Die Sanierung des Stadtgrabens steht kurz von dem Abschluss. Dabei geht es aber nicht nur um die Stützmauer und die Grabensohle, die jetzt als Park angelegt wird, sondern auch um den Zwinger, also den Raum zwischen den beiden Mauern.
Der Zwinger, bislang für die Öffentlichkeit unzugänglich, ist in Zukunft vom Graben aus über eine neue Treppe aus erreichbar, von der Langen Gasse aus durch ein Türchen in der Stadtmauer. Und damit rückt auch der kleine Zwingerturm hinter dem Karl-Grünthaler-Turm in den Fokus. Bisher träumt er in einem Dornröschenschlaf, aus dem ihn die Stiberer gern wecken möchten.
Der Turm ist nicht groß. Vom Zwinger aus betritt man das Erdgeschoss, dann gibt es noch ein Obergeschoss. „Die Öffnung hat Potenzial und Charme“, stellte Tanja Weiß, Vorsitzende der Stiberer fest. Denn jetzt könne man den Zwingerturm richtig nutzen. Ein Interessent steht schon bereit. Jürgen Hellmann, Kunsthistoriker und Drucker, möchte hier gern eine Druckerei auf dem technischen Stand von 1500 einrichten. Während er bisher gelaserte Holzschnitte druckt, würde er dort mit traditionellem Bleisatz arbeiten.
Unbekannter Winkel
Bei einer Arbeitsbesprechung im Turm stellte er Weiß sein Projekt vor: „Ich denke an eine kleine mobile Druckerei, mit der ich an festgesetzten Tagen bis zum Format A4 drucken würde.“ Druckvorführungen, der Verkauf von alten Holzschnitten zum Ausmalen, aber auch die Möglichkeit, Karten selbst zu gestalten, könnten Menschen in den Zwinger locken und damit diesen bislang weitgehend unbekannten Winkel der Stadt beleben. Auch einige der Handwerker im Stiber-Fähnlein, wie der Kettenhemdmacher und der Lederer, könnten hier eine Heimat finden.
Jetzt soll erst einmal die Elektrik neu gemacht werden, damit die alte Installation den Turm nicht in Brand setzt. Dann kann neues Leben in den Zwinger einziehen. Die Stiberer freuen sich darauf.
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