(tr) Die totale Mondfinsternis (Mofi), die es in dieser Größenordnung erst wieder in mehr als 100 Jahren gibt, zieht an diesem Abend die Menschen an wie sprichwörtlich das Licht die Motten. Mit den Autos sind etwa 150 Besucher gekommen, um die Mofi durch Teleskope zu betrachten und durch die großen Fernrohre mit dem eigenen Handy zu fotografieren.
Platz wird eng
Gleich am Zugang zur Sternwarte hat Toni Walch aus Neustadt/WN einige davon aufgebaut und zeigt den Interessierten den Umgang mit den Teleskopen. Da noch kein Mond zu sehen ist, werden entfernte Objekte in der Umgebung für Zielübungen verwendet. Um 20 Uhr öffnet die Sternwarte bereits ihre Tore. Peter Postler, der für die Anlage verantwortlich ist, ist überwältigt und weiß: "Das wird heute Abend ein echter Stresstest für die Anlage." Denn auf so viele Besucher sei das Gebäude einfach nicht ausgelegt. Vor allem der Vortragsraum biete lediglich 15 Sitzplätze und die Vorträge, bei denen sich Postler und Axel Ademetz von der astronomischen Arbeitsgemeinschaft (Astro AG) Tirschenreuth abwechseln und den Interessenten unseren Erdtrabanten näher bringen, dauert je 45 Minuten. Bei 150 Leuten und 15 Sitzplätzen macht das rein rechnerisch, 10 Vorträge mit insgesamt 450 Minuten oder 7,5 Stunden. Nicht jeder will sich einen Vortrag anhören, denn sonst wäre die Mofi längst vorbei, bevor der Letzte alles in Sachen Mond erfahren hat. Zum Beispiel von dessen Entstehung, dass er einen Durchmesser von 3500 Kilometern aufweist, pro Jahr 8 Zentimeter wandert und Temperaturen auf seiner Oberfläche zwischen minus 160 und plus 130 Grad Celsius aufweist.
Anbau geplant
Da platzt die Sternwarte am Freitagabend, wie es der Volksmund ausdrückt, aus allen Nähten. Trotzdem läuft alles sehr diszipliniert ab. Die Leute warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. Manche haben Liegestühle dabei und machen es sich während der Wartezeit auf der Wiese vor der Sternwarte gemütlich. Man wisse freilich um die Platznöte in der Sternwarte, die dem Landkreis gehört, der VHS zugeordnet ist und die seit 1964 auf Kirchengrund steht, sagt Postler. Deshalb sei auch ein Flachbau an den bestehenden Vortragsraum angedacht. Dann wäre genug Platz, um 50 Leute darin unterzubringen.
Das große Ereignis am Freitag beginnt eher unspektakulär. Jeder wartet gespannt auf einen intensiv leuchtenden "Blutmond", der endlich am Horizont auftaucht. Als es schließlich so weit ist, kommt der Erdtrabant aber ziemlich blass daher. Bevor der Mond aufgeht, lösen sich noch zwei Gewitter vor der großen Bühne auf und trüben den Himmel ein. Je höher der Mond aber steigt und je mehr er sich der Totalität nähert, desto interessanter wird das Spektakel. Die total Finsternis dauert eindreiviertel Stunden. Ab 22.22 Uhr ist dann deutlich zu sehen, warum der Mond bei Finsternissen "Blut" im Beinamen trägt.
Bis dahin schauen sich die vielen Interessierten in der Kuppel Mars, Jupiter und Saturn durch das große Teleskop an, bevor sie dem Hauptdarsteller dieser Nacht damit ganz nahe kommen. Und erst durch entsprechende Optiken betrachtet ist die intensive Rotfärbung deutlich zu sehen, sieht der Mond aus, als leuchte er von innen heraus. Die letzten Besucher verlassen die Sternwarte am Samstag um 1.15 Uhr. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, muss nicht lange warten. Bereits im Januar ist in unserer Region die nächste totale Mofi zu sehen. Die totale Verfinsterung dauert dann etwa 30 Minuten.
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