Theuern bei Kümmersbruck
05.11.2020 - 16:22 Uhr

High-Tech fürs Mittelalter: Neues Buch schildert die aufwändige Arbeit an Schwertern

Auf 350 Seiten setzt sich Martin Schreiner, Leiter des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern, mit der Wurmbuntschmiedetechnik auseinander.

Bei der Buchvorstellung im Schloss Theuern zeigt Museumsleiter Martin Schreiner sein neuestes Werk. Bild: e
Bei der Buchvorstellung im Schloss Theuern zeigt Museumsleiter Martin Schreiner sein neuestes Werk.

Schon der Blick auf die Teilnehmerliste lässt einen besonderen Grund erahnen: Im Schloss Theuern hat Museumsleiter Martin Schreiner vor dem Lockdown light noch sein jüngst erschienenes und sozusagen taufrisches Buch "Wurmbuntschmiedetechnik - von der Anfängen bis zur Blüte ins Frühmittelalter" vorgestellt. Mit dabei Bezirksheimatpfleger Tobias Appl, Silvia Codreanu-Windauer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Kreisarchäologe Ludwig Husty aus Straubing und Landrat Richard Reisinger. Der hat angesichts des komplexen Themas gar nicht erst versucht, zum Inhalt Stellung zu nehmen und sich darauf beschränkt, seinen "Stolz zum Ausdruck zu bringen, dass wir so eine wissenschaftliche Kapazität wie Martin Schreiner hier im Schloss haben".

Das Buch selbst (350 Seiten) ist in der Reihe "Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands" zu sehen. Es ist eine interdisziplinäre Studie zur Geschichte, zeitgenössischen Wahrnehmung und praktischen Anwendung musterbildender Schweißverbundwerkstoffe. "Diese Dissertation schreibt man nicht einfach so dahin", sagte Silvia Codreanu-Windauer. Verfasser Martin Schreiner ging dann auch auf die entsprechend lange Entstehungsgeschichte und die vielen intensiven Gespräche ein, die der Arbeit vorangegangen waren. Die Beschäftigung mit der Kultur unserer Vorfahren, bis hin zur Völkerwanderung und zum frühen Mittelalter, explizit mit der Schweiß-Verbundstahl-Technologie, die ja auch bei Grabungen in Haselmühl und Theuern nachgewiesen werden konnte, sei heutzutage scheinbar nicht mehr zeitgemäß. Verrostete Schwerter würden keinen Menschen mehr ins Museum locken. Gerade am Schwert des Mittelalters ("das High-Tech-Produkt des Mittelalters und sozusagen Statussymbol seiner Zeit") aber hat Martin Schreiner die herausragende Bedeutung der Wurmbuntschmiedetechnik beschrieben. Es ist eine ganz besondere Schmiedetechnik zur Herstellung von Schwertern.

Nicht die typische Einordnung eines Schwerttyps, sondern seine technologischen Eigenschaften bilden den Nukleus der Arbeit und das Know-how sozusagen. Die Spurensuche nach den schmiedetechnischen Wurzeln der kostbaren Schwerter des Frühmittelalters ging für Martin Schreiner bis in die Vorgeschichte: Von den Kelten über die speziellen Schmiedeerzeugnisse der Römerzeit bis hin zu den sagenhaften Wurmbunt-Klingen der Völkerwanderung verfolgt er die technische Entwicklung. Bemerkenswert sind auch die einzelnen Arbeitsschritte und der damit verbundene Zeitaufwand; verblüffend der immense Ressourcenverbrauch, der nötig ist, um ein einziges Schwert herzustellen.

Theuern bei Kümmersbruck30.09.2020
Martin Schreiner stellt sein neues Buch "Wurmbuntschmiedetechnik - von der Anfängen bis zur Blüte ins Frühmittelalter" vor. Bild: e
Martin Schreiner stellt sein neues Buch "Wurmbuntschmiedetechnik - von der Anfängen bis zur Blüte ins Frühmittelalter" vor.
 
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