Tirschenreuth
26.01.2023 - 11:53 Uhr

Jan-Knap-Schau in Tirschenreuth: Nur die Schönheit zählt

Er studierte bei Gerhard Richter, war im Priesterseminar und diente in der US-Armee. Jan Knap hat ein bewegtes Leben geführt und sich in der Welt der Kunst einen Namen gemacht. Noch bis Mitte Februar stellt er in Tirschenreuth aus.

Es ist ein großer Name fürs "kleine" Tirschenreuth: Noch bis 19. Februar sind im Museumsquartier vor allem großformatige Gemälde des tschechischen Künstlers Jan Knap zu sehen. Der heute 73-jährige Tscheche studierte nach seiner Flucht unter anderem in Düsseldorf beim großen Gerhard Richter. Später lebte und arbeitete er in New York. Heute ist Knap wieder in seiner alten Heimat, im westböhmischen Planá. Und damit schließt sich der Kreis zu seiner laufenden Ausstellung – der kleine Ort bei Marienbad ist die Partnerstadt Tirschenreuths.

Hier, genauer im Museumsquartier, sind aktuell neun Knap-Werke zu sehen. Alle haben sie religiöse Motive, befassen sich mit dem Leben der heiligen Familie, Jesus, Maria und Josef. Diese drei Menschen beschäftigen den Künstler Knap seit Jahrzehnten. Erst 1984 ließ sich der im kommunistischen Tschechien atheistisch erzogene Knap taufen. Später besuchte er für zwei Jahre ein Priesterseminar in Rom. Und auch wenn es nicht bis zur Weihe reichte, christliche Motive prägen bis heute sein Schaffen als Künstler.

Bei der Armee und im Kloster

Die Hinwendung zum Katholizismus war nicht die einzige Wendung in Knaps bewegtem Leben: Mit 20 Jahren floh er aus Tschechien, teils zu Fuß, über Ungarn, Serbien, Slowenien und Italien, in die Bundesrepublik. Hier studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie. In den USA verbrachte er ein Jahr bei der US-Armee und sogar zwei in einem buddhistischem Kloster. Für einige Zeit lebte er in Brasilien. Gemeinsam mit Milan Kunc und dem gebürtigen Rehauer Peter Angermann gründete er die Künstlergruppe "Normal", bis heute verbindet die drei eine enge Freundschaft. Nach der Wende zog es Knap zurück in die alte Heimat. Seit 1992 lebt er nicht weit von der Grenze zur Oberpfalz.

Schon vor drei Jahren wollte das Museumsquartier in Tirschenreuth dem prominenten Bürger der Partnerstadt diese Ausstellung widmen, Corona verzögerte die Schau immer wieder. Bei der Vernissage Ende 2022 stellte der bescheidene Knap dann seine Sicht auf sein Schaffen dar: "Ich bin kein Künstler. Künstler, das ist etwas anderes. Ich male", hatte er damals erklärt.

Kein Platz für das Böse

Jan Šícha, Kurator der Ausstellung und Gründer des Tschechischen Zentrums in München hob die besondere Tiefe der vermeintlich naiven Gemälde hervor: "Knaps Markenzeichen sei es, dem Bösen auf seinen Gemälden keinen Platz zu geben", hatte Šícha erklärt. Mit dieser Sicht kann auch Knap etwas anfangen: Er wolle tatsächlich nur Schönheit malen.

Als Künstler konzentriere er sich auf großflächige Malereien der Heiligen Familie. Hinter dieser Harmonie stecke viel akribische Arbeit und wenig Routine, wie Knap selbst findet. "Im Leben gibt es nichts Alltägliches. Alles ist ein Ereignis. Die meisten Menschen nehmen das Leben als etwas Normales. Es ist aber nicht normal. Das ist der Knaller." Dieses Zitat des Malers ziert die Ausstellungsräume in Tirschenreuth.

Info:

Jan Knap in Tirschenreuth

  • Wo: Museumsquartier, Regensburger Straße 6, Tirschenreuth
  • Wann: noch bis 19. Februar, Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr
  • Was: Neun Werke, in naiver Ausdrucksform, biblische Szenen.
 
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