Burger fiel aus allen Wolken, als er die Pläne für den konkreten Trassenverlauf innerhalb des 1000-Meter breiten Korridors durch die Gemeinde Leonberg vorgestellt bekam. Trotz aller Einwände und Bedenken, die die Kommune äußerte, soll die Gleichstromverbindung mitten durch den Ort Themenreuth verlaufen.
"Ich hatte damit gerechnet, dass der Trassenverlauf an der A 93 geprüft wird. Wir hatten uns da schon auf die Zusagen der Politiker in München und Berlin verlassen. Jetzt bekommen wir das Ding aufs Auge gedrückt. Ich bin eigentlich ein ruhiger Kerl. Aber da bin ich laut geworden", ist Burger empört. Er berichtet, dass der Verlauf an der Autobahn bei einer Info-Versammlung von Tennet für betroffene Bürgermeister Mitte Dezember gleich abgeschmettert wurde. "Uns trifft es schon extrem. Ich bin dagegen, dass die Trasse Themenreuth zerteilt!" Direkt auf der Wiese, wo der Süd-Ost-Link im Planungsabschnitt C 2 verlaufen soll, hat der Gemeinderat bereits einen Bauantrag genehmigt. Demnächst steht dort eine Maschinenhalle. "Die Trasse verläuft 50 Meter hinter einem Wohnhaus. Ich verstehe das nicht", sagt Burger und schüttelt verständnislos den Kopf.
Vor allem befürchtet der Bürgermeister Probleme nach dem Bau der Trasse. "Wie soll sich der Ort weiterentwickeln, wenn im Boden zwei Starkstromleitungen liegen?" Bauland auszuweisen werde so schwierig. Wenn dort überhaupt noch jemand bauen wolle. "Die Grundstückspreise sinken dadurch", ist sich Burger sicher. Ebenfalls argwöhnisch wird er bei dem Gedanken an späteren Arbeiten im Untergrund, etwa bei Kanälen. "Wegen der Trasse kann da nicht einfach rumgebaut werden. Da muss immer eine Spezialfirma kommen", ärgert er sich.
Alternative angeblich zu teuer
Bereits seit Monaten engagiert sich Burger gegen den Stromtrassenverlauf durch seinen Wohnort. Fast zwei Dutzend Versammlungen besuchte er. Am liebsten wäre ihm eine Leitung entlang der A 93. Und wenn das schon nicht gehe, dann wenigstens der alternative Verlauf zwischen Themenreuth und Dobrigau. Hier würde der Süd-Ost-Link die Wondreb zwei Mal kreuzen. "Es hieß immer, dass man über alles reden könne. Auch, dass man innerhalb des Korridors auf eine alternative Strecke wechseln kann", verweist Burger auf Aussagen von Tennet-Mitarbeitern.
Abgespeist und abgewiegelt
Der Themenreuther wurde abgewiegelt. Einzige Begründung: Die alternative Strecke (siehe Grafik) sei finanziell nicht zu bewerkstelligen, ließ Tennet verlauten. "Technisch gesehen ist das kein Problem", informiert Burger im Gespräch mit Oberpfalz-Medien und zeigt in einer Broschüre, wie die Bohrung unter einem Fluss hindurch funktioniert. Auch hier gefällt es ihm nicht, dass die Trasse zwischen zwei eng zusammenliegenden Ortschaften verläuft, aber wenigstens würde sie Themenreuth nicht spalten. "Im schlimmsten Fall nehmen wir die alternative Route. Aber sonst kommt nichts infrage."
Der Trassenkorridor mit konkreten Verlaufsvarianten im Internet:
Burger unterstützt deshalb das Mahnfeuer heute Abend ab 19 Uhr. Und dann will er einen Brief an Ministerpräsident Markus Söder schreiben. Beides soll zeigen, dass die Bürger aktiv sind. Die Themenreuther lädt er zudem zum Bürgerforum am 21. Januar in die "Petersklause" in Großbüchlberg ein.
Auch wenn man in diesem Stadium des Verfahrens noch nicht klagen kann, bereitet sich Burger schon drauf vor, wenn das Planfeststellungsverfahren durch ist. "Wir wollen uns kundig machen und uns rechtlich beraten lassen, was möglich ist." Wenn Tennet nicht einlenkt, sieht er keinen anderen Ausweg als eine Klage. Auch wenn die Erfolgschancen gering einschätzt. Hier fordert er auch die Solidarität weiterer betroffener Kommunen ein. "Allein ist man zu klein. Wir müssen uns zusammenschließen."
Landwirtschaft schützen
Vor allem geht Burger die Vorgehensweise von Tennet und der Umgang mit den Betroffenen gegen den Strich. Er will sich nicht länger von Tennet ärgern lassen und besonders die Landwirtschaft vor dem Süd-Ost-Link schützen. Zum Trassenverlauf: www.tennet.eu/de/unser-netz/onshore-projekte-deutschland/suedostlink
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