Gudrun Müller: Von Tirschenreuth nach Erbendorf
Gudrun Müller aus Tirschenreuth fährt regelmäßig mit dem Rad in die Arbeit – und spürt dadurch positive Effekte: „Ich bin komplett wach und erfrischt und bin durch die Schönheiten der Natur gefahren. Das ist für die Sinne ein ganz anderes Erlebnis als eine Fahrt mit dem Auto.“ Früh am Morgen holt sie ihr Fahrrad aus dem Keller, um damit zu ihrem Arbeitgeber in Erbendorf zu radeln.
Die Strecke
Auf der rund 30-Kilometer-Strecke fährt sie auf Radwegen und Staatsstraßen. Rund 75 Minuten ist sie unterwegs. „Zuerst fahre ich auf dem Radweg nach Falkenberg, danach auf der Staatsstraße bis Tannenlohe. Dann auf Landstraßen bis Reuth, dort am Bahnhof vorbei zum Steinwaldradweg.“ Auf ihm radelt sie die letzten Kilometer bis zu ihrem Ziel, die Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation, wo sie als Physiotherapeutin arbeitet. Heimwärts geht es für sie statt auf Straßen auch oft auf Waldstrecken.
„Man ist ein bisschen mehr im Sein“, sagt Müller über die Radfahrten mit ihrem E-Bike – weshalb sie auch mit trockenen Kleidungsstücken an ihrem Arbeitsplatz ankommt. Dort wechselt sie von Fahrradkleidung in ihre Dienstklamotte. Ab Ende April bis etwa Mitte Oktober radelt sie an bis zu drei Tagen pro Woche in die Arbeit, insgesamt rund 60 Kilometer pro Tag. „Je nach Temperatur und Lichtverhältnissen.“ Bei Regen nimmt sie generell das Auto.
Ihr Fazit
„Wettergerechte Kleidung tragen und lieber mehrere Schichten anziehen – nach der Zwiebelmethode. Eine Regenjacke und eventuell Handschuhe mitnehmen“, kann die 59-Jährige empfehlen. Für sie lohnt sich das Radeln: „Wenn der Sport schon in den Arbeitsweg integriert ist, spare ich mir den Besuch im Fitnessstudio.“
Das wünscht sie sich
Für die Fahrradinfrastruktur im Landkreis wünscht sie sich, „dass die Radwege besser miteinander verknüpft werden“. Denn zwischen Orten gebe es oftmals keine durchgängigen Radstrecken und Radler müssen auf Straßen ausweichen. „In der Stadt selber sind Radwege nur sporadisch ausgebaut – und es gibt hohe Bordsteinkanten. Um sie zu passieren, muss man dann abbremsen oder das Rad hochheben.“ Deshalb wünscht sie sich an solchen Stellen flachere Bordsteine. „Du bist als Radfahrer gezwungen, viele Umwege in Kauf zu nehmen. Priorität hat derzeit das Auto“, sagt sie zum derzeitigen Stand der Radwege. „Sie sollten so ausgebaut sein, dass künftig das Rad das Auto ersetzen könnte.“
Patrick Plonner und Jochen Riederer: Fahren von Bad Neualbenreuth nach Betzenmühle
Jochen Riederer fährt mit dem Job-Rad zur Arbeit, gemeinsam mit seinem Kollegen Patrick Plonner. Beide wohnen in Bad Neualbenreuth und arbeiten bei der Ziegler-Group auf der Betzenmühle. „Je nachdem wie das Wetter ist. Meistens wenn wir Spätschicht haben“, erzählt Riederer. Die sei alle zwei Wochen, in der die Männer bei trockenem Wetter an allen Arbeitstagen das Rad nehmen.
Die Strecke
Die beiden fahren über Wondreb nach Tirschenreuth und ab da weiter über den Radweg nach Stein. Von da aus wechseln sie auf Dorfstraßen nach Betzenmühle. Insgesamt legen sie rund 28 Kilometer zurück. Beide sind mit einem E-Bike unterwegs, verschwitzte Klamotten bei beiden deshalb kein Thema. „Wir fahren entweder auf der Hauptstraße oder auf Waldwegen“, sagt der 37-jährige Patrick Plonner. Der Straßenverkehr, sagt er, sei dabei kein Problem. Die Stiftländer sind heuer das dritte Jahr in Folge mit dem Rad in die Arbeit geradelt – von April bis Anfang Oktober.
