Tirschenreuth
20.08.2021 - 11:11 Uhr

Ein dezenter Fingerzeig auf Judas mit dem Geldsack

"Das letzte Abendmahl" von Maurus Fuchs ist ein vielschichtiges Bild eines ausgereiften Malers. Zugleich hat das Bild eine ungewöhnliche Geschichte. Das Gemälde ist Teil der aktuellen Ausstellung im Museumsquartier.

Das Gemälde "Das letzte Abendmahl" von Maurus ist Teil der aktuellen Ausstellung über den Künstler im Museumsquartier in Tirschenreuth. Die Ausstellung dauert noch bis 31.August. Bild: Thmoas Sporrer
Das Gemälde "Das letzte Abendmahl" von Maurus ist Teil der aktuellen Ausstellung über den Künstler im Museumsquartier in Tirschenreuth. Die Ausstellung dauert noch bis 31.August.

"Das letzte Abendmahl" ist ein unvergleichlich schönes, dynamisches, vielschichtiges Bild eines ausgereiften Malers, der auch mit knapp 60 Jahren immer noch Freude am Malen zu haben schien. Intensiver wie hier kann man die Facetten der Kunst des Maurus Fuchs nicht darstellen. Das Arrangement von Personen, Vorder- und Hintergrund, die Farbenpracht, wieder ein Selbstportrait und dann ein dezenter, kleine Fingerzeig auf den Judas mit dem Geldsack („der hat was im Säckchen, aber ich nicht“??) sind einzigartig. Aber auch die Geschichte um dieses Bild ist es durchaus wert, mal einen Blick darauf zu werfen.

Wann ist das Bild entstanden? Da hilft eine der seltenen Signaturen des Maurus Fuchs. Vorne im Bild, an den Fliesen, hat er sein „M.F.A. 40“ vermerkt. Also gemalt von Maurus Fuchs im Jahr 1840. Es war dann schon nach seinen "Böhmischen Phasen" in Tepl und Tachau, der Künstler war wieder vermehrt im Stiftland unterwegs, arbeitete wahrscheinlich in Haus Nr. 228 in Tirschenreuth, heute Stichanerstr. 1, wo ihm sein Vater ein lebenslanges Wohnrecht vererbt hatte. Dort unter dem Dach – die Fenster gibt es heute noch - hatte er gewohnt und gearbeitet.

Wer gab das Bild in Auftrag? Karl Jäger, geboren und großgeworden in eben diesem Haus, das zu seiner Jugendzeit nur „Amadé-Haus“ genannt wurde, berichtet über seinen Ur-Ur-Großvater, den Amadeus Jäger, Metzgermeister mit eigenem Ladengeschäft, als möglichen Auftraggeber. Der sei Anfang des 19. Jahrhunderts auf die Welt gekommen und war ein Zeitgenosse von Maurus Fuchs.

Das Bild war also im Besitz der Tuchweberfamilie Jäger. Großvater Josef, 1876 geboren, hatte zwei Schwestern, Karolina und Margarete. Etwa um 1890 kamen dann aus dem Böhmischen Egerland die Gebrüder Turba, Eduard und Engelbert, nach Tirschenreuth und heirateten einige Jahre später, im Jahre 1907, genau diese zwei Schwestern Jäger, die Großtanten von Karl Jäger. Karl Jäger vermutet eine Doppelhochzeit, da beide Schwestern im gleichen Jahr geheiratet haben.

Beide Ehepaare wohnten im Gebäudekomplex der Familie am Marktplatz, Hausnummer 16 bis 18. Später spaltete sich dann die Tuchweberei in zwei Geschäfte auf. Links war ein Konfektions- und Kurzwarenladen, rechts ein kleiner Stoffladen. Noch heute hat das Modehaus Jäger & Turba am Marktplatz zwei Hausnummern, der letzte verbliebene Hinweis auf die zwei Geschäfte.

Das Gemälde des Maurus Fuchs blieb in der Familie. Über Jahrzehnte wurde das Bild immer bei der Fronleichnamsprozession im Altar der Familie von Karolina aufgebaut, der Oma von Margret Seer. Als sich schließlich in den 80er Jahren der Weg der Prozession änderte, wurde der Altar und damit auch das Bild nicht mehr gebraucht. Es kam auf den Dachboden.

Das Bild kam dann vom Marktplatz in den Besitz der Kirche, wo es heute im Pfarrhof hängt. Es landete schließlich auf dem Dachboden des Pfarrhofes. Erst Stadtpfarrer Flierl hatte die Spende des Modehauses Jäger & Turba dort glücklicherweise entdeckt und es anschließend im Refektorium platziert.

Nunmehr ist das Bild also in der Maurus-Fuchs-Ausstellung im Tirschenreuther Museumsquartier angekommen. Wunderbar anzusehen, aber nicht restauriert, was durchaus für das rund 180 Jahre alte Gemälde zu empfehlen wäre. Schön wäre es auch, wenn dieses außergewöhnliche Bild des Maurus Fuchs auf Dauer für die Öffentlichkeit zugänglich wäre. Im Refektorium des Pfarrhofes sieht es ja kaum jemand.

Griesbach bei Mähring12.08.2021
Altar der Familie Jäger-Turba. Bis Mitte der 80er Jahre war das Bild des Maurus Fuchs das Zentrum des Familien-Altars zu Fronleichnam. Archivbild: Privat/exb
Altar der Familie Jäger-Turba. Bis Mitte der 80er Jahre war das Bild des Maurus Fuchs das Zentrum des Familien-Altars zu Fronleichnam.
 
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