Montag, 10. Februar, 7.30 Uhr: Orkantief "Sabine" rauscht, begleitet von Blitz und Donner, mit weit über 100 km/h über den Hirschwald. Das Unwetter reißt auf dem Reiterhof Thonhausen fast das gesamte Dach der 50 x 30 Meter großen Reithalle weg. Eisenteile fliegen durch die Luft, die fünf Pferde auf in ihren Koppeln bleiben aber verschont.
Alle packen mit an
Schon wenige Minuten, nachdem Christiane Schärl, die Leiterin der Reitschule, und ihre Schwester Brigitte Baumgartner, die Besitzerin des Reiterhofs, die Feuerwehr alarmiert haben, läuft eine Welle der Hilfsbereitschaft in Thonhausen an. Beide Frauen können das auch heute noch kaum fassen. Nicht nur die Feuerwehr von Thonhausen und Ursensollen, das ganze Dorf packt mit an, um den beiden Frauen und ihren fünf Pferden zu helfen.
Hilfe per Facebook
"Sogar mit dem Bulldog sind sie von Thonhausen gekommen", erzählt die Reitlehrerin. Die Tiere wurden evakuiert, in einem Pferdestall im Ort untergebracht. Dorfbewohner halfen mit, provisorische Notunterkünfte direkt an der Reithalle für die Tiere zu zimmern. "Auch über Facebook, von ganz fremden Menschen, wurde uns Hilfe angeboten," schwärmt Christiane Schärl. Sie und ihre Schwester wollen sich auch auf diesem Weg bei allen bedanken, die ihnen geholfen haben.
Inzwischen stehen die fünf Pferde in ihren provisorischen Unterkünften neben der beschädigten Reithalle. Eine Holzbaufirma aus Ursensollen ist seit Tagen mit den Aufräumarbeiten und Sicherungsmaßnahmen beschäftigt. Teile des losgerissenen Daches und herabhängende Balken des Dachstuhls sind eine Gefahr: Sie müssen entsorgt werden. Die Angst von Christiane Schärl und ihrer Schwester, angesichts des Schadens in sechsstelliger Höhe nun vor dem Nichts zu stehen, ist der Zuversicht gewichen. "Der Wiederaufbau ist fest geplant", blickt Schärl positiv in die Zukunft. Ein Gutachter war im Auftrag der Versicherung bereits da. Man wartet jetzt auf das Ergebnis, damit man dann loslegen kann.
Sieben Jahre Aufbauarbeit
Vor sieben Jahren hatten die Schwestern in Thonhausen aus einem ehemaligen Industriebetrieb das Reitzentrum mit Ferienwohnungen aufgebaut. Elf Pferde, darunter sowohl Spring- als auch Dressurpferde, gehörten zum Reitstall von Christiane Schärl. "Wir waren mit unseren Pferden in der deutschen Spitzenklasse", sagt sie. Vor gut einem Jahr stieg sie aber aus dem Leistungssport aus, reduzierte den Bestand auf nur noch fünf "Rentner-Pferde", die ihre Wettkampfphase hinter sich haben. Mit ihnen betreibt sie die Reitschule, bringt jungen Menschen den Umgang mit Pferden bei.
Es wird noch Monate dauern, bis die Spuren des Orkans auf dem Hof beseitigt sind. Die unglaubliche Hilfsbereitschaft, besonders der Thonhausener, wird aber beiden Frauen im Gedächtnis bleiben.

















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