Sulzbach-Rosenberg
18.03.2022 - 15:06 Uhr

Ukrainische Flüchtlinge brauchen Paten

Die kommenden Monate werden eine Herausforderung für die Gesellschaft. Ukrainische Flüchtlinge brauchen die Hilfe der Einheimischen, wenn sie in der Region angekommen sind. Bei "Sulzbach-Rosenberg hilft" können sich Ehrenamtliche melden.

Flüchtlinge aus der Ukraine kommen im Ankunftszentrum Reinickendorf in Berlin an. Bild: Annette Riedl/dpa
Flüchtlinge aus der Ukraine kommen im Ankunftszentrum Reinickendorf in Berlin an.

Wieviele Flüchtlinge kommen noch zu uns?

In der Notunterkunft in Sulzbach-Rosenberg sind derzeit 80 Menschen (Stand 17. März) untergekommen. Über das Wochenende wird sich die Zahl noch einmal deutlich erhöhen. Im Landkreis Amberg-Sulzbach sind aktuell 300 registrierte Personen in verschiedenen Gemeinden untergebracht. Georg Jobst, Leiter des Sozialamtes Amberg-Sulzbach, kündigte an, dass in den nächsten Wochen und Monaten womöglich bis zu 800 Menschen im Landkreis untergebracht werden müssen.

Wo kommen die Menschen unter?

Die Flüchtlinge aus der Ukraine werden in einer Notunterkunft untergebracht und sollen nach ihrer Registrierung Wohnungen zugewiesen bekommen. Bei Georg Jobst sind derzeit 250 Wohnungsangebote eingegangen, "die wir eventuell anmieten können". Wer eine Wohnung zur Verfügung stellen kann, kann sich an das Sozialamt wenden. Telefonische Auskünfte gibt es unter 09621/39-534 beziehungsweise per E-Mail an sozialamt[at]amberg-sulzbach[dot]de. Schriftliche Wohnungsangebote sind an folgende Adresse möglich: Landratsamt Amberg-Sulzbach, Sozialamt, Zeughausstraße 2 in 92224 Amberg. Generell gilt: Die Flüchtlinge dürfen wohnen, wo sie wollen. In der Notunterkunft werde abgefragt, ob Interesse daran besteht, zu bleiben, oder ob es andere Wünsche gibt, so Jobst.

Können die Menschen auch privat untergebracht werden?

Ja. Das Landratsamt Amberg-Sulzbach hat ein Infoblatt entworfen, das die wichtigsten Schritte beschreibt, wenn ukrainische Flüchtlinge privat untergebracht werden. Dazu gehören in erster Linie die Anmeldung im Einwohneramt der jeweiligen Gemeinde und die anschließenden Termine in der Ausländerbehörde und im Sozialamt. Wer registriert ist, erhält einen Krankenversicherungsschein und Sozialleistungen. Hans Lauterbach von "Sulzbach-Rosenberg hilft" betont: "Wenn sich jemand zutraut, Menschen aufzunehmen, dann coachen wir ihn." Er verdeutlichte aber auch, dass das Angebot über einen Rahmen "von vier bis acht Wochen" gelten müsse und die mentale und psychische Belastung nicht zu unterschätzen sei.

Wieviel Geld bekommen die Flüchtlinge?

Auch für Flüchtlinge aus der Ukraine gilt das Existenzminimum. Nach einer Registrierung wird das Geld in bar ausbezahlt. Erst wenn sie 18 Monate in Deutschland leben, darf das Geld auf ein Konto überwiesen werden, informierte Jobst. Wenn die Flüchtlinge ukrainisches Geld dabei haben, können sie es bei der Bank wechseln lassen. Mit der Identifikationskarte können sie ein eigenes Konto eröffnen.

Dürfen Flüchtlinge zum Beispiel als 450-Euro-Kraft arbeiten?