Ihr Fazit
„Von Null auf Hundert sind wir mit dem Rad in die Arbeit gefahren“, erzählt Plonner. Das Radeln bringe beiden Freunden immer gute Laune, meint er. „Es macht einfach Spaß“, findet auch er 42-jährige Riederer. „Und man lässt das Auto öfter stehen“, ergänzt Plonner.
Das wünschen sie sich
Die Radwege im Landkreis wären ausbaufähig, finden beide. „Von Bad Neualbenreuth bis Tirschenreuth gibt es keinen Fahrradweg – es wäre schon gut, wenn dort einer wäre“, sagt Plonner. Und auf der Straße übers Waldhäusl sei der Straßenbelag schlecht.
David Runschke: Fährt von Wildenreuth nach Tirschenreuth
David Runschke hat schon viele Arbeitstage auf dem Fahrrad gestartet, Sommer wie Winter. Heuer macht er eine Pause, ist aber in den drei Jahren zuvor an drei Tagen pro Woche von Wildenreuth nach Tirschenreuth geradelt. „Ich habe es auch wieder vor“, sagt der Integrationslotse im Ausblick auf 2023.
Die Strecke
Hin und zurück legt Runschke an Fahrradtagen 50 Kilometer zurück, unterwegs ist er mit seinem Rennrad. „Von Wildenreuth über das Geo-Zentrum an der KTB nach Naabdemenreuth, über kleine Straßen und Landstraßen, bis nach Tannenlohe. Dann der Staatsstraße folgend, an Falkenberg vorbei über Hohenwald nach Tirschenreuth zum Landratsamt.“ Während der Zeit, in denen er oft zur Arbeit radelt, fährt der 44-Jährige jährlich rund „100 Tage mit dem Fahrrad, unabhängig von der Saison“ – Winterpause legt er keine ein. „Mit dem Rad habe ich circa eine Stunde gebraucht, mit dem Auto bin ich 20 Minuten unterwegs.“
Warum Runschke trotzdem oft mit dem Fahrrad zur Arbeit geradelt ist? „Weil ich der Meinung bin, dass ich innerhalb meines eigenen Landkreises ohne Auto in die Arbeit kommen muss.“ ÖPNV sei in der Region noch keine Alternative. „Es ist schon anstrengend“, gibt er zu – hat aber auch positive Effekte: „Es bringt Ausdauer ohne Ende. Und ich kann am Tag 3000 Kalorien mehr aufnehmen. Das macht das Leben ein Stück weit freier.“
Sein Fazit
Es gibt Duschen am Landratsamt. Wechselklamotten lagert Runschke in seinem dortigen Büro. Beim Ankleiden fürs Radfahren empfiehlt er funktionelle Kleidung. „Es gibt extra Radlerhosen für den Winter. Und wasserdichte Überzieher für Hände und Schuhe. Das A und O ist auch Licht vorne und hinten am Rad.“ Positiver Nebeneffekt der Mit-dem-Rad-zur-Arbeit-Fahrten: „Ich musste das Auto seltener tanken.“ Auch Pannen können vorkommen. „Gerade im Winter passiert das oft. Bei kalten Temperaturen sind die Reifen anfälliger und dann gibt es ab und zu einen platten Reifen.“ Für den erfahrenen Radreifenwechsler kein Problem. „Ich habe eine Fahrradtasche unter dem Sattel – da ist Werkzeug drin, ein Schlauch und ein Reifenheber. In rund fünf Minuten ist der Reifen gewechselt.“
Das wünscht er sich
„Um mehr Leute zum Radeln zu motivieren, bräuchten wir Fahrradverbindungsstraßen zwischen Kommunen, idealerweise entlang der Staatsstraßen.“ Er wünscht sich, „dass Stück für Stück bei jedem Ausbau einer Straße ein begleitender Radweg mit dazu gebaut wird.“
Radentscheid Bayern
- Was? Das Bündnis "Radentscheid Bayern" sammelt Unterschriften für die Zulassung eines Volksbegehrens.
- Ziel? Ist ein Radgesetz für Bayern, das die Staatsregierung und Kommunen verpflichtet, umweltfreundliche Mobilität praktisch umzusetzen.
- Wie beteiligen? Noch bis 31. Oktober können Bürgerinnen und Bürger ihre Unterschrift abgeben. Stellen zur Unterschriftsabgabe sind zu finden im Internet unter www.radentscheid-bayern.de.
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