Thanstein
02.06.2023 - 14:50 Uhr

Nahwärmenetz biegt auf die Zielgerade ein

Das sechsköpfige Organisationsteam Nahwärmenetz Thanstein-Hebersdorf beschäftigt sich seit eineinhalb Jahren mit dem Thema Nahwärmenetz. Nun wird es konkret.

Das Organisationsteam Nahwärmenetz Thanstein-Hebersdorf bei der Informationsveranstaltung. Im BIld von links: Max Riedl vom Genossenschaftsverband Bayern, Heinrich Reitinger, Wolfgang Schwab, Stefan Weininger, Thomas Rohrmüller. Bild: mnt
Das Organisationsteam Nahwärmenetz Thanstein-Hebersdorf bei der Informationsveranstaltung. Im BIld von links: Max Riedl vom Genossenschaftsverband Bayern, Heinrich Reitinger, Wolfgang Schwab, Stefan Weininger, Thomas Rohrmüller.

Zur Infoveranstaltung Nahwärmenetz hatten sich im Gasthaus Träxler 40 interessierte Zuhörer eingefunden. Das Organisationsteam Nahwärmenetz Thanstein - Hebersdorf hat sich zuletzt mit einer Vielzahl an Energieberatern und möglichen Lieferanten beraten. Nun wurde der aktuelle Sachstand präsentiert.

Aktuell haben sich durch die Fragebögen 37 Sofort-Anschließer gemeldet und 22 Teilnehmer eine Interessensbekundung abgegeben. Ein möglicher Standort für die Heizzentrale wurde mittlerweile auch gefunden: Nachdem das Projekt innerorts an Platz und Kosten scheiterte, wäre nun eine Realisierung des Heizhauses (Hackgut) außerhalb des Dorfes, beim Ortseingang aus Richtung Neunburg vorm Wald, geplant.

Die Kostensituation

Die Kostenplanung sieht für Leitungen, Grabungen, Grundstück, Heizhaus und Heiztechnik 1,5 Millionen Euro vor. Bei 35 Teilnehmern (derzeitiger Planungsstand) wären zwei Millionen kWh pro Jahr aufzubringen. Abzüglich der aktuell zugesicherten Förderungen würden so 20.000 Euro pro Haushalt anfallen.

Die Arbeitsgruppe hat jedoch einen Finanzierungsvorschlag zusammen mit der Bank erarbeiten können, bei dem über einen Arbeitspreis von 9,5 Cent/kWh nur eine Einmalzahlung von 10.000 Euro für jeden Haushalt fällig werden würde. Die Kosten für das Umschließen an das bestehende Rohrnetz im Haus sind dabei noch nicht berücksichtigt und liegen in der Verantwortung des Hausbesitzers.

Thema Genossenschaft

Es folgte ein Bericht von Max Riedl vom Genossenschaftsverband Bayern, der seit über 20 Jahren in der Gründungsberatung im Bereich erneuerbare Energien tätig ist. Er erläuterte die Vor- und Nachteile, welche die Unternehmensform Genossenschaft mit sich bringt und berichtete von vielen positiven Erfahrungen und der deutlich zunehmenden Nachfrage im Bereich Energiegenossenschaften. Generell erklärte der GVB-Gründungsberater, dass eine Genossenschaft ab zehn Anschlussnehmern Sinn mache und der große Vorteil darin liege, dass keine Einflussnahme von externen Investoren nötig sei und somit die maximale Kostenkontrolle gewährleistet sei.

Würde das Nahwärmenetz besser laufen, als während der Planung angenommen, wäre sogar eine steuerfrei Rückvergütung über den Wärmepreis möglich. Die Gründung an sich gehe relativ schnell, doch in der Entwicklung von Konzepten sollte am Anfang alles gut bedacht und mit echten Experten analysiert werden, so Riedl weiter. Er ermutigte die Thansteiner Bürger, den günstigen Zeitpunkt zu nutzen und den Schritt weg von vielen, ineffizienten Einzelplatzheizungen hin zum effektiven Nahwärmenetz zu wagen.

Nun am Scheideweg

Im Ausblick machte die Arbeitsgruppe deutlich, dass die Umsetzung nun am Scheideweg stehe: Der nächste Schritt vor Gründung einer Genossenschaft ist nun eine Machbarkeitsstudie, die beauftragt werden muss. Das Planungsteam hat bisher alle Beratungen und Besichtigungen kostenfrei durchführen können. Für die detaillierte Machbarkeitsstudie fallen nun 20.000 Euro an, diese Kosten werden mit 69 Prozent vom Amt für Ländliche Entwicklung bezuschusst. Die restlichen Kosten müssen von den Anschlussnehmern (je nach Teilnehmerzahl etwa 200 bis 400 Euro) getragen werden. Es muss dazu eine verbindliche Teilnahme erfolgen. Das Bürgerhaus ist am 15./16./17. Juni von 18 bis 20 Uhr dafür geöffnet. Sollten genügend Teilnehmer sich bereit erklären, die Kosten auf eigenes Risiko mitzutragen, werden Angebote dazu eingeholt. Sollte die Studie grünes Licht für das Nahwärmenetz geben, kann dann auch eine Genossenschaft gegründet werden. Falls ein gewillter Teilnehmer aufgrund von wirtschaftlichen oder technischen Gründen nicht mit an das Netz angeschlossen werden kann, erhält er die Eigenbeteiligung an der Machbarkeitsstudie zurückerstattet.

Machbarkeitsstudie erforderlich

Das Planungsteam zeigt sich jedoch durchweg optimistisch und appelliert an alle Grundstücksbesitzer, sich die Gelegenheit nicht entgehen zu lassen: „Je mehr mitmachen, umso günstiger wird der Energiepreis für jeden einzelnen und so wahrscheinlicher ist auch die Erschließung von möglichst vielen Straßenzügen.“ Die Machbarkeitsstudie wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen und die finale Entscheidung über die Realisierung des Netzes aufzeigen.

Bei einem groben Ausblick in die Zukunft könnte unter besten Voraussetzungen im Jahr 2023 die Planung und Genossenschaftsgründung erfolgen und dann 2024 und 2025 die Baumaßnahmen beginnen, so dass das Nahwärmenetz 2026 in Betrieb gehen könnte.

Hintergrund:

Arbeitskreis Nahwärmenetz

  • Mitglieder: Heinrich Reitinger, Stefan Weininger, Thomas Rohrmüller, Wolfgang Niebauer, Stefan Hörmann, Wolfgang Schwab
  • Bisherige Aktionen des Arbeitskreises seit 2022:
    Potentialanalyse anhand Fragebogen, mehrere Infoveranstaltungen, diverse Beratungstermine Technik, Finanzierung und Förderung, Ortstermine, individuelle Beratungstermine, Grobkalkulation
  • Mögliche nächste Schritte:Zusage zur Machbarkeitsstudie: 15./16./17. Juni, jeweils 18 Uhr im Bürgerhaus, Machbarkeitsstudie, Genossenschaftsgründung 2023, Baubeginn 2024, Fertigstellung etwa 2026
 
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