

Stephan Zinner hatte da ein bisschen Vorsprung: „In meiner Zeit am Theater kam mir der Herr Kreisler immer wieder einmal unter. In ein, zwei Liederabenden an den Münchner Kammerspielen haben wir auch Kreisler-Songs gesungen. Und dann hat der Maxi 'Barbara' gespielt und ich wusste, wir müssen was zusammen miteinander und über Georg Kreisler machen.“

Am 2011 verstorbenen Österreicher schätzt Pongratz „vor allem seinen Humor, seinen Schalk, das Derbe und seine Übertreibung, wo einem beim Anhören das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt“. Er mag aber auch seine nachdenklichen Lieder, vor allem das Lied „Weder noch“. Was könne es Besseres geben als einen klugen Menschen, der bitterböse Lieder schreibt, befindet Zinner: „Außerdem ist es musikalisch wie inhaltlich extrem abwechslungsreich.“

Zwischen kindlichem und schwarzem Humor

Für die Tatsache, dass Kreisler bis heute unvergessen ist, hat er auch eine Erklärung parat: „Ich war schon immer ein Fan von schwarzem Humor und Kreisler beherrscht diese Disziplin meisterhaft. Es wird viel gestorben, das kann sehr lustig sein.“ Kollege Pongratz dagegen verortet schwarzen Humor eher bei Ludwig Hirsch und attestiert Kreislers Texten sehr schlau zu sein, oft mit Schalk, mal böse, mal zart: „Manchmal finde ich seinen Humor auch sehr kindlich.“

Dass Kreisler dem Theater sehr nahe stand, merke man seinen Texten an, die etwas Szenisches und ein starke Bildhaftigkeit hätten. „Und natürlich kann man auch nicht wegdenken, dass Kreisler nach seiner Rückkehr aus den USA da als Jude einem deutschen Publikum gegenüber saß. Das gibt Liedern wie 'Tauben vergiften im Park' noch einmal eine andere Note. Auch wenn er es nicht selbst geschrieben hat“, so Pongratz.

Das Kultursommer-Gastspiel in Sulzbach-Rosenberg wird jedoch kein reiner Streifzug durch ihre Kreisler-Lieblingslieder (Zinners Favorit ist übrigens „Alles nicht wahr" von der 1961 erschienenen Platte „Seltsame Liebeslieder“): „Wir haben ein "Plus" im Titel mit eingefügt, weil wir auch eigene Sachen spielen. Wir wollen uns nicht mit dem großen Meister messen, nein, aber wir glauben ein paar von unseren Liedern passen ganz gut zu gewissen Themen, die Kreisler abarbeitet“, verrät Zinner. Laut Pongratz wird zudem beispielsweise Arik Brauer und Element of Crime gespielt werden.

Um die Harmonie zwischen Akkordeonist Pongratz und Gitarrist Zinner muss sich dabei niemand sorgen: „Der Maxi ist ein feiner Mensch, guter Freund und super Musiker... ab und zu redet er zu viel, aber sonst passt das wunderbar“, befindet Zinner. „Stephan ist ein supernetter Kollege. Man kann gut über alles ratschen. Wegen seiner ehrlichen, aufgeschlossenen Art und man kann gut an einem Tresen sitzen bis die Stühle hochgestellt werden“, revanchiert sich Pongratz.

Dem Publikum in Sulzbach-Rosenberg verspricht Pongratz einen abwechslungsreichen Abend: „Mit Musik, Lachen und ein bissl zum Nachdenken ist auch dabei“. Bei der Mutmaßung, dass die beiden die Bühne rocken, rät Zinner dann aber doch zur Vorsicht: „Das ist schon eher eine Sitz-Partie, aber lustig wird's, der Maxi spielt sensationell Akkordeon, singen können wir auch und ab und zu kann man ein bissl träumen... das ist doch schon mal was.“

HINTERGRUND:

Zu Personen und Veranstaltung

  • Stephan Zinner: Musiker, Schauspieler, Kabarettist, Autor, geboren 1974 in Trostberg/Oberbayern, 3 Jahre Landestheater Salzburg, 5 Jahre Kammerspiele München, 15 Jahre Nockherberg-Singspiel, seit 2006 Musikkabarett und Filmgeschäft. Stephan Zinner lebt in München.
  • Maxi Pongratz: Akkordeonist, Texter, Liedschreiber, geboren 1987, Gärtnerlehre, Mitbegründer der Band "Kofelgschroa", seit 2019 solo auf Tour. Maxi Pongratz pendelt zwischen Obergiesing und Oberammergau.
  • Zinner & Pongratz - Georg Kreisler Abend Plus: am Sonntag, 16. Juli um 20 Uhr im Schlosshof Sulzbach-Rosenberg, Am Schloss 1, Tickets unter www.nt-ticket.de.
 
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