Im Jahr 1652 ordnete Herzog Christian August an, dass in seinem Herzogtum alle Kirchen und sämtliches sonstiges kirchliches Eigentum von evangelischen und katholischen Gemeinden gemeinsam, also "simultan", zu nutzen sei. Simultankirchen gibt es zwar auch anderswo – in Deutschland heute noch 64 – aber eine solche flächendeckende Anordnung ist doch einzigartig.
Das Herzogtum Pfalz-Sulzbach wurde dadurch zum Experimentierfeld der religiösen Toleranz, durchaus im Sinne von Christian August, der 1656 von der evangelischen zur katholischen Konfession konvertierte. Der Förderverein Simultankirchen, die evangelische und die katholische Gemeinde sowie die Stadt Sulzbach-Rosenberg organisieren gemeinsam ein wissenschaftliches Symposium vom 15. bis 17. September, in dem verschiedene Aspekte dieses Experiments beleuchtet werden sollen.
Chancen der Zusammenarbeit
Pfarrer Hans-Peter Pauckstadt-Künkler, Vorsitzender des Fördervereins Simultankirchen, der im Jahr 2013 in der Herzogstadt Sulzbach-Rosenberg gegründet wurde, hält die Idee des Simultaneums für zukunftsweisend: "In einer Zeit, in der die beiden großen christlichen Kirchen immer kleiner werden, bietet das Simultaneum Chancen der Zusammenarbeit." Auch Bürgermeister Michael Göth verweist auf die Geschichte der Toleranz in der Stadt, die lange Zeit auch das Judentum einschloss.
Stadtheimatpfleger Markus Lommer kündigt einige Höhepunkte des Programms an: den ökumenischen Gottesdienst am Sonntag, 17. September, um 14 Uhr in der (ehemals simultanen) Marienkirche mit den Bischöfen Rudolf Voderholzer und Klaus Stiegler, Vorträge von Fachleuten wie Professor Dr. Alois Schmid (Regensburg), Prof. Dr. Klaus Unterburger (München) und Prof. Dr. Hans-Jürgen Becker (Regensburg) sowie Exkursionen zu mehreren Simultankirchen in der Umgebung.
Konzert, Fotoausstellung und Führungen
Der katholische Stadtpfarrer Herbert Mader und sein evangelischer Kollege Roland Kurz betonen das gute Zusammenleben der beiden Gemeinden. Als Zeichen der Ökumene soll bei der anstehenden Sanierung der Marienkirche auch der Zugang zur Kanzel wiederhergestellt werden. "Dann kann ein evangelischer Pfarrer auch wieder von der Kanzel predigen", erklärte Mader.
Kulturamtsleiterin Angela Thar verweist auf das begleitende Kulturprogramm. Dazu gehört ein Konzert mit dem Ensemble "Sans Pareil" am Freitag, 15 .September, in der ehemaligen Synagoge, Führungen am Tag des Offenen Denkmals (Sonntag, 10. September) sowie eine Fotoausstellung im Rathaus vom 8. bis 30. September.
Markus Lommer betont, dass das Symposium keine trockene akademische Veranstaltung ist: "Jeder Interessierte ist herzlich eingeladen, und es wird sicher nicht langweilig."
Symposium "Simultaneen im deutschen Sprachraum"
- Veranstalter: Förderverein Simultankirchen in der Oberpfalz e.V.
- Schirmherren: Diözesanbischof Rudolf Voderholzer (Diözese Regensburg) und Regionalbischof Klaus Stiegler (Kirchenkreis Regensburg)
- Tagungsort: Gotisches Rathaus, Luitpoldplatz 25, 92237 Sulzbach-Rosenberg
- Tagungsbeitrag: 3 Tage 50 Euro, 2 Tage 40 Euro, 1 Tag 20 Euro (Ermäßigungen für Studierende und Schüler)
- Programm und weitere Informationen: www.simultankirchenradweg.de/symposium
- Verbindliche Anmeldung: bis 31. August unter www.simultankirchenradweg.de/symposium
oder telefonisch unter 0961/381 2069
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.