Ja. "Man muss sich in diesem Fall an die Ausländerbehörde wenden und das mit ihr abstimmen, dann ist das kein großes Problem", sagte Jobst.

Wie wird man Pate?

Wer Pate werden möchte, kann sich über folgende Kanäle an "Sulzbach-Rosenberg hilft" wenden: info[at]sulzbach-rosenberg-hilft[dot]de, https://www.facebook.com/surohilft, https://www.instagram.com/sulzbach_rosenberg.hilft.

Was müssen Paten machen?

Paten erhalten zunächst eine Einweisung, erklärte Paul Wolf vom Orga-Team "Sulzbach-Rosenberg hilft". Dann wird der Kontakt zwischen Paten und Flüchtlingen hergestellt. Paten sind Ansprechpartner für Fragen im Alltag und geben Hilfe zur Selbsthilfe. "Ihr müsst ihnen helfen, sich zurecht zu finden", sagte Wolf beim Info-Abend. Es gebe nicht diese eine Möglichkeit, eine Patenschaft auszuführen, der Inhalt wird von Paten und Flüchtlingen selbst bestimmt. Konkret benötigen die Menschen hauptsächlich Begleitung bei Amtsgängen, Arztbesuchen und Orientierungshilfe zum Beispiel beim Benutzen des ÖPNV.

Lernen sich die Paten und ihre Schützlinge in der Notunterkunft kennen?

Nein. Aufgrund der Covid-Situation ist das derzeit nicht möglich. Erst wenn die Leute von der Notunterkunft in die Wohnungen ziehen, wird "Sulzbach-Rosenberg hilft" Kontakt herstellen. Es gebe viele Geflüchtete, die Englisch sprechen, so Hans Lauterbach vom Orga-Team. "Wir werden euch nicht allein lassen", versprach er, in Notfällen sei "Sulzbach-Rosenberg hilft" schnell erreichbar. Zudem werde es eine Messenger-Gruppe geben, in der schnell und unbürokratisch geholfen wird. Außerdem werde versucht, für jede Familie zwei Paten zu finden.

Wo kann man jetzt schon unkompliziert Familien aus der Ukraine kennenlernen?

In der Hängematte am Annabergweg 1 in Sulzbach-Rosenberg. Immer dienstags und donnerstags zwischen 9 und 12 Uhr sind Eltern und Kinder oder Jugendliche zu einem offenen Spiel eingeladen. Das Angebot wurde in Zusammenarbeit der Koja und Shapeschool initiiert und steht unter dem Motto: "Ankommen, kennenlernen, Freunde finden." In der Regel sind Dolmetscher vor Ort.

Unser Verein möchte einen Beitrag zur Integration leisten, wohin können wir uns wenden?

An die Diakonie Sulzbach-Rosenberg. Dort werden Ideen- und Geldgeber zusammengebracht und alle Angebote rund um die Flüchtlinge koordiniert. Ansprechpartnerin ist Diakonie Katja Deyerl, E-Mail katja.deyerl[at]diakoniesuro[dot]de, Telefon 09661/877700. Insbesondere die Integration der ukrainischen Senioren werde eine große Herausforderung, so Lauterbach.

Wo kann man noch helfen?

"Sulzbach-Rosenberg hilft" benötigt außerdem immer wieder Ehrenamtliche, die Hilfsgüter sortieren, übersetzen oder in der Kleiderkammer mithelfen.

Sulzbach-Rosenberg18.03.2022
Info:
  • Die Initiative "Sulzbach-Rosenberg hilft" warb bei einem Infoabend am Donnerstagabend um Unterstützung.
  • Etwa 80 Interessierte kamen ins Capitol Sulzbach-Rosenberg.
  • Am Donnerstag, 24. März, lädt die Initiative "Zamhaltn" in Amberg ins Amberger Kongresszentrum, um Interessierte über Patenschaften zu informieren. Beginn ist um 18 Uhr.
 
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