Tirschenreuth
05.02.2021 - 14:05 Uhr

Hochwasser 1954 lässt Tirschenreuther Stadtteich neu entstehen

Nicht alle interessanten Themen haben es in die "Neue Tirschenreuther Chronik" geschafft. Etwa die Bildergeschichte über das Hochwasser im Juli 1954.

Blick von der Falkenberger Straße hin zur Stadt. Der untere Stadtteich war 1954 wieder lebendig geworden. Bild: Archiv Sporrer
Blick von der Falkenberger Straße hin zur Stadt. Der untere Stadtteich war 1954 wieder lebendig geworden.

Von Thomas Sporrer

In den Unterlagen der Stadt hat Thomas Sporrer einen Bericht über das Hochwasser von 1954 gefunden. Der Fotograf ist leider unbekannt. Die vom Autor reproduzierten Bilder zeigen die ungebändigte Kraft der Waldnaab, die doch meist unscheinbar durch die nordöstliche Oberpfalz mäanderte. Aber manchmal hat sie der Teufel geritten.

Steinbrücke schafft Ruhe

Das wusste schon Abt Alexander Vogel vom Kloster Waldsassen. Das Kloster und vor allem er waren es leid, die Holzbrücke zum Fischhof immer und immer wieder erneuern zu lassen, wenn es der ungezähmten Waldnaab gefiel, sie alle paar Jahre aus ihrer Verankerung zu reißen. 1748 bis 1750 ließ er von Laienbruder Philipp Muttone die Fischhofbrücke endlich aus Stein bauen, dann war dort Ruhe.

Tirschenreuth30.12.2020

Auffangbecken ist weg

Aber das beruhigte die Waldnaab natürlich schon gar nicht. Über 600 Jahre speiste sie die beiden großen Stadtteiche. Als die zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgelassen wurden, war dieses Auffangbecken weg. Aber alle paar Jahre, wenn der normale Flusslauf die Wassermassen der Waldnaab nicht mehr bändigen konnte, dann entstanden diese Teiche für kurze Zeit neu. Und die Tirschenreuther staunten darüber, was über 600 Jahr Alltag war, über die kurzzeitig wiedererstandenen Stadtteiche. Vorbei war dieses alle paar Jahre wiederkehrende Schauspiel erst mit dem Bau des Liebensteiner Speichersees. Aber der war an diesem 10. Juli 1954 noch weit.

Die Wassermassen bahnten sich einen Weg durch die alten Brücke an der Regensburger Straßen (im Hintergrund zu erkennen) entlang des Abzugskanals des Oberen Stadtteiche, der zu Beginn des 17. Jahrhundert in den Oberpfälzer Granit gehauen wurden. Rechts zu erkennen die 1954 in Bau befindliche Marienschule, die dem Hochwasser knapp entging. Ein Jahr später wurde sie eingeweiht. Bild: Archiv Sporrer
Die Wassermassen bahnten sich einen Weg durch die alten Brücke an der Regensburger Straßen (im Hintergrund zu erkennen) entlang des Abzugskanals des Oberen Stadtteiche, der zu Beginn des 17. Jahrhundert in den Oberpfälzer Granit gehauen wurden. Rechts zu erkennen die 1954 in Bau befindliche Marienschule, die dem Hochwasser knapp entging. Ein Jahr später wurde sie eingeweiht.
Von der damaligen „Neulerchenfelder Brücke“ aus verfolgten die Tirschenreuther den Weg der Wassermassen. Bild: Archiv Sporrer
Von der damaligen „Neulerchenfelder Brücke“ aus verfolgten die Tirschenreuther den Weg der Wassermassen.
Dieses Wasser zwängte sich durch die alte Abzugsanlage, die 1219 fertig geworden war. 60 Meter lang, 2,50 Meter breit, bis zu 8 Meter hoch in den Oberpfälzer Granit geschlagen. Bis heute kann dieses Meisterwerk der Teichbautechnik besichtigt werden. Aber diese Massen an Wasser bewältigte die altehrwürdige Abzugsanlage nicht. Die Waldnaab staute sich, sammelt noch mehr Kraft, schoss mit hoher Geschwindigkeit durch die Engstelle und stürzte bei der Sägmühle über das künstlich geschaffene Wehr. Ein wahres Schauspiel, das es so seit den späten 1980er Jahren nicht mehr gibt. Bild: Archiv Sporrer
Dieses Wasser zwängte sich durch die alte Abzugsanlage, die 1219 fertig geworden war. 60 Meter lang, 2,50 Meter breit, bis zu 8 Meter hoch in den Oberpfälzer Granit geschlagen. Bis heute kann dieses Meisterwerk der Teichbautechnik besichtigt werden. Aber diese Massen an Wasser bewältigte die altehrwürdige Abzugsanlage nicht. Die Waldnaab staute sich, sammelt noch mehr Kraft, schoss mit hoher Geschwindigkeit durch die Engstelle und stürzte bei der Sägmühle über das künstlich geschaffene Wehr. Ein wahres Schauspiel, das es so seit den späten 1980er Jahren nicht mehr gibt.
Blick vom Fischhof rüber zur Stadt. Der "Obere Stadtteich" war wieder angefüllt, die evangelische Kirche hatte noch einen Dachreiter und keinen Glockenturm, der Klettnersturm spiegelt sich wider in den Wassermassen des ehemaligen Stadtteiches. Bild: Archiv Sporrer
Blick vom Fischhof rüber zur Stadt. Der "Obere Stadtteich" war wieder angefüllt, die evangelische Kirche hatte noch einen Dachreiter und keinen Glockenturm, der Klettnersturm spiegelt sich wider in den Wassermassen des ehemaligen Stadtteiches.
Hintergrund:

Geschichten, die es wert sind

Im Oktober 2020 ist die "Neue Tirschenreuther Chronik" erschienen. Mit über 500 Seiten und über 1000 Bildern entwickelt sich das fast 40 Euro teure Buch zum absoluten Verkaufsschlager, nicht nur in Tirschenreuth. Obwohl die Geschichte der Kreisstadt von den Nachkriegsjahren bis zum Juli 2020 umfassend erzählt wird, haben es viele interessante Beiträge eben nicht in dieses einzigartige Buch geschafft. In loser Folge wird der Koordinator der Chronik, Thomas Sporrer, in unserer Regionalzeitung immer wieder Geschichten erzählen, die dort nicht enthalten sind oder nur gestreift werden. Geschichten, die es wert sind, dennoch erzählt zu werden.

 
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